Mannheim. Für den diesjährigen NBA-Draft ist Rocco Zikarsky noch zu jung. Nur Spieler, die im selben Jahr das 19. Lebensjahr vollenden, dürfen am Auswahlverfahren zur besten Basketball-Liga der Welt teilnehmen. Unter den Branchenkennern beim 30. Albert-Schweitzer-Turnier (AST) in Mannheim und Viernheim herrscht trotzdem Einigkeit: Passiert nichts Außergewöhnliches, wird der 17-jährige Australier mit deutschen Wurzeln die große Bühne bald betreten.
Schon vor dem Turnierstart hatte Robert McKinlay den Sohn des ehemaligen Olympia-Bronzegewinners Björn Zikarsky als „einen der größten Perspektivspieler“ bezeichnet. Damit bezog sich Australiens U-18-Nationaltrainer nicht nur auf die stattliche Größe von 2,20 Metern, mit der Zikarsky alle Mit- und Gegenspieler beim AST überragt. McKinlay lernte den jungen Center vor knapp vier Jahren in der NBA Global Academy in Canberra kennen. „Wir haben sein Potenzial gesehen und wollten ihn unbedingt in unserem Programm haben“, blickt der Coach zurück: „Er ist unser Leader und soll einfach weitermachen.“
Sein Vater ist Deutscher und holte Olympia-Bronze als Schwimmer
Zikarskys Weg zum Basketball-Profi war keinesfalls vorgezeichnet. „Mit 14 war er noch australischer Jahrgangsmeister im 50-Meter-Schwimmen. Basketball hat er bis dahin parallel gemacht“, sagt Papa Björn im Gespräch mit dieser Redaktion. Erst „mit ungefähr elf Jahren“ habe sein Sohn überhaupt mit dem Basketball angefangen, verrät der frühere Schwimmprofi, der 1996 in Atlanta mit Zwillingsbruder Bengt und der deutschen 4x100-Meter-Freistilstaffel Olympia-Bronze holte.
Sein jüngstes von vier Kindern zeichne jedoch eine beispiellose Entschlossenheit aus, berichtet Zikarsky. „Rocco mag die körperlichen Voraussetzungen haben“, meint der 56-Jährige, der vor 20 Jahren der Liebe wegen nach Australien zog: „Im Sport ist er aber noch konsequenter als sein Vater und sein Onkel. Wenn er etwas will, ist er sehr fokussiert und will es unbedingt erreichen.“ Außerdem sei Rocco lernwillig, betont der gebürtige Franke: „Wenn ihm der Trainer sagt: ‚Du musst das so oder so machen’, dann macht er das.“
2023 entschied sich Zikarsky gegen einen Wechsel auf ein US-College. Stattdessen feierte der damals 16-Jährige sein Erstliga-Debüt in der australischen National Basketball League (NBL). Einige NBA-Manager notierten sich seinen Namen trotzdem. Denn der Wechsel in die Staaten soll 2025 erfolgen. „Nach der kommenden NBL-Saison bewegt sich mein Fokus in Richtung NBA-Draft“, erklärt Zikarsky: „Es ist ein langer Prozess, aber ich arbeite jeden Tag hart dafür.“
Auch beim AST hat sich der Name Rocco Zikarsky längst herumgesprochen. Ob Fans oder Betreuer gegnerischer Teams: Immer wieder muss der 2,20-Meter-Mann seine großen Kopfhörer abnehmen und Fotowünschen in der GBG Halle nachkommen. Von Allüren ist allerdings keine Spur. „Ich denke, es ist ziemlich cool“, antwortet Zikarsky auf die Frage nach der Erwartungshaltung, die ihn umgibt: „Ich habe tolle Coaches, die mir zu diesem Weg verholfen haben, und eine Familie, die mich sehr unterstützt. Sicher gibt es immer Höhen und Tiefen. Am Ende des Tages bin ich aber dankbar dafür, in dieser Situation zu sein.“
Neben Vater Björn begleitet Mutter Kylie den 17-Jährigen in Mannheim. Zum 90:55-Auftaktsieg der Australier gegen die Türkei am Samstag reiste Onkel Bengt aus Erlangen an. Das Top-Talent, das neben Flügelspieler Roman Siulepa zu den Leistungsträgern seines Teams gehört, nennt das AST ein „tolles Turnier“ – und freut sich auf das Vorrundenduell mit Deutschlands U 18 am Mittwoch (20 Uhr).
Im Juni soll Zikarsky in Australiens Trainingsmannschaft Olympia-Luft schnuppern. Nicht wenige halten es für möglich, dass der Perspektivspieler im Sommer auch zum Kader für Paris gehören wird. Denn neben der NBA hat Zikarsky ein zweites Fernziel. 2032 finden die Olympischen Spiele in Brisbane statt – jener Stadt, in der Zikarsky seit seinem zwölften Lebensjahr mit seiner Familie lebt.
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