Die Adler Mannheim warfen noch einmal alles nach vorne. Angriff auf Angriff rollte auf das Berliner Tor zu. Das, was nach 40 Minuten noch wie ein hoffnungsloses Unterfangen ausgesehen hatte, wurde zu einem realistischen Szenario: Nach einem 0:3-Rückstand lag der Ausgleich in der Luft. Er wäre durchaus verdient gewesen, fiel aber nicht mehr. Leon Gawanke (43.) und Ryan MacInnis (54.) brachten die Mannschaft von Trainer Dallas Eakins mit zwei Powerplaytreffern zwar noch einmal auf 2:3 heran, doch die Schlusssirene erlöste die taumelnden Eisbären Berlin. Damit gehen die Adler in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) mit einem 1:2-Rückstand ins vierte Spiel der Play-off-Viertelfinalserie am Sonntag (14 Uhr/SAP Arena).
In den Katakomben der Berliner Arena wirkte Ryan MacInnis trotz des Rückschlags weder enttäuscht noch frustriert, sondern eher aufgeräumt und angriffslustig. „Es ist uns gelungen, das Momentum wieder auf unsere Seite zu ziehen. Das kann noch wichtig werden. Wir müssen am Sonntag einfach da weitermachen, wo wir heute aufgehört haben“, betonte der Adler-Stürmer. Wie seine Teamkollegen, wusste auch der Deutsch-Amerikaner, dass die Mannheimer zwar als Außenseiter ins Duell mit dem Tabellenzweiten der DEL-Hauptrunde gegangen sind, den Berlinern aber auf Augenhöhe begegnen. Mehr noch: In allen drei bisherigen Partien waren die Adler die über weite Strecken bessere Mannschaft. Der 7:1-Sieg in Spiel eins war eine Machtdemonstration, beim 2:4 in Spiel zwei verpassten sie es, nach einer 2:0-Führung weitere Tore nachzulegen. Und am Freitag ließen sie vor allem in den ersten 40 Minuten die notwendige Disziplin vermissen.
MacInnis sah das genauso. „Wir dürfen einfach nicht so viele Strafen nehmen, denn die Berliner bestrafen das“, sagte der Mittelstürmer, der nicht nur die vierte Angriffsreihe mit den jungen Simon Thiel und Yannick Proske anführt, sondern auch im Powerplay in der Formation mit Gawanke, Matthias Plachta, Linden Vey und David Wolf mit seiner Arbeit vor dem gegnerischen Tor wertvolle Arbeit leistet.
Provokation von Ex-Adlerspieler Lean Bergmann wirkt nach
Glück muss man sich erarbeiten, heißt es - nicht nur, aber auch - im Sport. Am Freitag erfüllte sich dies nicht. Die Adler rackerten und rackerten, das Glück stellte sich aber nicht ein. MacInnis konnte ein Lied davon singen. In der neunten Minute hätte es gut und gerne 1:0 für die Gäste stehen können, stattdessen jubelten die Eisbären. MacInnis setzte den Puck an den Pfosten, die Eisbären konterten, Yannick Veilleux traf. Mit zwei Powerplaytoren bauten Kai Wissmann (14.) und Blaine Byron (28.) den Vorsprung auf 3:0 aus, doch die Adler gaben nicht klein bei, obwohl sie hätten verzweifeln können. Bestes Beispiel war der Alleingang von Daniel Fischbuch (24.). Der Außenstürmer traf den Innenpfosten, von dort sprang der Puck an den Körper der starken Eisbären-Torhüters Jake Hildebrand - und von dort an den anderen Pfosten, nicht jedoch über die Linie.
Auch im dritten Vergleich der DEL-Schwergewichte wirkte eine Szene aus Spiel zwei nach. Nach seinem Tor zum 3:2 hatte Lean Bergmann die Adler-Fans beim Jubel mit mehreren Gesten provoziert. Gawanke - ein gebürtiger Berliner - stellte den Ex-Adler und lieferte sich mit ihm einen kurzen Faustkampf. Die DEL reagierte am Freitag und sprach gegen die Widersacher Geldstrafen aus. In der ersten Drittelpause machte MagentaSport den Vorfall und das, was sich daraus entwickelte, zum Thema.
Adler-Geschäftsführer verärgert über Verhalten von Lean Bergmann
Adler-Geschäftsführer Matthias Binder war der Ärger über das unüberlegte Verhalten seines Ex-Spielers deutlich anzumerken. „Als Lean bei uns unter Vertrag stand, haben wir ihm all seine Wünsche erfüllt. Und jetzt das! Da stelle ich mir schon die Charakterfrage. Ich weiß, dass das harte Worte sind, doch dazu stehe ich, dazu steht der ganze Verein.“
Von 2021 bis 2023 hatte Bergmann für die Adler gespielte - aber nicht so oft, wie sich das beide Seiten gewünscht hätten. Verletzungen und eine Herzmuskelentzündung bremsten ihn aus. Die Mannheimer unterstützten ihn nicht nur bei der Reha, sondern stimmten auch zu, als der 25-Jährige mit der Bitte auf den Club zutrat, zum Ligarivalen Iserlohn Roosters zu wechseln, um familiäre Angelegenheiten zu regeln. Was sich hinter den Kulissen abgespielt hat, ist unklar. Fest steht aber: In einem Duell, das ohnehin hitzig geführt wird, ist seit Mittwochabend noch mehr Feuer drin. Beide Seiten versprühen Gift und Galle.
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