Fußball - Nach dem 4:3 gegen Wolfsburg könnte Eintracht Frankfurt schon nächste Woche das Europapokal-Ticket sichern

„Absoluter Husarenritt“

Von 
Claudio Palmieri
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Frankfurts Coach Adi Hütter (r.) freut sich mit seinen Spielern André Silva und Sebastian Rode (verdeckt) über den wichtigen Heimsieg. © dpa

Frankfurt. Der Anpfiff zum Duell der Champions-League-Anwärter war gerade ertönt – da machten sich im Frankfurter Stadion Laute breit, die eigentlich nicht da sein konnten. Manch ein Medienvertreter fragte sich schon, ob Eintracht Frankfurt der eigenen Mannschaft einen Vorteil verschaffen wollte, und lief zum nächstgelegenen Lautsprecher. Doch die waren stumm – anders als die knapp 80 Eintracht-Fans, die sich vor den Eingängen der WM-Arena versammelt hatten und dem 4:3-Spektakel der Hessen gegen den VfL Wolfsburg Heimspielcharakter verliehen.

Schon beim wichtigen 2:1-Sieg in Dortmund vor einer Woche hatten Frankfurter Anhänger ihr Team von draußen angefeuert. „Man konnte es nicht überhören, obwohl sie ein Stück weit weg waren. Ich hoffe, dass sie alle mit Maske unterwegs waren“, meinte Eintracht-Trainer Adi Hütter: „Uns hat es wahnsinnig gefreut.“

Der Österreicher konnte sich durchaus ausmalen, „was los gewesen wäre, wenn die Hütte voll gewesen wäre“ – und kam damit zum eigentlichen Höhepunkt. „Das war ein absolut spektakuläres Spiel, das sich ein ausverkauftes Haus verdient gehabt hätte. Die Leistungen der Mannschaften waren hervorragend. Wir hätten auch 6:5 verlieren oder 5:3 gewinnen können“, sprach Hütter von einem „absoluten Husarenritt“ seiner Elf und „Spektakel pur“.

Rode als Ersatzkapitän

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Frank Hellmann
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Die Elogen auf eine der zweifellos besten Bundesliga-Partien in dieser Saison fielen ohne Punkt und Komma. Eintracht-Sportvorstand Fredi Bobic nannte das Sieben-Tore-Match zwischen dem Tabellendritten und dem Vierten „Werbung für den Fußball“. VfL-Coach Oliver Glasner fiel „auf die Schnelle“ kein verrückteres Spiel unter seiner Führung ein. „Es war ein tolles Spiel für viele Fans zu Hause. Sollten wir und Frankfurt das am Ende schaffen, hätten wir uns das absolut verdient“, stellte Hütters Landsmann mit Blick auf die mögliche Champions-League-Qualifikation klar.

Verärgert war Glasner, dessen Team zuletzt nur drei Tore in elf Begegnungen kassiert hatte, dennoch. Die „Wölfe“ hatten den Takt vorgegeben, die Schussbilanz (20:8) sprach eindeutig für die Gäste. „Wenn wir hier drei Tore schießen, sollten wir eigentlich als Sieger vom Feld gehen“, fand er. Doch Wolfsburgs Führung durch den starken Ex-Mainzer Ridle Baku (6.) machten Daichi Kamada (8.) und Luka Jovic (27.) zunichte. Nach dem 2:2 durch Wout Weghorst (46.) zogen effiziente Frankfurter mit dem 23. Saisontreffer von André Silva (54.) und Erik Durm (61.) auf 4:2 davon. Nach Tutas Eigentor zum 3:4-Endstand (85.) blieb es bis zum Ende spannend.

Der Eintracht fehlt sechs Spieltage vor Saisonende nicht mehr viel zum erstmaligen Sprung in die Königsklasse – schon gar nicht, wenn die Hütter-Elf so unbeirrt weitermacht. „Wir haben sehr viel Selbstvertrauen, so kommen auch die Leistungen zustande“, erklärte der Bensheimer Sebastian Rode bei „Sky“. „Die Punkte werden weniger, der Vorsprung ist da“, ergänzte Hütter. Sieben Zähler sind es auf Platz fünf.

Dass Wolfsburg und Frankfurt nur noch ein Punkt trennt, könnte übrigens durchaus noch eine Rolle spielen. Mit Bayern, Dortmund und Leipzig treffen die Niedersachsen im Endspurt nominell auf härtere Gegner als die Eintracht, die aus den „Top Ten“ nur noch Gladbach, Leverkusen und Freiburg vor sich hat. Zwei Fünftel des „Monats der Wahrheit“, wie Hütter den April taufte, haben die Adlerträger jetzt mit voller Ausbeute gemeistert. Schon nach dem Spiel in Gladbach am kommenden Samstag könnte den Hessen Platz sechs sicher sein. Wobei kaum noch jemand am Main von der Europa oder der Conference League träumt. „Wenn man solche Spiele gewinnt, hat man auch den Anspruch, auf diesem Platz zu bleiben“, gab Rode zu.

Der Mittelfeldmotor, der am Samstag als Ersatzkapitän für Makoto Hasebe auflief, war es auch, der die Trainerfrage von Neuem befeuerte. „Ich wüsste nicht, was ihn momentan nicht in Frankfurt halten sollte“, formulierte der 30-Jährige spitzbübisch. Hütter, der den Satz „Ich habe keine Lust, mich ständig zu wiederholen“ zuletzt öfter wiederholte als seine Anfang Februar getroffene Aussage „Ich bleibe“, beantwortete die Frage, ob seine Zukunft ein Thema in der Kabine sei, mit „Nein“. Den Fans, die außerhalb des Stadions ein Hupkonzert anstimmten, war das in dem Moment egal.

Freier Autor Geboren in Viernheim, aufgewachsen in Bürstadt. Freier Mitarbeiter seit 2009

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