Mannheim. Johan Lundskog zog kurz die Augenbrauen hoch. Ob er überrascht sei, dass die Rädchen schon so gut ineinandergreifen, wurde der Trainer der Adler Mannheim am Mittwoch nach der schweißtreibenden Einheit auf dem Eis gefragt. Nach vier Spielen in der Champions Hockey League (CHL) hat der Schwede mit seinem neuen Team zehn von zwölf möglichen Punkten geholt. Hinter den bereits für das Achtelfinale qualifizierten Växjö Lakers (Schweden) und Ilves Tampere (Finnland) sowie dem EHC Red Bull München bedeutet dies für Mannheim den vierten Tabellenplatz.
Aber überrascht? Lundskog verpackte seine Antwort in ein Lob an seine Mannschaft. „Unsere Leistungen reflektieren den Charakter, der im Team steckt“, sagte der seit Montag 39 Jahre alte Schwede.
Schon beim 1:2 nach Penaltyschießen beim CHL-Titelverteidiger Tappara Tampere überzeugten die Adler, drei Tage später belohnten sie sich beim 6:0-Kantersieg in Rauma für eine abermals engagierte Vorstellung. Nun sehen sich die Mannheimer gut gerüstet für den Saisonstart in der heimischen Liga. Zum Auftakt der 30. Spielzeit in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) gastieren sie am Freitag (19.30 Uhr) zum Baden-Württemberg-Duell bei den Schwenninger Wild Wings.
Powerplay ist eine Baustelle der Mannheimer Adler
„Es ist ein Vorteil, dass wir schon vier Champions-League-Spiele absolviert haben. Wenn es um Punkte geht, ist es doch etwas anderes, als wenn du zu einem Testspiel antrittst“, betonte Lundskog, dem viele Bereiche im Auftreten seines Teams bislang gefielen: Der Spielaufbau klappt ordentlich, die Einstellung passt, in Unterzahl stimmen Laufwege und Raumaufteilung. Besonders in einem Bereich gibt es aber noch Luft nach oben: Nachdem das Powerplay vor allem im Trainingslager in Kitzbühel schon ordentlich ausgesehen hatte, war in der Champions League bislang das Gegenteil der Fall. Große Sorgen bereitet das Lundskog aber nicht: „Vor allem die finnischen Teams haben im Penalty Killing sehr aggressiv gespielt. Das hat uns das Leben schwergemacht. In der DEL erwarte ich aber andere Unterzahlsysteme.“
Für das erste DEL-Wochenende – am Sonntag (19 Uhr) kommt der Titelverteidiger aus München in die SAP Arena – hat der Adler-Coach kaum Personalsorgen. Verzichten muss er nur auf Verteidiger Jordan Murray, der eine Drei-Spiele-Sperre aus den Play-offs im Frühjahr absitzt. In der Offensive muss Lundskog die Entscheidung treffen, auf welche Spieler er wegen des Überangebots verzichtet. Namen verriet er am Mittwoch nicht. Er versicherte aber, dass dies ein Luxusproblem sei und er immer anderen Profis eine Verschnaufpause gestatten wird, um die Belastung zu dosieren.
Als bislang konstanteste Reihe bezeichnete Lundskog die Formation Loibl-Kühnhackl-Bennett. Nachdem der Trainer zu Beginn der Vorbereitung Stefan Loibl auf dem Flügel ausprobiert hatte, übernahm der gebürtige Straubinger zuletzt wieder die Mittelstürmerposition.
„Ein neues Trainerteam und eine runderneuerte Mannschaft – da war mir klar, dass am Anfang viel getestet wird“, sagte der 27-Jährige, der in Rauma einen sehenswerten Treffer beisteuerte. „Ab und zu kommt bei mir halt auch mal einer raus“, erklärte Loibl mit breitem Grinsen. „Für mich ist es zwar am wichtigsten, dass ich der Mannschaft helfen kann – und da blocke ich auch gerne mal einen harten Schuss. Ich freue mich aber natürlich, dass ich schon so früh getroffen habe. Dann ist dieses Thema erst einmal erledigt.“
Tom Kühnhackl verstärkt die Mannheimer
Mit Tom Kühnhackl hat die niederbayrische Fraktion bei den Adlern Zuwachs bekommen. Das freut Loibl, der den zweifachen Stanley-Cup-Gewinner seit „einer gefühlten Ewigkeit“ kennt und mit ihm in der Saison 2021/22 beim schwedischen Club Skellefteå AIK zusammenspielte. „Wir sind sehr gute Freunde, standen immer in Kontakt. Klasse, dass Tom jetzt bei uns gelandet ist“, sagte Loibl über den Spieler, den Coach Lundskog als „Schweizer Taschenmesser“ bezeichnete: „Tom kann bei uns jede Rolle übernehmen. Powerplay, Unterzahl, Fünf gegen Fünf – ich kann ihn überall einsetzen.“
Ähnliches gilt für Ryan MacInnis, der auf Linksaußen oder als Center spielen kann. Vor einigen Wochen hatte der in St. Louis (USA) geborene Stürmer einen deutschen Pass erhalten – und die DEL-Konkurrenz wunderte sich. „Meine Großeltern sind aus Berlin nach Calgary ausgewandert, als meine Mutter noch ein kleines Kind war“, bringt MacInnis Licht ins Dunkel.
Nachdem er vor einem Jahr erst während der laufenden Runde nach Mannheim gekommen war, profitiert MacInnis nun davon, die Saisonvorbereitung mit dem Club absolviert zu haben. „Der Anpassungsprozess ist jetzt längst abgeschlossen, ich kann mich voll und ganz auf Eishockey konzentrieren“, betonte der 27-Jährige, der vor allem vor einer Woche in Tampere eine starke Leistung gezeigt hatte.
Bei all den positiven Ansätzen verwundert es nicht, dass Lundskog mit dem von ihm und seinen Kollegen angestoßenen Prozess bislang zufrieden ist. Sogar eine Identität des Teams zeichne sich schon ab. „Wir wollten keine vorgeben, sondern haben gesagt, dass sie sich entwickeln soll. Wir sind ein hart arbeitendes, hart checkendes Team. Das passt zu unserer Stadt, der Organisation und den Fans“, unterstrich Lundskog.
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