Handball

Nach Sieg gegen Ungarn: Deutsche Handballer stehen kurz vor der Traumerfüllung

Was ein Sieg bei der Heim-EM! Angeführt von Rückraumspieler Julian Köster und einem starken Abwehrverhalten, bezwang die DHB-Auswahl Ungarn mit 35:28. Das Halbfinale für die deutsche Mannschaft ist in Sichtweite

Von 
Marc Stevermüer
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Handball-Bundestrainer Alfred Gislason (l) spricht mit Deutschlands Julian Köster. © Tom Weller

Köln. Die deutschen Handballer jubelten und schrien. Sie tanzten im Kreis. Waren glücklich. Und auch erleichtert. Denn bei der Heim-Europameisterschaft steht die Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason nach dem erlösenden 35:28 (18:17)-Sieg am Montagabend über Ungarn vor dem Halbfinaleinzug.

19 750 Zuschauer in der ausverkauften Kölner Lanxess Arena feierten die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB), der am Mittwoch (20.30 Uhr/ARD) mit einem weiteren Erfolg über Kroatien das Weiterkommen nicht mehr zu nehmen wäre.

Deutschlands Handball-Spieler jubeln nach dem Spiel gegen Ungarn. © Tom Weller/dpa

Unter bestimmten Umständen könnte auch ein Remis reichen, aber auf diese Rechenspiele will sich bei den Deutschen niemand einlassen. „Die Jungs haben phänomenal gearbeitet und aus der Abwehr heraus sehr gut nach vorne gespielt“, lobte Bundestrainer Alfred Gislason seine Mannschaft.

David Späth rückt ins Tor nach

Rechtsaußen Timo Kastening fiel kurzfristig wegen eines Infekts aus, für ihn wurde Lukas Zerbe nachnominiert und direkt in den Kader beordert. Als Kastening-Ersatz agierte aber zunächst der gelernte Rückraummann Christoph Steinert, nicht zuletzt wegen seiner Stärken in der Deckung.

Nach dem Chancenwucher beim 22:22 gegen Österreich ließ die DHB-Auswahl auch gegen Ungarn zunächst zwei klare Möglichkeiten durch Johannes Golla und Rune Dahmke aus. In der Deckung hatten die Deutschen außerdem riesige Probleme mit den wurfgewaltigen ungarischen Rückraumschützen Richárd Bodó und Gábor Ancsin.

Deutschlands Handballer Rune Dahmke (l-r), Johannes Golla und Christoph Steinert jubeln bei der Handball-EM nach dem Spiel gegen Ungarn © Tom Weller/dpa

Torwart Andreas Wolff hielt in den ersten 13 Minuten keinen Ball und räumte seinen Platz zwischen den Pfosten beim 7:8. Für ihn übernahm David Späth, doch auch der Senkrechtstarter von den Rhein-Neckar Löwen fand nicht in die Partie.

Künftiger Löwe Sebastian Heymann mit Zug zum Tor

Umso besser fügte sich hingegen Sebastian Heymann ein. Bis zum 11:11 (17.) erzielte er zwei Treffer, besorgte außerdem das 13:12 (21.) und 14:13 (22.). Keine Frage: So will Bundestrainer Gislason den wurfgewaltigen Göppinger, der zur nächsten Saison zu den Rhein-Neckar Löwen wechselt, sehen. Mit Zug zum Tor. Und Vertrauen in den Abschluss.

Die Deutschen brauchten seine Treffer aus der Distanz umso mehr, da Dahmke im Gegenstoß neben das Tor warf. Und weil Abwehr und Torwart weiterhin überhaupt keinen Zugriff auf die Ungarn bekamen. Nach einer einzigen Parade ging Späth wieder vom Feld, Wolff kehrte zurück (27.).

Wieder ein Leistungsträger im Deutschen Handballteam: Der Rhein-Neckar-Löwe Juri Knorr (l.) beim Wurf gegen Ungarns Zoran Ilic. © Tom Weller/dpa

Blieb bis zum Seitenwechsel aber ohne Parade. Dafür war weiterhin Heymann da. Er bediente Jannik Kohlbacher, der zum 18:17 (30.) traf. Und es wäre sogar noch mehr möglich gewesen, doch Golla ließ Sekunden vor der Pause den nächsten Hochkaräter aus.

Team von Bundestrainer Gislason überzeugt als Mannschaft

Die Deutschen verteidigten nach dem Seitenwechsel besser, kamen entsprechend häufiger ins Tempospiel. Es entstanden Lücken in der ungarischen Abwehr, die Juri Knorr mit einem Doppelschlag zum 20:17 (33.) nutzte. Sekunden später vergab er allerdings die mögliche Vier-Tore-Führung.

Die nächste Möglichkeit dazu ergab sich in Überzahl, doch der bis dahin richtig starke Julian Köster leistete sich ein Offensivfoul. Nach 39 Minuten meldete sich endlich aber auch Wolff an und wehrte beim 22:19 (39.) seinen ersten Ball ab. Und dann machte es Köster besser – 23:19 (40.).

Die Ungarn nahmen nun den Torwart raus, griffen mit sieben Feldspielern an. Das hielt sie zunächst noch für einige Minuten im Spiel, auch weil die Deutschen sie ließen. Knorr warf den Ball neben das leere Tor, Kohlbacher vergab freistehend vom Kreis. Insgesamt wirkte das ungarische Angriffsspiel aber viel zu statisch.

Auch weil die Deutschen flink waren, umherschwirrten wie ein Bienenschwarm. Und dem Gegner wehtaten, ihn zermürbten. Mit harten Zweikämpfen, versperrten Passwegen. Sie verteidigten mal aggressiv, mal antizipativ. Taten instinktiv das Richtige. Und zogen auf 28:22 (49.) davon, weil sie sich Halt und Orientierung in der Abwehr holten. So etwas nennt man eine reife Mannschaftsleistung. Und genau diese zeigte die DHB-Auswahl, die das Tor zum Halbfinale weit aufgestoßen hat.

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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