Ried. Beim vereinsinternen Derby zwischen der ersten und der zweiten Mannschaft des FC Olympia Lampertheim (3:0) trieb es Patrick Andres in puncto Liebe zum Detail auf die Spitze. Weil die „Erste“ offiziell die Gastmannschaft war, legte der FCO-Sportchef fest: Die Tormusik wird nur bei Treffern der gastgebenden 1b abgespielt. Beim D-Liga-Duell zwischen Olympia II und Olympia I am 20. September hatte Scooter also Sendepause.
„Maria (I like it loud)“ – Kenner dürfen auch „Döp döp döp, dö dö döp, döp, döp“ sagen – erfreut sich im Ried großer Beliebtheit. Neben dem FC Olympia setzen auch Eintracht Bürstadt und die FSG Riedrode II auf die Klänge von H.P. Baxxter und Kollegen. Eine sichere Wahl, wie ein Blick in die Bundesliga beweist: Mit Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Heidenheim spielen gleich zwei Erstligisten „Maria“ nach Toren ab. Auch der HSV vertraut auf Scooter, wobei die Fans der Rothosen „Always Hardcore“ seit jeher in „Always Hamburg“ umtexten.
Einen so engen Bezug zwischen einem Team und einem Lied gibt es im Ried nicht. Dazu fehlt wohl schlichtweg der größere lokale Kontext, der etwa den „Narrhalla-Marsch“ mit Mainz 05 oder den Karnevals-Hit „Wenn et Trömmelche jeit“ mit dem 1. FC Köln verbindet. Manchmal macht es aber eben auch die Mischung – im wahrsten Sinne des Wortes. „Wenn unsere kroatischen Spieler ein Tor schießen, spielen wir ‚Barabar‘ von Jana ab“, erklärt FSG-Vorstandsmitglied Fabian Kreiling: „Bei der ersten Mannschaft sind es verschiedene Jingles unseres Stadionsprechers Marcel Kilian.“
Torhymnen im Ried. VfR Bürstadt setzt auf Gigi d’Agostino
Auch beim VfR Bürstadt ist nichts für die Ewigkeit. Früher, als der heutige B-Ligist noch im Robert-Kölsch-Stadion spielte, hallte bei Toren meistens „Rama Lama Ding Dong“ von Rocky Sharpe and the Replays aus den Boxen. Mittlerweile setzen die Schwarz-Weißen auf „L’Amour toujours“ von Gigi d’Agostino. Der „Sylt-Debatte“, die 2024 vielerorts ein Abspielverbot für den unschuldigen Eurodance-Hit zur Folge hatte, trotzt der VfR. „Rama Lama Ding Dong“ erklingt zurzeit auf dem Sportplatz des FV Hofheim. „Wir sind aber flexibel“, stellt FVH-Sportvorstand Alexander Krämer klar.
Der Großteil der Ried-Clubs hat übrigens gar keine Torhymne. „Bei uns hat keiner die Muße, den Stadionsprecher zu spielen“, begründet Jens Stark. Entsprechend gebe es auch keine Einlaufhymne, erläutert der Trainer der SG Nordheim/Wattenheim. In der Kabine des B-Ligisten dürfen Hits wie „Eye of the Tiger“ von Survivor oder „Ohne mein Team“ von Bonez MC und RAF Camora jedoch nicht fehlen.
Auch die Teams von Alemannia Groß-Rohrheim, FV Biblis und VfB Lampertheim kommen ohne Torhymne aus. Ein absolutes Muss scheint die Begleitmusik ohnehin nicht zu sein. „Wir genießen den Jubel der Fans und der Mannschaft“, merkt Cem Duman, der Trainer der SG Waldesruh/Azzurri – und klingt ein wenig wie Christian Arbeit. „Die Leute können sich über ein geschossenes Tor fantastisch von allein freuen“, sagte der Pressesprecher von Union Berlin – dem einzigen Bundesligisten ohne Torhymne – einst der „Neuen Zürcher Zeitung“.
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