Mannheim. Das 30. Albert-Schweitzer-Turnier (AST) war am Samstag noch gar nicht offiziell eröffnet, da war schon klar: Auch in diesem Jahr wird der türkische Fan-Block den Ton in der GBG Halle am Herzogenried angeben. Mit einer Pauke heizte Kerem Zararci aus Viernheim den U-18-Basketballern der Türkei in vorderster Front ein. Die bestens gefüllten Reihen hinter ihm machten mit lauten „Türkiye“-Rufen mit.
Dass der türkische Nachwuchs den AST-Auftakt gegen bärenstarke Australier mit 55:90 verlor: geschenkt. „Vier Jungs sind 16 Jahre alt, sechs Jungs sind 17. 18-Jährige sind kaum am Start“, zeigt Riza Erdogdu Verständnis für das junge Team: „Bei der U18-Weltmeisterschaft in Istanbul im Sommer sind wir aber voll dabei.“ Erdogdu ist eines dieser Originale, die beim Schweitzer-Turnier längst zum Inventar gehören - auch wenn er auf den ersten Blick gar nicht groß auffällt. Trotzdem: Gibt der 69-Jährige ein Handzeichen, haut Zararci noch fester in die Pauke - und das türkische Publikum in Mannheim holt noch ein paar Dezibel mehr aus sich heraus.
Riza Erdogdu ist laut Zararci eine laufende Legende
„Riza ist der Amigo“, sagt Zararci ehrfürchtig: „Er ist eine laufende Legende und vom Anfang bis zum Schluss mit Herzblut dabei.“ Seit „mehr als 35 Jahren“ gehe er zum AST, berichtet Erdogdu stolz: „Ich habe einige US-Stars in der Ami-Kaserne gesehen, aber auch türkische NBA-Spieler wie Cedi Osman und Enes Kanter.“ Das Vorrundenspiel zwischen der Türkei und Deutschland, das traditionell als Abendspiel am Ostermontag angesetzt ist, sei „immer das Highlight“, erklären Erdogdu und Zararci unisono: „Da ist hier immer Full House.“
Anders als der 44-jährige Zararci, der schon als Kind seine Körbe im Verein warf, habe er „früher gar nichts mit Basketball zu tun gehabt“, verrät Erdogdu. Wie also konnte er nur zum Türkei-Fan Nummer eins beim AST werden? „Das ist eine gute Frage“, lacht der gebürtige Istanbuler: „In den Ami-Zeiten bin ich irgendwie reingefallen und seitdem nicht mehr rausgekommen.“
Den „Ami-Zeiten“ - bis 2010 fand die inoffizielle U-18-Weltmeisterschaft in der US Sports Arena auf dem Benjamin-Franklin-Village statt - trauert der frühere Taxifahrer hörbar hinterher. In diesem Jahr regen ihn die Eintrittspreise auf: „18 Euro für eine Tageskarte, zehn für Jugendliche, 25 für die Zwischenrunde - das ist zu viel.“ Trotzdem will Erdogdu weitermachen. „Ich mache das gerne, solange die Gesundheit mitmacht“, betont der Kult-Fan, der mit Knieproblemen kämpft.
Zararci feierte am Samstag sein Debüt an der Pauke. Der vorgesehene Trommler war kurzfristig abgesprungen. „Riza hat mich gefragt, also habe ich es gemacht“, meint Zararci. Für das Kultduell mit Deutschland musste der Familienvater wegen einer privaten Feier passen. Er will aber wiederkommen. Und wer weiß: Vielleicht tritt der Monteur ja eines Tages Erdogdus Nachfolge an. „Reingefallen“ ist er ja jetzt quasi schon. „Jetzt stimme ich ihn um“, kündigt „Amigo“ Erdogdu scherzhaft an.
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