Fußball - Millionär Stefano Trizzino will den Dorfverein SV Hummetroth bei Höchst in die Gruppenliga führen – und gerne auch noch ein bisschen höher / Budget von 250 000 Euro in der A-Liga?

Der „Hopp aus dem Odenwald“ hat große Pläne

Von 
Bernd Graber
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Firmenchef Stefano Trizzino mischt die Fußballszene im Odenwald auf. © Bernd Graber

Hummetroth. Als der „Mann mit den Moneten“ und „Kreisliga-Hopp“ bezeichnet die „Bild“ den 54-jährigen Sizilianer und druckt ein Foto mit seinem roten Ferrari F8. Sponsor, Gönner, Sportlicher Leiter des SV Hummetroth – „nennen Sie mich, wie Sie wollen“, meint Stefano Trizzino, der die Fußballszene im Odenwaldkreis gehörig aufmischt. Wo sonst in der 9. Liga in Deutschland fliegt der „Capo“ für sein Hobby schon zu den Spielen eigens aus Mailand ein? Wenn der Geschäftsführer eines Unternehmens für elektronische Systeme (Electric Systems) weiter so die Welle macht, wird diese über kurz oder lang auch nach ganz Südhessen schwappen. 2024 soll der SVHummetroth nämlich in der Gruppenliga spielen – weitere Aufstiege sind ausdrücklich nicht ausgeschlossen.

Die Meisterschaft in der Kreisliga A Odenwald ist für die Mannschaft von Ex-Bundesligaprofi Thomas Epp (Eintracht Frankfurt und VfL Bochum) jedenfalls nur noch Formsache: Mit 15 Siegen und 77:3 Toren führt der SV Hummetroth mit 45 Punkten die Tabelle vor dem TSV Günterfürst (34) an. Aus den nur noch sechs verbleibenden Spielen braucht man im Play-off, das im Odenwald-Kreis gespielt wird, acht Punkte zum Titel.

Mit der „zusammengekauften Star-Truppe“, wie öfter zu hören ist, sind Trizzino und der Verein bei der Konkurrenz nicht gerade wohlgelitten. Es gab persönliche Anfeindungen, „aber damit muss man in unserer heutigen Gesellschaft leben“. Beerfelden und Brensbach traten etwa schon gar nicht an. Doch Trizzino, der mit sechs Jahren aus Italien in den Odenwald kam und dort aufwuchs, ficht das nicht an. „Ich bin ein Fußballverrückter und will der Region etwas zurückgeben“, sagt Trizzino, der selbst beim SV Hummetroth kickte und dessen Sohn Luca als A-Jugendspieler ein Zweitspielrecht hat. Gute Fußballer sollten künftig die Möglichkeit haben, in ihrer Heimat höherklassig zu spielen.

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red
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2017 stieg der Millionär beim damaligen C-Ligisten ein, als sein Neffe Pascal Trizzino Spielertrainer wurde. Der SV Hummetroth, der 2008 unter Trainer Amir Imsirovic (heute Sportdirektor von Eintracht Wald-Michelbach) schon einmal in der Gruppenliga spielte, war bis in die D-Liga durchgereicht worden. Es folgten zwei Aufstiege, 2019 überwarf sich der Trainer mit dem Vorstand und ging. Trizzino aber blieb, „denn ich hatte schon zu viel investiert“. Jetzt wollte es der Autonarr aber richtig machen und gab Gas wie in einem seiner italienischen Sportwagen. Anfangs war Thomas Epp skeptisch gewesen und verspürte wenig Lust auf die Odenwälder A-Liga und Gegner, die Hetzbach, Sandbach oder Finkenbachtal heißen. Dochals der 53 Jahre alte ehemalige Profi und Erfolgstrainer des SV Erzhausen, von Viktoria Urberach und Hessen Dreieich vor einem Jahr in die Gespräche mit dem Vorsitzenden ging, konnte ihm Trizzino das Projekt schnell schmackhaft machen. „Stefano ist ein sehrangenehmer Mensch. Er hat schon sehr vielen Spielern beim SV Hummetroth geholfen, das wissen viele gar nicht. Er macht das einfach, weil es ihm Spaß macht und er es sich leisten kann“, sagt Epp.

Hessenliga als „Grenze“

Wichtig für den neuen Trainer war nicht nur die Mannschaft, sondern auch die Infrastruktur in Hummetroth. Der in die Jahre gekommene Rasenplatz wurde aufgefrischt, Kabinen, Funktionsgebäude und Clubheim mit Wirtschaft – alles soll tipptopp hergerichtet werden. Mit neuer Sauna, Whirlpool und Fitnessraum will Trizzino „professionell ein Zeichen“ setzen, dass er es ernst meint. „Ich investiere ja nicht nur in die Mannschaft. Gerade am Anfang musste von Bällen bis Trainingsanzüge alles gekauft werden. Es war kaum etwas da“, sagt Trizzino.

Konkrete Zahlen will er nicht nennen, beziffert das Budget in dieser Saison aber auf rund 90 000 Euro. „Aber wie gesagt, darin ist alles enthalten. Nicht nur die Spieler.“ Die „Bild“ hat 250 000 Euro hochgerechnet. Wenn so weit alles erst einmal stehe, dann könne der Sponsor vielleicht noch mehr in die Mannschaft stecken, aber unbegrenzt Mittel habe er auch nicht. In seiner Firma für Messtechnik kann Trizzino den Spielern Arbeits- oder Ausbildungsplätze anbieten, hinzu kommen ein renommierter Trainer und beste Trainingsbedingungen – das locke schon den einen oder anderen an. Geld werde natürlich auch gezahlt, redet Trizzino nicht um den heißen Brei herum: „Aber das muss inzwischen jeder Verein in der A-Klasse tun, der etwas erreichen will.“

Dabei ist ihm an einem guten Verhältnis mit den Nachbarclubs gelegen. „Wir haben bewusst darauf verzichtet, die umliegenden Vereine im Odenwald abzugrasen, sondern lieber Verstärkungen von weiter weg geholt.“ Möglicherweise wird mit einem Verein eine Spielgemeinschaft eingegangen, um eine zweite Mannschaft melden zu können. „Warum soll es kein Miteinander geben?“

Im Fußballgeschäft gibt es immer wieder Investoren und Sponsoren, die den Geldhahn auftrehen und über kurz oder lang wieder verschwinden. Dann kommt das böse Erwachen und den Vereinen droht oft der Absturz. Im Kreis Bergstraße ist es vor zehn Jahren dem FC Einhausen und dem VfR Bürstadt so ergangen, als Trainer Manfred Hönig wegen Steuerhinterziehung ins Gefängnis musste.

Stefano Trizzino weiß um die Vorbehalte. „Falls ich mal nicht mehr da sein sollte, behält der Verein alles, was ich auf dem Sportplatz baue“, sagt der Mäzen. Der SV Hummetroth hat mit zwei Aufstiegen den Turbo-Durchmarsch in die Gruppenliga fest eingeplant. . „In der Gruppenliga fängt es für mich mit dem Fußball an. Und wenn es so weit ist, dann schaue ich mal, wie viel Spaß mir das alles noch macht“, sagt Trizzino, der die Hessenliga als eine natürliche Grenze bezeichnet – mehr gehe auf keinen Fall.

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