Kolumne

Kommt bald die Revolution in pink?

Ausgefallene Trikotwünsche sind im Ried keine Seltenheit

Von 
Claudio Palmieri
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Viktoria Urberach, V.l. Nr 16 Talmiz Butt, Nr.14 Andre Scheel, Nr.6 Thomas Süß (VFR) aus dem Mai 2014.. Bild: Berno Nix © Berno Nix/ RMH

Ried. Mit dem pinkfarbenen Auswärtstrikot der deutschen Fußball-Nationalmannschaft fremdelt Oliver Schumacher noch. „Ich habe kein Problem mit der Farbe an sich“, sagt der frühere Spielmacher und Spielertrainer des SV Bobstadt, der seit einigen Jahren ein Sportartikelgeschäft in Bürstadt betreibt: „Ich finde aber, beim Nationalteam sollte man traditionell bleiben, so wie es die meisten Länder eben tun. Für mich spielt Deutschland zu Hause immer in weiß und auswärts meistens in grün.“

Dass das neue DFB-Auswärtsdress schon ein Verkaufsrenner sein soll, wundert Schumacher. „Beim letzten Länderspiel in Frankfurt war ich vor Ort. Da habe ich kaum jemanden in pink gesehen“, meint der 45-Jährige, der sich auch an den Preisen stört: „Wenn selbst ein Kindertrikot mittlerweile 70 oder 80 Euro kostet, ist das einfach krass. Kinder wachsen ja schnell wieder raus und Beflockungswünsche kommen oft noch oben drauf.“

„Wenn Deutschland guten Fußball spielt, ist alles andere egal“

Am Ende – das weiß Schumacher aus Erfahrung – steht und fällt der Ruhm eines Trikots jedoch stets mit dem Erfolg: „Es wird ja immer viel drum herum geredet. Wenn Deutschland aber guten Fußball spielt, ist alles andere relativ schnell egal.“

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Alexander Müller
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Für Schumacher bedeutet das wiederum: Arbeit. Denn die Zeiten, da Vereine einfach nur Trikotsätze in Einheitsgrößen mit den Nummern 1 bis 15 bestellten, sind im Amateurfußball schon lange vorbei. Nicht selten vergeben Mannschaften feste Nummern. Dann sollen nicht nur die Initialen eines Spielers auf dem Trainingsanzug stehen, sondern auch der Nachname samt Wunschnummer auf dem Rücken des Trikots.

Die Profis machen es vor – so, wie es einst schon bei Frisuren, bunten Schuhen und Nasenpflastern der Fall war – oder immer noch ist. „Wenn ein Spieler den Verein wechselt, wird das Trikot nachgekauft“, verrät Schumacher: „Andere Vereine bestellen nur alle zwei oder drei Jahre neue Trikotsätze.“

Schumacher erlebt bei den Amateuren selten Überraschungen

Eine Revolution in pink erwartet der Bürstädter nicht. „Bis jetzt habe ich nicht mitbekommen, dass jemand sein neues Trikot in dieser oder einer ähnlichen Farbe will“, erklärt der Ex-Kicker, der knapp 30 Senioren-Fußballteams im Kreis sowie im Raum Worms und Mannheim mit Sportbekleidung ausstattet. Das Geschäft rolle aber erst im Mai und Juni an, berichtet Schumacher: „Da fangen die Vereine an, sich Gedanken für die neue Runde zu machen.“

Überraschungen erlebt er bei den Amateuren nur selten. „Die Trikots sollen schon was mit den Vereinsfarben zu tun haben“, weiß Schumacher: „Auch das Clubwappen ist zu 95 Prozent mit drauf. Hin und wieder kommt aber ein Verein, der außergewöhnliche Farbenwünsche hat.“ Spontan erinnert sich Schumacher an die violetten Trikots des VfR Bürstadt in der zweijährigen Ära Manfred Hönig: „Ab und zu werden auch Mintfarben angefragt – oder eben graue, weiße oder schwarze Trikotsätze. Aber kein roter Verein kauft plötzlich etwas Grünes.“

Freier Autor Geboren in Viernheim, aufgewachsen in Bürstadt. Freier Mitarbeiter seit 2009

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