Mannheim. Der Wechsel nach Mannheim ging relativ kurzfristig über die Bühne. Erst am vergangenen Wochenende kristallisierte sich heraus, dass Fußball-Drittligist SV Waldhof tatsächlich die neue Wirkungsstätte für Dominik Kother werden könnte. Ganz am Ende der Winter-Transferperiode stellten die Mannheimer am Montag dann das Offensivtalent als Leihgabe des Karlsruher SC bis zum Saisonende vor. Im schnelllebigen Fußball-Geschäft eigentlich nichts Besonderes, doch ein Blick in die bisherige Laufbahn des 21-Jährigen zeigt dann doch eine Eigenheit, die nicht ganz alltäglich ist: Für Kother ist der zumindest vorübergehende Schritt nach Mannheim der erste Vereinswechsel überhaupt. Selbst in der Jugend kannte der Rechtsfuß bisher nur einen Verein.
„Ich habe ganz am Anfang in Hochstetten gekickt. Aber das war noch ohne Spielerpass“, erinnert sich Kother im Gespräch mit dieser Redaktion an seine ersten Gehversuche mit dem Fußball vor den Toren Karlsruhes. Doch schon als Neunjähriger schloss er sich dann der U 10 des KSC an, durchlief dort alle Jugendmannschaften und unterschrieb im April 2019 seinen ersten Profi-Vertrag beim Zweitligisten.
Dass es ihn nun zum nordbadischen Rivalen zieht, nimmt der U-21-Nationalspieler pragmatisch – auch wenn er um die Abneigung beider Fan-Gruppen weiß. „Aber als Fußballer macht man sich da nicht so Gedanken drüber“, sagt der Youngster, der mithelfen will, dass der SVW seine Ziele erreichen kann und er selbst in seiner Entwicklung nicht stehenbleibt. Vor allem neues Selbstvertrauen über Einsatzzeit wünscht sich die Leihgabe aus der Fächerstadt, obwohl in dieser Saison bereits elf Zweitliga-Einsätze, ein Tor und eine Vorlage für ihn zu Buche stehen. Von einem dauerhaften Stammelf-Kandidaten war Kother in Karlsruhe zuletzt aber ein Stück weit entfernt.
Ende August nahm ihn KSC-Trainer Christoph Eichner sogar zwei Mal komplett aus dem Kader, um das unbestrittene Talent aus dem eigenen Nachwuchs zu kitzeln. „Was defensive Verlässlichkeit, was seriöses Spielen in der eigenen Hälfte anbelangt – da hatte er Luft nach oben“, begründete Eichner diese Maßnahme. „Er hat vorne dieses Näschen, das Gespür und dieses Eins-gegen-Eins-Verhalten. Aber wir müssen erst andere Dinge gut machen, bevor das immer wieder zum Tragen kommt. Wir haben auch ein paar Aufgaben in der anderen Hälfte“, mahnte der Coach und sah sich im weiteren Saisonverlauf bestätigt. „Da hat er Schritte nach vorne gemacht, das freut mich für ihn. Er ist stabiler seit Wochen“, sagte Eichner, als seinem Schützling Ende November beim 1:1 und seinem Startelf-Debüt gegen Ingolstadt das erste Saisontor gelungen war.
„Ich denke, dass ich mein Defensivverhalten zuletzt schon verbessert habe“, blickt Kother zurück. Nach dem Zwischenhoch musste sich der Nachwuchsmann dann aber wieder mit Joker-Einsätzen begnügen, zum Start ins neue Fußball-Jahr gegen Darmstadt fehlte er erneut im KSC-Kader.
Nun soll es beim SVW wieder beständiger werden. „Man braucht einfach diese Routine, die Einsatzzeiten“, sagt Kother, den auch nicht schreckt, dass mit Marc Schnatterer eine absolute Größe vor ihm auf der geliebten linken Außenbahn positioniert ist. „Marc Schnatterer ist ein gestandener Zweitliga-Spieler, der jahrelang diese Klasse geprägt hat“, freut er sich auf die Trainingseinheiten mit dem Routinier. „Von ihm kann ich sicher noch eine Menge lernen“, sagt Kother – auch wenn sein Spiel eher vom Hochgeschwindigkeits-Dribbling geprägt ist, bei dem er kaum vom Ball zu trennen ist.
Vorfreude auf Stadionatmosphäre
Da sich der im Sommer aus Bochum gekommene Baris Ekincier bislang noch nicht als Alternative zu Schnatterer aufdrängen konnte, liegen nun einige Hoffnungen auf Kother, der bereits am Samstag gegen Viktoria Berlin eine Option für die Bank sein könnte. „Das würde mich freuen, das Stadion kenne ich bisher nur aus dem Fernsehen“, hätte der gebürtige Bruchsaler sicher nichts dagegen, die Waldhof-Heimstätte aus unmittelbarer Nähe zu erleben – und dass wieder 6000 Fans erlaubt sind, ist ein zusätzliches Argument.
Davor liegen nun noch zwei Trainingstage, bei denen auch noch Kleinigkeiten geklärt werden müssen. Neue Trikotnummer, vielleicht ein neuer Spitzname, weil es mit Dominik Martinovic schon einen „Dome“ beim Waldhof gibt – Dinge, die bei einem Vereinswechsel eben so anstehen, und die seit über zwölf Jahren bei ein und demselben Club ein bisschen neu für Kother sind.
Doch auch dass nimmt der Waldhof-Neuzugang unaufgeregt hin. „Dass Fußballer mal an einer anderen Stelle sind, ist ja eher normal“, weiß Dominik Kother – auch wenn er bislang die große Ausnahme von der Regel war.
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