Mannheim. Der Grill war noch heiß und die Laune prächtig auf der kleinen Saisonabschluss- und Pokalsieger-Party des SV Waldhof, da verschickte der Mannheimer Drittligist am Samstagabend gegen 22 Uhr einen Abschiedsgruß über die sozialen Medien. „Vielen Dank DJ, Schusti, Jan, Hofi, Dori, Max, Bene, Ari, Manni und Scholle“, schrieb der SVW unter ein Bild mit zehn Abgängen, die in der kommenden Saison woanders ihr Glück suchen werden. Manche freiwillig, andere eher unfreiwillig.
Die Leistungsträger Max Christiansen (SpVgg Greuther Fürth), Marco Schuster (SC Paderborn), Jan-Hendrik Marx (FC Ingolstadt) und Arianit Ferati (noch ohne neuen Verein) hätte der SV Waldhof gerne behalten, sie streben aber nach Höherem – oder zumindest einem erheblich besser dotierten Vertrag. Der ausgeliehene Dennis Jastrzembski, Spitzname DJ, kehrt zurück zu Hertha BSC, Dorian Diring steht wegen seines Knorpelschadens vor dem Karriereende. Keinen neuen Vertrag bekommen Marcel Hofrath, Benedict dos Santos, Manfred Osei Kwadwo – und Torhüter Markus Scholz, seit sechs Jahren fast eine Institution am Alsenweg.
SV Waldhof - Walldorf
- SV Waldhof: Königsmann – Costly, Verlaat (72. Gohlke), Seegert, Donkor – Russo (46. Saghiri), Christiansen – Boyamba (81. Hofrath), Ferati, Garcia (65. Jastrzembski) – Martinovic (72. Jurcher).
- FC Astoria Walldorf: Kristof – Goß (78. Schön), Hauk, Hillenbrand, Becker (46. Nyenty) – Fahrenholz (58. Marton), Nag, Hammann, Weik – Jahn (58. Burgio), Groß (78. Waack).
- Tore: 1:0 Seegert (11.) 2:0 Boyamba (45.+1) 2:1 Schön (90.+2). – Beste Spieler: Seegert, Ferati, Boyamba/ Kristof. – Gelb-Rot: Hauk (Walldorf, 40.). – Gelbe Karten: Christiansen/Hillenbrand. – Schiedsrichter: Mario Hildenbrand (Frankfurt). – Zuschauer: nicht zugelassen.
Da sie trotz auslaufenden Vertrags nicht offiziell verabschiedet wurden, bedeutet das im Umkehrschluss, dass Torhüter Timo Königsmann, Verteidiger Jan Just und Mittelfeld-Mann Mohamed Gouaida zu denen zählen, die vielleicht in Mannheim bleiben könnten. Königsmann steht allerdings in konkreten Verhandlungen mit Liga-Rivale 1. FC Saarbrücken.
Am Tag, an dem der versöhnliche Saisonabschluss mit dem 2:1 (2:0)-Arbeitssieg gegen Regionalligist FC Astoria Walldorf im Finale um den badischen Verbandspokal in Pforzheim perfekt gemacht wurde, schuf der SVW damit Fakten für die Zukunft. Trainer Patrick Glöckner wird beim erneuten Umbau des Kaders gewiss Mitspracherechte besitzen, auch wenn die Verantwortung letztlich bei Sportchef Jochen Kientz liegt.
Nachdem das Ticket für die erste Runde des DFB-Pokals gelöst war, startete Glöckner in Pforzheim eine kleine Charmeoffensive beim blau-schwarzen Anhang. Er brachte vielleicht 30 Fans, die das Endspiel hinter einem Zaun außerhalb des Stadions verfolgt hatten, persönlich eine Kiste Bier des Pokalsponsors, eine Brauerei aus dem Südbadischen, vorbei. „Das war eine spontane Aktion. Sie haben uns das gesamte Spiel super angefeuert“, sagte der SVW-Coach.
Der Lesart, dass sein Trainer nach knapp einem Jahr in Mannheim endgültig beim SV Waldhof angekommen ist, wollte Kapitän Marcel Seegert nicht widersprechen. „Es war die falsche Biersorte, aber er hat das Prinzip verstanden“, witzelte der Abwehrchef, der im letzten Spiel der Saison zum ersten Mal getroffen hatte – per Kopf zum 1:0 in der elften Minute. „Ich hatte immer drei, vier Tore, in meiner besten Saison sieben. Für mich war das schon ein bisschen ernüchternd“, sagte Seegert halb im Spaß.
Drei Wochen Pause gewährt Trainer Glöckner ihm und seinen Kollegen nun – bis zum offiziellen Vorbereitungsstart am 21. Juni gibt es für die Waldhof-Profis aber individuell zugeschnittene Trainingspläne an die Hand. Am 4. Juli werden in der ARD-Sportschau die Lose für die erste DFB-Pokalrunde gezogen, der SVW kann sich nach den Gastspielen von Eintracht Frankfurt 2019 (3:5) und dem SC Freiburg 2020 (1:2) wieder auf einen attraktiven Gegner freuen.
„Dieser Wettbewerb ist einfach mega-geil“, sagte Glöckner und äußerte einen kleinen Wunsch für das Pokal-Match, das am Wochenende 6. bis 8. August im Carl-Benz-Stadion ausgetragen wird – hoffentlich wieder vor Zuschauern. „Wir haben damals gegen Freiburg eine sehr gute Partie gemacht. Ein Bundesligist ist immer schön zu bespielen, das macht unwahrscheinlich viel Spaß. Da können sich die Jungs mit den Besten messen“, sagte der 44-Jährige, der nach etlichen Höhen und Tiefen ein zufriedenes Saisonresümee zog: „Ich bin stolz auf die Mannschaft. Wir haben das erreicht, was wir erreichen wollten.“