Blick in die A-Klasse

Urgestein auf Abschiedstour

Enrique Cazorla kann auf fast 24 Jahre Trainertätigkeit im Fußballkreis Mannheim zurückblicken

Von 
Andi Nowey
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Enrique Cazorla betreut noch bis Saisonende Lützelsachsen II. © Nix

Weinheim. Eine Legende tritt ab, ein Urgestein befindet sich auf Abschiedstour. Es ist ein Leben für den Fußball, fast 24 Jahre war er im Trainergeschäft im Mannheimer Fußballkreis und seit knapp sechs Jahren als Trainer beim A-Ligisten TSG 91/09 Lützelsachsen II tätig. Enrique Cazorla zieht nun nach Ablauf dieser Saison einen Schlussstrich, beendet seine Trainerkarriere und macht die Fußballregion um eine markante und beliebte Person ärmer.

„Ich möchte einfach mehr Zeit für meine Familie haben. Allerdings habe ich noch nie ohne Fußball gelebt und kann noch gar nicht absehen, wie ich mich dann fühle, da ich dort am besten abschalten kann“, sagt Cazorla, dessen Wurzeln im andalusischen Almeria liegen. Als „Psycho-Hygiene“ bezeichnet er sein Wirken auf dem Trainingsplatz, als Parallelwelt zu seiner Arbeit in der Psychiatrie, die er aber ebenso sehr schätzt, ja geradezu liebgewonnen hat. „Das hat mein ganzes Leben geprägt“, sagt der 52-Jährige. „Es gibt auf der Arbeit viel, dass ich mitnehme in Trainer-Lehrgänge und umgekehrt fließt viel aus der Fußballwelt in meine Arbeit ein.“

So ist Cazorla auch noch einer der letzten Zeitgenossen, der nicht über Whatsapp erreichbar ist und von seinen Spielern sprichwörtlich und scherzhaft in die Steinzeit geschickt wird. „Es überlagert einfach zu viel, man kann nicht abschalten, weil man immer auf das Handy schaut“, begründet Cazorla. „So ist es für mich eine Riesen-Freiheit und ich kann dem Menschen an sich gerecht werden.“ Der Fußball hat ihm in den vergangenen Jahrzehnten viel gegeben, er selbst hat den Fußball in der Region aber gleichwohl bereichert. Mehrmals ging er in den Jahren seiner Trainertätigkeit als Feuerwehrmann in die jeweiligen Vereinschroniken ein, rettete Clubs vor der Auflösung der Mannschaft oder vor dramatischen Abstiegen.

Aufbauarbeit in Laudenbach und bei der SG Viernheim

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Nach dem Absturz und Zusammenbruch des SV Laudenbach Anfang der 2000er Jahre übernahm er das Team in der B-Klasse ohne Spieler, stellte eine konkurrenzfähige Truppe auf die Beine und führte sie gleich im Premierenjahr in die A-Klasse. Ähnliches gelang ihm wenig später bei der SG Hemsbach II.

Weiteres Beispiel gefällig? Nach dem Abstieg der SG 1983 Viernheim aus der A-Klasse formte Cazorla um die verbliebenen fünf Akteure eine rundum neue Mannschaft und schaffte drei Jahre später die Meisterschaft in der B-Liga.

Inzwischen hatte sich sein Ruf als Restaurator von strauchelnden Vereinen gefestigt und es folgten weitere Engagements bei Amicitia Viernheim II und beim SSV Vogelstang. 2018 übernahm er die TSG Lützelsachsen II, die zuvor nur in der B- und C-Klasse stattgefunden hatte. Sein Auftrag: das Team von der Bergstraße endlich einmal in die A-Liga zu bringen. „Wir sind gleich im ersten Jahr aufgestiegen und haben uns seither dort gehalten. Mit den Umständen, die wir haben, ist das jedes Jahr ein Erfolgskapitel.“

In dieser Saison haben die Bergsträßer sogar lange Zeit an Platz zwei angeklopft, in der Rückrunde sind die beiden führenden Mannschaften ASV Feudenheim und TSV Amicitia Viernheim II allerdings enteilt, so dass Rang drei das Maximum wäre. Dennoch hat man sich bei der TSG 91/09 Lützelsachsen II für den Rest der Saison ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. „Wir wollen die 50-Punkte-Marke knacken“, sagt Cazorla. Vier Siege in den ausstehenden acht Partien wären dazu noch notwendig. Für den 30.Mai, wenn er an der Seitenlinie den letzten Abpfiff hören wird, hat er nur noch einen Wunsch: „Ich hoffe, dass ich gehen kann und nicht zu sehr die Tränen fließen.“

Freier Autor Schwerpunkte: Mannheimer Kreisfußball, Kreisklassen A und B, Kreispokal, Waldhof-Legenden

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