Mannheim. In Mannheim geboren und für den AC 92 Weinheim sowie den SV Waldhof im Box-Ring – Edgar Basel war ein Kind der Region und wenn er den Mund aufmachte, konnte er das auch nicht verleugnen. Legendär war beispielsweise sein Spruch, als er bei den Olympischen Spielen in Helsinki 1952 das Sieger-Podest sah und seine olympischen Ambitionen ohne Umschweife in seiner Muttersprache formulierte: „Uff des Treppche will isch nuff“, sagte Basel auf den Tag genau vor 70 Jahren in der finnischen Hauptstadt. Und auch wenn es am Ende nach der Punktniederlage gegen den US-Amerikaner Nate Brooks „nur“ zu Silber reichte, machte sich der 1,59 Meter große Fliegengewichtler aus der Quadratestadt damit zu einer Sport-Legende der Kurpfalz.
Sein Debüt Im Ring gab Basel als 17-Jähriger im August 1947, nur fünf Jahre später war er bereits auf dem Höhepunkt seiner Karriere. „Unser kleiner Edgar hat es geschafft – das war der Jubelruf, der in Weinheim und Mannheim von Mund zu Mund gegeben wurde“, hielt sich damals auch der „Mannheimer Morgen“ nicht zurück, als feststand, dass sich Basel in der Gewichtsklasse bis 51 Kilogramm ins Finale um Gold gekämpft hatte. Sein Glanzstück war dabei sicher der Punktsieg gegen den favorisierten Russen Anatoly Bulakov im Halbfinale, der auch eine gewisse politische Brisanz hatte. Schließlich durften nach dem 2. Weltkrieg in Helsinki erstmals wieder deutsche Sportler unter einer gemeinsamen Olympischen Flagge an den Spielen teilnehmen.
Ein Niederschlag in der 3. Runde, als Basel kurz zu Boden musste, gab dann im Finale den Ausschlag für den US-Boxer Brooks. Dem Mannheimer wurde dennoch ein großer Kampf attestiert, für die deutsche Box-Staffel war es die einzige Medaille in Helsinki.
„Kein Schläger, kein Herkules“
Ab 1953 gehörte Basel nach seinem Wechsel vom AC 92 Weinheim der Staffel des SV Waldhof an, die mit Willi Roth und Uli Ritter in Deutschland eine feste Größe war. Im Fliegengewicht sammelte Basel nach den deutschen Meisterschaften 1951 und 1952 noch drei weitere nationale Titel (1954 bis 1956), international machte er mit dem EM-Titel 1955 nochmals auf sich aufmerksam. Auch dass er damals seine Boxschuhe im Hotel vergessen hatte und das Finale im Berliner Sportpalast deshalb um eine Stunde verschoben werden musste, konnte Basel nicht aus der Ruhe bringen.
Der Fliegengewichtler bestach aber nicht nur durch seine unaufgeregte Art, sondern war wohl auch ein Faustfechter alter Schule. „Eine Welt trennt ihn vom Schläger, vom Wühler, vom Herkules, dessen einzige Waffe die rohe Kraft ist“, rühmte etwa die „Cellesche Zeitung“ 1954 die „künstlerische Vollendung“ mit der Basel im Ring glänzte. Mit dem Erstrunden-Aus bei Olympia in Melbourne 1956 begann Basels Stern dann allerdings zu sinken, die anschließende Profi-Karriere währte ebenfalls nur vier Jahre. Besonders ernüchternd verlief dabei der achtmonatige USA-Aufenthalt. „Edgar Basel boxt!“ stand in den Staaten zwar auf den großen Plakaten, die Resonanz war allerdings überschaubar. „Loss’n doch boxe, werre die Leit gedenkt hawwe – un sinn dahäm gebliwwe“, berichtete Basel 1959 dem „MM“ enttäuscht von seinem USA-Trip, bei dem er nur an Erfahrungen reicher wurde.
Nach seinem letzten Kampf im November 1961 versuchte Europas ehemals „beste Fliege“ beruflich Fuß zu fassen, doch weder in einer Mannheimer Pharma-Fabrik noch als Tankstellenbetreiber in Karlsruhe wollte es so recht klappen. Am Ende fand der einstige Sonny-Boy des deutschen Box-Sports immerhin ein Auskommen als Platzwart in der Mannheimer Stadtverwaltung, bevor er am 7. September 1977 mit nur 46 Jahren in Mannheim starb.
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