Bürstadt. Damit hatte Thomas Bär selbst nicht gerechnet. Der Bobstädter Tennisspieler wollte sich während der spielfreien Zeit in der Medenrunde eigentlich nur fit halten. Da kam die Deutsche Meisterschaft der Altersgruppe H35 in Worms gerade recht. Doch am Ende sorgte 42-Jährige mit seinem zweiten Platz für eine große Überraschung. „Mit diesem Erfolg konnte man nicht rechnen, zumal ich als 42-Jähriger in einer niedrigeren Altersklasse angetreten bin“, bilanzierte Bär gegenüber dieser Redaktion.
Zum Tennis kam Thomas Bär bereits im Kindesalter durch seinen Vater: „Wir wohnten nur etwa 100 Meter von der Anlage der TG Bobstadt entfernt. Mit sechs oder sieben Jahren habe ich dort angefangen“, erinnert er sich zurück. Zwar probierte sich Bär in der Jugend auch im Fußball und Handball aus, seine Liebe blieb aber beim gelben Filzball.
Mit 18 Jahren zum TC Biblis
Im Alter von 18 Jahren wechselte Bär zum TC Biblis und spielte dort für sieben Spielzeiten in der Gruppenliga. Danach folgten Stationen beim TC Olympia Lorsch, mit dem er in der Verbands- und Hessenliga spielte und 2006 sogar in der Oberliga Rheinland/Pfalz, der damals dritthöchsten Spielklasse Deutschlands, aufschlug.
Im jungen Erwachsenenalter wäre für ihn sogar eine Profi-Karriere möglich gewesen, verriet Bär: „Die Universität von Tennessee bot mir ein 100-prozentiges Sportstipendium an.“ Deren Mannschaft spielte bereits damals in der First Division. Der Kontakt zu deren Headcoach kam laut Bär durch einen guten Freund zustande.
Thomas Bär: „Mir war das Risiko damals zu groß“
Letztlich entschied er sich jedoch für seinen bereits in Deutschland unterschriebenen Studienvertrag: „Als junger Mensch wäre das ein prägender Schritt gewesen. Mir war das Risiko damals aber zu groß, deshalb stand das nie ernsthaft zur Debatte“, sagte Bär und ergänzte: „Ich bin seit jeher sehr heimatverbunden und wollte nicht so weit weg von Familie und Freunden.“
Mit Anfang 30, als junger Familienvater, kehrte Bär zu seinem Heimatverein, der TG Bobstadt, zurück, wo er sich neben seiner Spielertätigkeit auch als Jugendtrainer engagierte. Seit drei Jahren steht Bär im Dienst des Gruppenligateams von BW Bensheim, ist der TG Bobstadt aber weiterhin treu geblieben. Mittlerweile sind auch seine drei Töchter und seine Frau Clubmitglieder.
Planung des Familienurlaubs geriet ins Wanken
Apropos Familie: Da der 42-Jährige so ein starkes Turnier bei den Deutschen Meisterschaften spielte, kamen die internen Familien-Pläne ein wenig aus dem Gleichgewicht. „Das Finale kam für mich völlig unerwartet. Eigentlich habe ich eher damit gerechnet, dass in der ersten oder zweiten Runde Schluss sein würde. Ich wollte am Sonntag ja bereits im Familienurlaub sein“, sagte Bär mit einem Grinsen.
Doch stattdessen sprang für den Tennis-Crack aus dem Ried der größte Erfolg seiner Laufbahn heraus. Als ungesetzter Spieler marschierte Bär bis ins Halbfinale. Hier setzte er sich gegen Matias Can (Heidelberg), der im dritten Satz aufgeben musste, durch und zog ins Finale ein. In diesem musste sich Bär am Ende aber dem mehrfachen Deutschen Meister Sebastian Schiessl aus Straubing geschlagen geben.
Thomas Bär entscheidet im Finale den ersten Satz für sich
Dabei war er keinesfalls chancenlos gewesen, entschied sogar den ersten von zwei Gewinnsätzen für sich. „Auch danach hatten wir noch einige gute Ballwechsel. Am Ende war mein Tank aber leer, da musste ich den anstrengenden Spielen zuvor etwas Tribut zollen. Alles in allem bin ich aber mega zufrieden“, sagte Bär, der auch von der zahlreichen Unterstützung des Publikums, das für beste Stimmung sorgte, begeistert war: „Dafür möchte ich mich bei allen noch einmal extra bedanken. Das hat richtig Spaß gemacht und hat mich zusätzlich angetrieben.“
Sei Blick richtet sich nun aber auf die aktuelle Saison. In dieser hofft Bär mit seinem Bensheimer Team auf den großen Wurf: „Nachdem wir im vergangenen Jahr schon in die Verbandsliga aufgestiegen sind, könnte es diesmal mit dem Aufstieg in die Hessenliga klappen.“ Direkt im ersten Spiel nach der Sommerpause treffen die Bensheimer dabei auf Hauptkonkurrent TC Steinbach.
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