Fußball

Laurent Jans vom SV Waldhof: Zwischen Abstiegsangst und EM-Traum

Laurent Jans kämpft mit dem SV Waldhof um den Klassenerhalt in der 3. Liga - und kann als Kapitän seines Heimatlands Luxemburg Geschichte schreiben. Wie er den Spagat zwischen schwerem Alltag und großen Träumen meistert

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Alexander Müller
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Gegenspieler Kylian Mbappé: Laurent Jans (r.) in einem WM-Qualifikationsspiel 2017 mit Luxemburg gegen Frankreich. © Claude Paris/AP/dpa

Mannheim. Ein paar Grasfetzen kleben noch an den Stutzen, als Laurent Jans direkt nach dem Training zum Gespräch in einem Besprechungsraum am Alsenweg kommt. Der Außenverteidiger des SV Waldhof muss in diesen Wochen einen gewaltigen Spagat meistern. Mit dem Mannheimer Drittligisten steckt der 31-Jährige tief im Abstiegskampf, in dem am Sonntag (13.30 Uhr) im Südwest-Duell mit dem 1. FC Saarbrücken die nächste richtungsweisende Partie ansteht.

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Als Kapitän der luxemburgischen Nationalmannschaft wiederum kann Jans in den kommenden Monaten Sportgeschichte für das kleine Großherzogtum schreiben – und auch persönlich einen Meilenstein erreichen. Im Halbfinale der Play-offs in der Gruppe C der Nations League treten die Luxemburger am 21. März in Georgien an. Bei einem Sieg ginge es im Endspiel zuhause gegen Griechenland oder Kasachstan am 26. März um die Qualifikation für die Europameisterschaft in Deutschland im Sommer. Noch nie war das Beneluxland bei einem großen Turnier dabei. Laurent Jans – ein Fußballer zwischen Abstiegsangst und großen Träumen.

Stammspieler beim SV Waldhof: Laurent Jans in der Partie gegen Preußen Münster (2:2). © Michael Ruffler

„Natürlich ist das für uns etwas ganz Großes, als Nationalmannschaft, als Land, auch für mich persönlich“, sagt Jans über die Chance, mit dem Weltranglisten-88. den Sprung auf die große internationale Bühne zu schaffen. Doch die Gedanken daran schiebe er zurzeit noch weit weg. „Die Aufgabe in Mannheim ist viel zu wichtig und liegt mir auch zu sehr am Herzen, so dass ich daran noch nicht denke. Ich setze den Tunnelblick auf und konzentriere mich auf die Spiele hier. Mein voller Fokus und meine ganze Energie liegt auf Waldhof Mannheim.“

Bald Rekordnationalspieler

Selbst wenn das Team von Nationaltrainer Luc Holtz die EM letztlich verpassen sollte, ist es nur noch eine Frage der Zeit, wann Jans (zurzeit 99 Einsätze für sein Land) einen persönlichen Rekord aufstellen wird. Noch zwei Länderspiele fehlen ihm, um der „Lothar Matthäus von Luxemburg“ zu werden. Dann würde der Musterprofi des SVW Mario Mutsch (100 Länderspiele) als Rekordnationalspieler seines Heimatlandes abzulösen. Matthäus hält mit 150 Einsätzen die Bestmarke bei der DFB-Elf. „Das macht mich sehr stolz und liegt mir sehr am Herzen. Es ist schon eines der größten Dinge in meiner Karriere. Die magische Zahl von 100 Länderspielen zu erreichen, ist etwas sehr Großes“, sagt Jans.

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Chancenlos sieht er die „Roten Löwen“, die in der regulären EM-Qualifikation hinter Portugal und der Slowakei Platz drei erreichten, bei seinem möglichen 100. Länderspiel in der georgischen Hauptstadt Tiflis nicht. „Es ist schon ein kleiner Nachteil, auswärts zu spielen, denn da wird die Hütte richtig brennen. Darauf müssen wir uns vorbereiten. Wir haben zwar keinen Spieler mit 80 Millionen Euro Marktwert in unseren Reihen, aber wir kommen übers Kollektiv. Deshalb kann es ein Spiel auf Augenhöhe werden“, meint Jans. Georgiens Star ist Linksaußen Khvicha Kvaratskhelia von der SSC Neapel, der Mann mit dem angesprochenen Marktwert von 80 Millionen Euro. Und der Mann, den Jans als Rechtsverteidiger stoppen muss. Aber wer es wie der Waldhöfer in seiner Nationalmannschaftskarriere schon mit illustren Namen wie Cristiano Ronaldo oder Kylian Mbappé zu tun bekommen hat, der muss auch vor einem Kvaratskhelia nicht zittern.

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Die historische Chance mit Luxemburg in Georgien ist jedoch noch Zukunftsmusik, in der Gegenwart muss sich Jans mit dem SVW dem Existenzkampf in der 3. Liga stellen – am Sonntag vor über 15 000 Zuschauern im kleinen Derby gegen Saarbrücken ist der Druck wieder enorm. Mit vier Punkten aus fünf Spielen sind die Mannheimer schlecht ins neue Jahr gestartet, auch der Trainerwechsel von Rüdiger Rehm zu Marco Antwerpen hat bisher nicht den gewünschten Effekt ausgelöst (1 Unentschieden/1 Niederlage). „Wenn man nur die Ergebnisse sieht, haben wir die große Trendwende noch nicht geschafft. Aber es war kein Spiel dabei, in dem wir keine Punkte hätten holen können“, sagt Jans. Er bleibe optimistisch. „Es sind noch 13 Spiele zu spielen und 39 Punkte zu holen. Es sind mehrere Mannschaften dabei, die noch punkten müssen. In der 3. Liga kann es ganz schnell gehen, weil man gegen jeden gewinnen, aber auch verlieren kann.“ Die Winterzugänge Terrence Boyd, Lukas Klünter, Kevin Goden, und Martin Kobylanski hätten das Team auf ein höheres Niveau gebracht. „Das sind gute Spieler mit viel Erfahrung, die schon viel erlebt haben“, sagt Jans.

Über neuen Trainer Antwerpen: "Redet schon Klartext"

Auch der erste Eindruck vom neuen Trainer Antwerpen fällt positiv aus. „Er redet schon Klartext mit uns, damit habe ich keine Probleme. Aber er hat zwei Seiten: Er nimmt einen auch einmal zur Seite und erklärt etwas in Ruhe. Das ist eine gute Mischung.“ Im von Antwerpen bevorzugten System mit einer Dreierkette in der Abwehr ist der 31-Jährige in eine offensivere Rolle als Schienenspieler auf der rechten Außenbahn gerutscht. Jans gefällt das. „Es sind kürzere Wege nach vorne und ich kann deshalb häufiger mal im gegnerischen Strafraum Box auftauchen.“

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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