Ketsch. Die TG Mannheim hat vor einer stimmungsvollen Kulisse einen riesigen Schritt gemacht, um auch 2023 in der 1. Bundesliga der Frauen zu turnen. Am dritten von vier Wettkampftagen gelang der Riege aus dem Leistungszentrum vor Heimpublikum in der restlos gefüllten Ketscher Neurotthalle mit Rang fünf (178,55 Punkte) ein so nicht unbedingt erwarteter Erfolg hinter dem MTV Stuttgart (193,30), dem TZ DSHS Köln (186,75), dem TSV Tittmoning (184,80) und der TG Karlsruhe-Söllingen (184,20). Da mehr Gerätesiege eingefahren wurden, wurde das punktgleiche Team aus Lüneburg-Buchholz ebenso distanziert wie der Dresdner SC (175,10) und der SSV Ulm (167,00). In der Tabelle ist die TGM mit zwölf Punkten Sechster, die Abstiegskandidaten aus Dresden und Ulm haben nur je sechs Zähler auf dem Konto.
„Die Mädels sind glücklich, ich bin sehr zufrieden, denn mit Platz fünf hätte ich nicht gerechnet. Ich hatte gehofft, nicht Letzter zu werden“, fiel Trainerin Narina Kirakosjan ein großer Stein vom Herzen, dass einerseits der Klassenerhalt nun erreichbar ist, andererseits ihr angeschlagenes, dezimiertes Team sich so gut verkaufte. Es ließ sich von der Begeisterung der Fans anstecken, turnte sehr gleichmäßig, hatte keinen Einbruch.
Stöhr holt Bundeskaderpunkte
Beste aus dem Mannheimer Leistungszentrum war Junioren-EM-Bronzemedaillengewinnerin Silja Stöhr, die mit dem persönlichen Ziel gestartet war, die notwendigen Bundeskaderpunkte zu holen. Das ist ihr mit 47,60 – Rang sechs in der Einzelwertung – auch gelungen. Ihre Bestnote hatte sie unter den Augen von Juniorenbundestrainerin Claudia Schunk am Boden (12,15). Gelohnt hat sich der Einsatz der in Buchholz trainierenden, aus dem Ukrainekrieg geflohenen Marta Chefranova. Sie steuerte als Vierkämpferin 45,55 Punkte bei. Da mit Julia Goldbeck und Janoah Müller zwei starke Vierkämpferinnen nur am Barren starten konnten, mussten die Youngster Amelie Hering (12 Jahre/33,00) und Line Meyer (13 Jahre/30,95) dreimal ran. „Sie machten ihre Sache gut“, lobte Kirakosjan.
Der Wettkampftag in Ketsch sollte auch eine erste WM-Sichtung sein, doch das klappte nur bedingt, denn die deutsche Spitze war kaum vertreten. Barren-Europameisterin Eli Seitz (Stuttgart) musste wegen einer Corona-Infektion passen, Balken-Europameisterin Emma Malewski (Tittmoning) wegen einer Verletzung. Beobachtet von Bundestrainer Gerben Wiersma verzichtete Pauline Schäfer-Betz (Stuttgart/38,85) auf den Barren, Sarah Voss (Köln) hat die WM wegen einer Verletzung abgeschrieben und turnte nur am Barren. Gleichwohl verteidigte Stuttgart mit zehn Punkten Vorsprung die Tabellenspitze.
In der Zweiten Bundesliga wurde Aufsteiger KTG Heidelberg Siebter (146,40) und dürfte mit zehn Zählern die Klasse erhalten haben. Denn die TG Breisgau (8.) ist noch punktlos. Als Beste bei der KTG und Dritte in der Einzelwertung (44,15) wurde die Ketscherin Bea Fichtner als Lokalmatadorin gefeiert. Nicht so gut lief es für die WKG Neckarau-Haßloch in der Regionalliga. Nach Rang sechs zum Auftakt musste sie sich nun mit Platz acht begnügen und ist mit vier Punkten Schlusslicht.
„Die Zusammenarbeit mit der TSG Ketsch lief einfach genial“, war Cheforganisator Joachim Fichtner mit der Verlegung von der Mannheimer GBG Halle in die Neurotthalle restlos zufrieden. Wegen tatkräftiger Hilfe beim Auf- und Abbau profitierte „seine“ TGM genauso wie Mitorganisator TV Neckarau.
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