Doha. Fußball war nicht mal mehr die schönste Nebensache der Welt. Für Luis Enrique (Bild) gab es überhaupt keine anderen Sachen mehr. Als Ärzte im März 2019 die Diagnose stellten, konnte und wollte sich der spanische Nationaltrainer nicht mehr auf Fußball konzentrieren. Seine Tochter Xana war an Knochenkrebs erkrankt. Enrique ließ sich an der Seitenlinie von seinem Freund und Assistenten Robert Moreno vertreten. Im Juni 2019 schließlich trat Enrique endgültig von seinem Posten zurück. Nur zwei Monate später starb Enriques Tochter – im Alter von nur neun Jahren.
Weil das Leben weitergeht, weitergehen muss, spielte kurz darauf Fußball dann aber doch wieder eine Rolle. Enrique wollte wieder auf seinen Posten als Nationaltrainer zurück. Moreno hatte zugesagt, jederzeit für ihn ins zweite Glied zurückzurücken. „Wenn Luis eines Tages zurückkommen will, würde ich erfreut zur Seite treten und mit ihm zusammenarbeiten. Er ist mein Freund und Freundschaft kommt vor allem anderen“, sagte Moreno.
Triple-Gewinner mit Barcelona
Aber dann, 2020, stand eine Europameisterschaft bevor. Oder besser: Schien bevorzustehen. Corona hielt ja auch den Fußball in Geiselhaft. Moreno also wollte erst nach der EM wieder Enriques Assistent werden, Enrique wollte aber sofort zurück. Die Freundschaft der beiden zerbrach. Enrique bezeichnete seinen früheren Freund als „illoyal“.
Zusammen hatten sie zuvor auf der Trainerbank mit dem FC Barcelona das Triple aus Champions League, Pokal und Meisterschaft gewonnen. Für Enrique war der Job bei den Katalanen auch eine Rückkehr. Er war bereits als Spieler für Barcelona aufgelaufen.
Am Sonntag nun trifft der Nationalcoach mit seiner Auswahl auf die deutsche Elf. Ein Sieg und Deutschland ist ausgeschieden, während Spanien im Achtelfinale steht. Mithelfen soll dabei auch der Freund seiner älteren Tochter. Barcelona-Star Feran Torres ist mit Sira liiert. Im ersten Gruppenspiel erzielte er zwei Tore. Bei der schönsten Nebensache der Welt.
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