Mannheim. Vor zwei Wochen sorgte das dreiköpfige Trainerteam des Fußball-Landesligisten FK Srbija Mannheim für einen Paukenschlag. Chefcoach Demir Duric erklärte gemeinsam mit seinem Assistenz- und Torwarttrainer den sofortigen Rücktritt beim Tabellenvierten und hinterließ somit ein Vakuum, das aufgrund anstehender Schlüsselspiele rasch gefüllt werden musste. Dementsprechend schnell reagierte der Verein und ernannte bereits wenige Tage später neben Nikola Jozic auch Innenverteidiger Djordje Vlacic zum Interimstrainer. Die Entscheidung war naheliegend. Vlacic, der Duric außerordentlich schätzt und privat ein sehr gutes Verhältnis zum ehemaligen Chefcoach pflegt, möchte im kommenden Jahr ohnehin seine Trainerlizenz erwerben. Zudem gehörte er bereits unter Duric dem erweiterten Trainerteam an.
Dennoch ist das neue Tätigkeitsfeld auch für ihn eine Art Sprung ins kalte Wasser. Der 32-jährige Bauunternehmer muss sich erst einmal akklimatisieren. „Es ist nun meine Aufgabe, das Training zu leiten, Teamansprachen zu halten und gemeinsam mit Nikola die Mannschaft aufzustellen. Das war zuvor nicht der Fall“, erklärt er und gesteht zugleich, noch ein wenig Lampenfieber zu haben: „Vor meiner ersten Partie in Ziegelhausen war ich extrem nervös und konnte nachts kaum schlafen. Als Trainer muss man schließlich perfekt vorbereitet sein, andererseits ist es während eines Spiels jedoch kaum möglich, direkt einzugreifen. Das ist brutal. Wahrscheinlich bin ich in Ziegelhausen um fünf Jahre gealtert“, berichtet Vlacic lachend, ehe er hinzufügt: „Mir macht der Trainerjob aber richtig viel Spaß. Daher fand in den vergangenen Tagen auch ein intensiver Austausch mit Kollegen wie Waldhofs U-17-Coach Maurice Hirsch statt.“
Am Sonntag steigt das Top-Spiel gegen Primus Brühl
Beim FK Srbija Mannheim wird in den verbleibenden zwei Begegnungen vor der Winterpause allerdings nicht nur der Spaß im Vordergrund stehen. Schließlich schielt der FK tabellarisch nach oben. Zwar ist der Verbandsliga-Aufstieg nicht das erklärte Saisonziel, dennoch möchte Srbija bis zum Schluss um die zwei Top-Plätze mitspielen. Folgerichtig bietet das Heimspiel am Sonntag (14.30 Uhr) gegen den Tabellenführer FV Brühl die große Chance, den Rückstand auf den Ligaprimus zu verkürzen. Im Falle eines Sieges wären es nur noch vier Punkte Differenz. „In der Landesliga gibt es meiner Meinung nach fünf Spitzenmannschaften. Wenn diese Teams aufeinandertreffen, ist alles möglich. Daher möchten wir Brühl unbedingt Steine in den Weg legen“, betont Vlacic optimistisch.
Ein Grund für seine Zuversicht ist nicht zuletzt der jüngste Auftritt beim 2:2 (1:1)-Unentschieden in Ziegelhausen, dem damaligen Tabellenführer. „Spielerisch und charakterlich war das eine bärenstarke Leistung. Wir haben bei einer Topmannschaft trotz zweier unglücklicher Gegentreffer überragend gespielt. Am Ende wäre beinahe sogar ein Sieg herausgesprungen“, lässt der Interimstrainer seine gelungene Premiere zufrieden Revue passieren. An diese Partie gilt es nun anzuknüpfen. Eine Woche nach dem Duell mit Brühl steht übrigens das nächste Spitzenspiel an: Srbija empfängt erneut vor heimischem Publikum den Tabellendritten FC Türkspor Mannheim.
In der Rückrunde wieder spielender Co-Trainer
Wenn ab März 2025 die verbleibenden Rückrundenpartien stattfinden, dürfte Vlacic Srbija wieder in der Abwehrkette helfen. In der Winterpause soll ein neuer Chefcoach verpflichtet werden. Der regionalligaerfahrene Innenverteidiger wird dann wahrscheinlich als spielender Co-Trainer fungieren. Noch denkt der glühende Rote-Stern-Belgrad-Fan auch nicht über das Ende seiner aktiven Laufbahn nach. Solange es der Körper zulässt, möchte er weiterhin Fußball spielen. Mit über 30 Jahren kann Vlacic jedoch schon jetzt auf eine bewegte Karriere zurückblicken. Einen Kindheitstraum erfüllte sich der Abwehrspieler bereits 2015, als er mit dem SVN Zweibrücken im Mannheimer Carl-Benz-Stadion einlief. In Offenbach durfte Vlacic seine Zweibrücker Mannschaft vor über 6000 Zuschauern sogar als Kapitän auf den Rasen führen.
„Von diesen Momenten werde ich auf jeden Fall meinen beiden Kindern erzählen“, berichtet der Vater von eineinhalbjährigen Zwillingen. Seit 2017 ist er im Mannheimer Amateurfußball zu sehen: zunächst bei Srbija, dann beim SC Rot-Weiß Rheinau und seit 2023 wieder bei Srbija. Zweifelsohne befindet sich Vlacic nun im Herbst seiner Spielerlaufbahn. Doch dem Fußballsport wird er auf jeden Fall erhalten bleiben – höchstwahrscheinlich als Trainer. Ein Leben ohne Fußball ist für ihn einfach nicht vorstellbar.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/sport/lokalsport_artikel,-lokalsport-mannheim-viel-spass-trotz-lampenfieber-_arid,2261439.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/heidelberg.html