Santa Barbara. Jessica-Bianca Wessolly hat ein großes Ziel vor Augen. Bei der Leichtathletik-WM in Eugene (USA/15. bis 24. Juli) peilt sie ein persönliches Triple an. „Ich peile das Halbfinale an, möchte meine Bestzeit angreifen und die EM-Norm knacken. Dann hätte ich Gewissheit, dass ich in München dabei bin“, sagt die Sprinterin der MTG Mannheim.
Ihr Hausrekord über 200 Meter steht seit vier Jahren bei 22,89 Sekunden. Wessolly geht davon aus, dass sie nicht ganz in diesen Bereich laufen muss, um in Eugene das erste Etappenziel zu schaffen. Eine niedrige 23 – so der Plan – müsste reichen, um bei der WM ein zweites Mal an den Start gehen zu dürfen. Dass sie dies in den Beinen hat, demonstrierte die 25-Jährige, die von Michael Manke-Reimers trainiert wird, vor einer Woche. Beim Meeting in La Chaux-de-Fonds kam Wessolly vor einer Woche nach 22,85 Sekunden ins Ziel. Diese Zeit fand aber keinen Eingang in die Bestenliste, weil der Wind mit 2,5 Metern/Sekunde etwas zu stark von hinten blies.
Jessica-Bianca Wessolly
- Jessica-Bianca Wessolly wurde am 11. Dezember 1996 in Mannheim geboren.
- Die Sprinterin startet für die MTG Mannheim, ihre Spezialdisziplin sind die 200 Meter.
- Ihre Bestzeit über diese Strecke sind 22,89 Sekunden und stammt aus dem Jahr 2018.
- Wessolly wird von Michael Manke-Reimers trainiert. Über die Weltrangliste qualifizierte sie sich für die WM in Eugene (15. bis 24. Juli). Dort will sie ins Halbfinale einziehen und die Norm für die Heim-EM in München (23.05) knacken.
Tendenz stimmt
„Am Anfang war ich schon ein wenig traurig darüber, dass die Zeit nicht gezählt hat. Unterm Strich blieb aber die Erkenntnis, dass ich in dieser Saison von Lauf zu Lauf immer besser reinkomme“, betont Wessolly, die bereits vor knapp einer Woche in den Flieger Richtung amerikanische Westküste stieg. „In den ersten Tagen ging es vor allem darum, sich zu akklimatisieren. So langsam werden die Einheiten aber angezogen, bevor es von unserem Pre-Camp in Santa Barbara weiter nach Eugene geht.“
Wessolly nutzte den trainingsfreien Sonntag, um die Stadt ein bisschen zu erkunden, auch ein kurzer Strandbesuch stand auf ihrer Liste, die sie abarbeiten wollte. Allzu viel Ablenkung wird sie sich aber nicht gönnen, zu ehrgeizig ist die Sprinterin, die bei den Deutschen Meisterschaften 2018 in Nürnberg und 2020 in Braunschweig den 200-Meter-Titel gewann und Ende Juni im Berliner Olympiastadion die Silbermedaille für die MTG Mannheim holte.
Vor Ort kümmert sich Sprint-Bundestrainer Ronald Stein vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) um Wessolly. Nicht nur, aber auch am Start, der Beschleunigung und den ersten 100 Metern soll gearbeitet werden. Hinten raus hat Wessolly ihre Stärken. Dann, wenn anderen schon die Puste ausgeht, saugt sie sich oft an ihre Konkurrentinnen heran und macht noch den einen oder anderen Platz gut.
Schon 2019 im WM-Halbfinale
Das WM-Ticket löste Wessolly nicht über die Norm, sondern über ihren Weltranglistenplatz. Sie ist sich bewusst, dass in Eugene das Erreichen des Halbfinals ein Erfolg wäre. So, wie ihr das 2019 in Doha gelang. Gerade dann, wenn die Sprinterinnen aus den USA und Jamaika wirbeln, sind die Finalplätze bereits im Vorfeld so gut wie vergeben.
Wessolly macht aber das Beste aus der Situation. Denn ihr persönlicher Saisonhöhepunkt ist nicht die WM, sondern die Heim-EM in München (15. bis 21. August), die nur drei Wochen später folgt. Dort kann sie sich ein wenig mehr ausrechnen, allerdings jagt sie noch die Norm, die bei 23,05 Sekunden steht. „Ich habe in den vergangenen Wochen die Bestätigung erhalten, dass das auf jeden Fall in mir steckt. Ein Erfolg wäre die WM für mich, wenn ich sie mit der EM-Norm verlassen würde, damit ich das endlich als erledigt betrachten kann.“
Obwohl sich Wessolly schon auf das heimische Publikum bei der EM in München freut – so ganz ohne soll die Stimmung in Eugene auch nicht sein. „Wir laufen in einem kleinen Stadion, die Zuschauer sind ganz nah dran. Das wird bestimmt für uns alle ein cooles Erlebnis“, steigt bei der 25-Jährigen die Vorfreude.
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