Fußball - Aus der U 23 des Drittligisten schaffte es der 20-jährige Koreaner Shinhyung Lee zuletzt zwei Mal auf die Profi-Bühne / Große Entwicklung in relativ kurzer Zeit

Waldhofs „Morgenstern“ blitzt kurz auf

Von 
Andi Nowey
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Shinhyung Lee wurde zuletzt auch in Ingolstadt eingewechselt und zeigte sich erneut sehr beweglich am Ball. © pix

Mannheim. Es lief die 84. Minute im Spiel des SV Waldhof Mannheim gegen den SV Meppen (0:1), als auf der Wechseltafel die Nummer 34 aufleuchtete. Routinier Marco Schuster machte Platz, in die Partie kam die letzte Offensivwaffe, die Trainer Patrick Glöckner noch auf der Bank hatte: Shinhyung Lee. Shinhyung wer? Die Waldhof-Fans am Bildschirm und am Live-Ticker dürften sich verwundert die Augen gerieben haben, denn der koreanische Angreifer, dessen Name übersetzt „leuchtender Morgenstern“ bedeutet und der erst am 2. März seinen 20. Geburtstag gefeiert hatte, flog bislang eher unter dem Radar.

Durch die Verletzung von Gerrit Gohlke war Lee, der zu Saisonbeginn für die U 23 in der Verbandsliga vorgesehen war, für das Meppen-Spiel überhaupt erst in den 18-Mann-Kader gerutscht. Dass er dann in der Schlussphase sogar ran durfte, war zum einen der Lohn für seine Trainingsleistungen, zum anderen verfolgte Trainer Patrick Glöckner für den Schlussakt der Partie noch einen letzten Plan.

„Torgefährlich und wendig“

„Er ist torgefährlich, wendig, antrittsschnell und zäh. Einer wie er wird schnell mal abgeräumt und es springt ein Elfmeter oder Freistoß raus. Wenn du in so einem Spiel einen jungen Spieler reinbringst, die machen sich meistens keinen Kopf“, hoffte Glöckner auf die Unbekümmertheit und Frische des kleinen Koreaners. Dass es der sprichwörtliche Sprung ins kalte Wasser war, bestätigt auch Lee, der zwar keine Akzente mehr setzen konnte, aber zumindest mit seiner Beweglichkeit sein Potenzial andeutete, in einer Drangphase noch für Wirbel sorgen zu können. „Als ich zur Einwechselung gerufen wurde, war mein Kopf ziemlich leer. Dann ging alles sehr schnell. Man hat nicht viel Zeit nachzudenken, aber das war vielleicht auch ganz gut so“, sagt Lee lachend, der noch bis zu seinem 14. Lebensjahr in Korea gespielt hat und anschließend über die TSG Hoffenheim, den 1. FC Kaiserslautern und den FC Astoria Walldorf an den Alsenweg gekommen ist. Entdeckt hatte ihn U-23-Coach Oscar Corrochano.

Von seinen Mitspielern erfuhr er vor, während und nach seinem Einsatz viel Unterstützung. „Nach dem Spiel gegen Meppen haben mir die Jungs gratuliert und versichert, dass ich gut reingekommen bin und ordentlich gespielt hätte. Das gleiche Feedback habe ich auch von Trainer Glöckner und Sportchef Jochen Kientz bekommen“, freut sich Lee, dass sein Einstand trotz der Niederlage zumindest ein persönliches Erfolgserlebnis bedeutete.

Seit November bei den Profis

Glöckner lobte das Engagement des Offensivspielers, er weiß aber, wo Lee noch nachlegen kann: „Er muss noch mehr Mut kriegen und das, was er im Training zeigt, auch im Spiel rotzfrech bringen.“ Dennoch ist es eine erstaunliche Entwicklung, die der junge Spieler durchgemacht hat. Erst im November 2020, als der zweite Lockdown begann und damit auch der Trainingsbetrieb der Verbandsliga-Mannschaft auf Eis gelegt war, wurde Lee in das Training der Profis hochgezogen.

„Anfangs habe ich gemerkt, dass der körperliche Einsatz viel höher ist. Daher war ich auch vor und nach dem Training noch im Kraftraum“, schildert er seine Erfahrungen nach den ersten Wochen mit dem Drittliga-Team.

Nach den sechs Minuten gegen den SV Meppen durfte Lee, der für eine individuelle Spielvorbereitung auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung achtet und zur Anregung der Konzentration koreanische Musik hört, auch bei der anschließenden 0:1-Niederlage beim FC Ingolstadt 04 für die letzten Minuten aufs Feld. Dass es noch nicht die besonders üppigen Einsatzzeiten für ihn sind, stört ihn nicht. Jede gespielte Minute platziert er unter der Rubrik „Erfahrung sammeln“.

„Ich bin äußerst dankbar, dass ich die Chance bekommen habe. Es waren für mich großartige Momente, in denen ich 100 Prozent gegeben habe und zum Erfolg der Mannschaft beitragen wollte. Die ersten Schritte im Profifußball sind gemacht“, betont Lee, der sich nun auch nachhaltig anbieten will. „Für die Mannschaft und den Verein ist es mein Ziel, meinen Beitrag zum Erreichen der Saisonziele zu leisten – auf dem Trainingsplatz, der Bank und natürlich am liebsten auf dem Spielfeld.“

Schafft es Lee, das auch konsequent umzusetzen, könnte sein Stern nicht nur im Namen, sondern vielleicht auch am Mannheimer Fußball-Himmel aufleuchten.

Fünf Spiele für die U 23

Shinhyung Lee wurde am 2. März 2001 in Korea geboren.

Bis zu seinem 14. Lebensjahr spielte er in Korea, wo er Talentspähern von zwei Londoner Top-Clubs auffiel. Sein Berater lenkte den Fokus dann aber Richtung Deutschland, wo er bislang in der Hoffenheimer Jugend, beim 1. FC Kaiserslautern und in Walldorf am Ball war.

Für die U 23 des SV Waldhof in der Verbandsliga absolvierte Lee bisher fünf Punktspiele. wy

Freier Autor Schwerpunkte: Mannheimer Kreisfußball, Kreisklassen A und B, Kreispokal, Waldhof-Legenden

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