Mannheim. Als die vierminütige Nachspielzeit begann, versuchten die Fans des SV Waldhof noch einmal mit mehr Lautstärke, ihrem Team neue Energie zu senden. Aber der Rückenwind von den Tribünen half nicht mehr. Nach dem 2:2 (2:2) gegen den SC Verl wartet der Mannheimer Drittligist weiter auf den ersehnten nächsten Dreier.
Trotz einer vor allem in der ersten Halbzeit überzeugenden Vorstellung reichte es nur zu einem Remis – seit nunmehr sieben Spielen warten die Kurpfälzer in der 3. Liga auf ein Erfolgserlebnis. „In einem normalen Spiel steht es zur Halbzeit 3:0 oder 4:0, dann ist das Ding gegessen. Es war insgesamt eine wahnsinnig gute Leistung. Wir haben vieles richtig gemacht, bis auf die zwei Gegentore“, analysierte SVW-Trainer Bernhard Trares. „Was uns einfach leider fehlt, ist ein Dreier. Aber wem soll man da einen Vorwurf machen? Die Mannschaft haut alles raus, das sieht man. Das Glück wird zurückkommen.“
Waldhof-Neuzugang Andre Becker trifft direkt
Die Mannheimer gingen durch ein Eigentor von Marcel Benger (35.) in Führung, Verl drehte nach einem weiteren Eigentor von Henning Matriciani (42.) und durch Dominik Steczyk (45.) kurzzeitig die Partie, bevor der neue Mittelstürmer Andre Becker noch vor der Pause mit seinem ersten Treffer für den SVW das 2:2 erzielte (45.+2). In der Tabelle liegt der SV Waldhof (23 Punkte) vor den Sonntagsspielen zwei Zähler vor der Abstiegszone. Allerdings können Hannover 96 (21 Punkte, gegen Sandhausen) und auch RW Essen (20 Punkte, in Bielefeld) den Rückstand noch verkürzen.
Trares baute seine Startelf nach dem 0:1 bei Viktoria Köln um. Fünf Neue standen auf dem seifigen Rasen im Carl-Benz-Stadion: Dem Spiel drohte sogar eine Absage, weil die Rasenheizung offenbar zu spät angeschaltet worden war. Erst eine Platzbegehung mit Schiedsrichterin Fabienne Michel zwei Stunden vor dem Anpfiff gab es grünes Licht. „Wir haben hier zu Regionalliga-Zeiten schon auf Schnee gespielt. Der Platz ist top“, sagte Trares vor dem Anpfiff bei „MagentaSport“.
Beim SVW begann Neuzugang Becker neben Kennedy Okpala, auch Tim Sechelmann, Arianit Ferati und Maximilian Thalhammer rückten in die erste Elf. Lukas Klünter (Gelbsperre), Rico Benatelli (Infekt), Kelvin Arase, Nicklas Shipnoski und Felix Lohkemper (alle Bank) fehlten im Vergleich zum Köln-Spiel.
Furiose erste Hälfte zwischen Mannheim und Verl
8407 Zuschauer sahen eine furiose erste Halbzeit, in der alles drin war. Der SVW zeigte einen ganz starken Auftritt: Verl bekam durch aggressives Pressing kaum Luft zum Atmen, die Mannheimer Dominanz mündete früh in mehrere gute Gelegenheiten. Mit dem altbekannten Problem: Der Ball ging bei Malte Karbsteins Kopfball (12.), Beckers freiem Abschluss (14.) und einem Versuch per Kopf vom neuen Mittelstürmer (20.) weiterhin nicht über die Linie.
Die acht Spiele in Folge unschlagenen Verler wirkte überrumpelt, zeigten bei Dominik Steczyk Großchance aus kurzer Distanz, die SVW-Schlussmann Jan-Christoph Bartels mit einem starken Reflex parierte (28.) aber kurz auch einmal, warum sie das formstärkste Team der 3. Liga stellen. „Wir haben in der ersten Halbzeit ein unglaubliches Spiel gemacht und Verl als beste Ballbesitzmannschaft der Liga zu extrem vielen Fehlern gezwungen. Weil wir super angelaufen sind, weil die Jungs das wahnsinnig gut umgesetzt haben“, lobte Trares.
Irgendwie symptomatisch für die blau-schwarzen Problem der vergangenen Monate war jedoch, dass der erste Rückrundentreffer einem Eigentor entsprang. Der überragende Arianit Ferati stellte eine Szene mit einer Flanke scharf, Tim Sechelmann brachte den Ball nach innen, wo Okpala den Verler Marcel Benger derart bedrängte, dass dieser ins eigene Tor schoss (35.).
Doch die enorm unterhaltsame erste Halbzeit sollte noch mehrere Wendungen bereithalten. Zunächst ließ Lars Lokotsch Karbstein aussteigen – am Fünfmeterraum bugsierte plötzlich der Mannheimer Henning Matriciani die Kugel über die eigene Linie (42.). Drei Minuten später hatte Verl die Partie sogar gedreht, als sich Dominik Steczyk gegen Matriciani durchsetzte und hoch ins kurze Eck zum 1:2 abschloss (45.). „In der Szene waren wir zu gierig und sind zu früh rausgerückt“, meinte Coach Trares.
Das wäre gemessen an den Spielanteilen ein geradezu absurdes Pausenergebnis gewesen, das aber Neuzugang Becker in der zweiten Minute der Nachspielzeit ein wenig begradigte, als er stark den Ball gegen zwei Innenverteidiger behauptete und zum 2:2 traf – das erste Ligator für die Leihgabe von Arminia Bielefeld in dieser Saison, sein erster Profitreffer für seinen Jugendverein SV Waldhof (45.+2). „Der ersten Halbzeit haben wir ganz klar unseren Stempel aufgedrückt. Wenn wir da in der einen oder anderen Situation glücklicher sind, steht es 2:0 oder sogar 3:0. Dann fahren wir das sicher nach Hause“, sagte der überzeugende Debütant Becker. Es sei ein „unglaubliches Gefühl“ gewesen, ins Carl-Benz-Stadion einzulaufen.
SV Waldhof - SC Verl 2:2 (2:2)
SV Waldhof: Bartels - Yigit, Matriciani, Karbstein, Sechelmann - Rieckmann, Sietan (84. Kobylanski), Thalhammer, Ferati (90. Arase) – Okpala (84. Shipnoski), A. Becker (66. Abifade).
SC Verl: Schulze - P. Kammerbauer, Gruber, F. Otto (79. Mikic), Kijewski - Benger, Gayret (79. Gerhardt), Y. Otto (54. Stark), Taz - Lokotsch, Steczyk (72. Onuoha).
Tore: 1:0 Eigentor Benger (35.) 1:1 Eigentor Matriciani (42.) 1:2 Steczyk (45.) 2:2 Becker (45.+2).
Beste Spieler: Ferati, Bartels, Becker/Schulze, Steczyk.
Gelbe Karten: Ferati/F. Otto, Kijewski, Gruber.
Schiedsrichterin: Fabienne Michel (Gau-Odernheim).
Zuschauer: 8407.
Nächstes Spiel: 1. FC Saarbrücken – SV Waldhof, Samstag, 8. Februar, 14 Uhr.
Nach der Pause ging es so spektakulär weiter: Keine 20 Sekunden waren im zweiten Abschnitt gespielt, als der sehr präsente Thalhammer den Ball stark eroberte, Okpala aber aus wenigen Metern an Verls Torwart Philipp Schulze scheiterte (46.). „Es ärgert mich schon, dass ich den nicht gemacht habe“, sagte der 20-Jährige nach dem Spiel. Auf der anderen Seite musste Bartels nach einer Standardvariante gegen den Ex-Waldhöfer Berkan Taz retten (48.). Und bei Lokotschs gut platziertem Kopfball musste sich der Mannheimer Keeper ganz lang machen, um das 2:3 zu verhindern (57.).
Verl blieb ein äußerst gefährlicher Gegner, der SVW musste bei allem Offensivdrang auf die Balance im Spiel achten. Der ganz große Druck ebbte ab, was sicher auch schwindenden Kräften geschuldet war. Der für Becker eingewechselte Samuel Abifade spielte eine 3-gegen-2-Situation nicht gut aus (71.). „Da hätten wir den Sack zumachen müssen“, sagte Trares. Bei Seyhan Yigits Flanke fehlten Abifade wiederum nur Zentimeter, um den Ball vor Keeper Schulze zu erreichen (77.). Es blieb beim 2:2 – der Frust darüber saß nicht nur bei Torhüter Bartels tief. „Es ist sehr bitter, dass wir wieder ohne Sieg dastehen. Wir haben viel Aufwand betrieben und ein gutes Spiel gemacht. Die zwei Gegentore waren zu leicht heute“, sagte der Keeper.
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