Mannheim. Die Verabschiedung fiel improvisiert aus. Der Trainer, den die Fans in ihr Herz geschlossen hatten, stand auf einer Mauer. „Es gibt nur einen Bernhard Trares“, sangen die Waldhof-Anhänger, die sich draußen vor dem Carl-Benz-Stadion versammelt hatten. Es war Juli 2020, die Corona-Pandemie sorgte dafür, dass Heimspiele nur ohne Zuschauer ausgetragen werden durften.
Doch Bernhard Trares wollte es sich trotz der schwierigen Begleitumstände nicht nehmen lassen, persönlich Abschied zu nehmen. Also winkte er nach dem letzten Saisonspiel, einem 0:0 gegen den FSV Zwickau, zurück in Richtung der Fans, die ihn als einen der ihren feierten. Ein bisschen schüchtern wirkte der Heppenheimer – und sehr stolz.
An seinem bis dahin letzten Arbeitstag für den Mannheimer Drittligisten wurde dem Aufstiegstrainer die Würdigung zuteil, die er sich in zweieinhalb außergewöhnlichen Jahren beim SVW verdient hatte. „Das war schon sehr emotional, ich hatte eine tierische Verbindung zu den Fans“, sagte Trares.
Was Spieler über Bernhard Trares sagen
Eine sehr besondere Verbindung, die am Samstag (14 Uhr) wieder aufleben wird, wenn der Ex-Profi gegen den VfL Osnabrück seine Rückkehr auf die Waldhof-Bank feiert. Doch wie ist sie entstanden, diese riesige Zuneigung, fast Liebe der Mannheimer Fans zu diesem unprätentiösen Fußballlehrer? Eine Spurensuche.
Wenn man heute mit früheren Waldhof-Profis aus jener Zeit spricht – bis auf Marcel Seegert ist ja niemand mehr da – hört man kein schlechtes Wort über Bernhard Trares. Im Gegenteil, alle reden positiv über den Meistermacher aus Südhessen. „Er ist ein geiler Typ, der es geschafft hat, den Sauhaufen zu einem richtigen Team zu formen. Dementsprechend lief es dann auch. Der Coach hat ein sehr gutes Händchen bei Transfers gehabt und die richtige Mischung zwischen Zuckerbrot und Peitsche gefunden“, schwärmt zum Beispiel Markus Scholz, der Torhüter der Aufstiegsmannschaft.
Anthony Loviso, damals Scout und nun Sportlicher Leiter beim SVW, entschied sich auch aufgrund der menschlichen Eigenschaften von Trares dafür, ihn als Nachfolger von Marco Antwerpen zurückzuholen. „In seiner ersten Amtszeit war Bernhard eine Art Vaterfigur für die Jungs. Er nimmt die Spieler in Schutz, ist aber auch klar und deutlich zu ihnen“, sagt der Sportchef.
Warum Trares bei Waldhof Mannheim nicht nur als Trainer verehrt wird
Trares hat in seinen 20 Jahren als Profi bei Vereinen wie Werder Bremen, Darmstadt 98, 1860 München oder auch dem SV Waldhof hautnah erlebt, was es braucht, damit eine Mannschaft funktioniert. Aus diesem Erfahrungsschatz speist sich seine tägliche Arbeit. „Er hat ein klares System und klare Vorgaben. Bernhard Trares macht eine gute Ansprache und hält das Ganze ziemlich einfach“, beschreibt Ex-Waldhof-Spieler Simon Tüting seine Arbeitsweise.
Dennoch war es nicht so, dass Trares in seiner ersten Amtszeit keine Widerstände hätte überwinden müssen. Klar, die Regionalliga-Meisterschaft 2019 und die damit verbundene Rückkehr in den Profifußball, überstrahlt im Rückblick alles. Aber der Heppenheimer stand eben auch an der Seitenlinie, als im Mai 2018 Chaoten aus dem Waldhof-Block im Rückspiel der Relegation gegen den KFC Uerdingen mit dem Abfeuern von Pyrotechnik für einen Spielabbruch sorgten. Ein Eklat, der den Verein in seinen Grundfesten erschütterte. Aber auch diese schweren Zeiten moderierte Trares mit der ihm eigenen Gelassenheit.
Beim SV Waldhof verehrten sie ihn deshalb nicht nur als erfolgreichen Trainer, der attraktiven, offensiven Kombinationsfußball spielen ließ, sondern vor allem als Menschen. Als jemand, der keine Allüren zeigte, der volksnah war, ohne sich anzubiedern – und der sich total mit dem SVW identifizierte. „Wenn du dich für einen Verein entscheidest, musst du brennen.“ So lautet sein legendärer Spruch.
Als der Fanclub „Doppelpass“ Trares im Jahr 2020 mit dem Titel „Barackler des Jahres“ ehrte – ein Preis für besondere Leistungen um den SV Waldhof – hieß es in der Laudatio: „Trares‘ Arbeit beim Waldhof ließ immer Haltung und Werte erkennen, die ihn zu einem würdigen Repräsentanten des Waldhofs – zu einem „echten Waldhöfer“ – machen: Bodenhaftung, Aufrichtigkeit, Loyalität und Leidenschaft.“ Das fasst es gut zusammen.
Nach Ausbruch von Corona geht die erste Amtszeit zu Ende
Als die Pandemie ausbrach, stand Trares mit dem SV Waldhof auf Platz zwei in der 3. Liga. „Ohne Corona wären wir aufgestiegen“, sagte er später. Doch nachdem der Spielbetrieb unterbrochen worden war, setzte der damalige Geschäftsführer Markus Kompp die Profis auf „Kurzarbeit null“. Was die Einstellung des Trainingsbetriebs zur Folge hatte. „Wenn jeder nur noch daheim rumsitzt, ist die Fitness natürlich dahin, die wir uns hart erarbeitet haben. Wenn es dann weitergehen soll, hast du eine Truppe, die nichts mehr drauf hat“, zürnte Trares. Als die Saison im Sommer 2020 zu Ende gespielt wurde, stürzten die Mannheimer noch auf den neunten Rang ab.
Nachdem ihm der Verein nur eine Vertragsverlängerung um ein Jahr angeboten hatte und es zu Differenzen mit Sportchef Jochen Kientz kam, verließ Trares Mannheim. Als Aufstiegsheld.
Vier Jahre später ist er zurück. „Ich liebe den Verein“, sagte Bernhard Trares am Mittwoch. Man darf davon ausgehen, dass die Waldhof-Fans diese Zuneigung bei seinem Comeback am Samstag im Carl-Benz-Stadion erwidern werden.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Der Kult-Trainer kehrt zum SV Waldhof zurück: Ist Bernhard Trares die richtige Wahl?