Gesundheit

Hitze für psychisch Erkrankte besonders gefährlich

Extreme Hitze kann die Wirkung von Medikamenten verändern. Gerade Demenzerkrankte oder psychisch Erkrankte sollten sich vor Hitze schützen

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dpa
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Höhere Temperaturen beeinflussen den Körper und die Psyche – und das kann gefährlich werden. © Inga Kjer/dpa/dpa-tmn

Berlin. Hitze belastet nicht nur den Körper, sondern auch die Psyche: „An heißen Tagen sinkt die Aufmerksamkeit und Leistungsfähigkeit, psychische Symptome verschlimmern sich und es kommt zu vermehrten psychiatrischen Einweisungen“, so Dr. Andrea Benecke, Präsidentin der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK). „Menschen mit psychischen Erkrankungen gehören zu den besonders hitzegefährdeten Personen.“

Hohe Temperaturen mindern die kognitive Leistungsfähigkeit

Besonders gefährdet sind Menschen mit Schizophrenie, Abhängigkeitserkrankungen, Demenz oder Depressionen, auch die Einnahme bestimmter Psychopharmaka wie Neuroleptika, Antidepressiva, Anticholinergika oder Beruhigungsmittel ist ein Faktor, heißt es von der BPtK. Hohe Temperaturen gehen zudem mit erhöhten Suizidraten einher und mindern die kognitive Leistungsfähigkeit, was impulsives, risikoreiches und aggressives Verhalten wahrscheinlicher macht.

Die Bundespsychotherapeutenkammer hat spezifische Empfehlungen für den Hitzeschutz von psychisch Erkrankten herausgegeben: Hitze wird gefährlich, wenn die gefühlte Temperatur tagsüber über 30 °C steigt und nachts nicht unter 20 °C fällt. Eine gefühlte Temperatur von 32 °C am frühen Nachmittag bedeutet starke Wärmebelastung, ab 38 °C spricht man von extremer Wärmebelastung. Eine Hitzewelle liegt vor, wenn die Temperaturen mehr als drei Tage über 28 °C betragen. Anhaltende Hitze versetzt den Körper und die Psyche in Stress.

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Übermäßige Hitze kann zu einem psychischen Notfall und ernsten körperlichen Reaktionen führen, die sofortige Hilfe erfordern (sogenannter „Hitzenotfall“).

Bestimmte Medikamente können sich negativ auf die Fähigkeit des Körpers auswirken, bei einer Hitzewelle eine gesunde Körpertemperatur aufrechtzuerhalten. Und Hitze kann die Wirkung von Medikamenten verändern, etwa indem die Wirksamkeit abnimmt oder Nebenwirkungen zunehmen.

Notlage ansprechen und Umfeld um Hilfe bitten

Schützen können sich Betroffene an solchen heißen Tagen, indem sie im Schatten bleiben, ausreichend Wasser trinken und körperliche Anstrengung vermeiden. Da Alkohol- oder Drogenkonsum und intensiver Sport das Risiko zu dehydrieren und zu überhitzen erhöhen, sollte man beides an heißen Tagen möglichst meiden, so die BPtK. Wer auf intensiven Sport nicht verzichten möchte, sollte dies an kühleren und sonnengeschützten Orten tun und reichlich Wasser zu sich nehmen.

Außerdem sollten die Betroffenen mit der Ärztin oder dem Arzt abklären, was an heißen Tagen hinsichtlich der Medikation beachtet werden sollte und ob eine Anpassung der Dosis nötig ist. Zudem sollten sie mit der Psychotherapeutin oder dem Psychotherapeuten besprechen, an wen man sich im Falle von psychischen Notlagen wenden kann.

Diese Punkte können auch für das Umfeld wichtig sein. „Es ist dringend erforderlich, psychisch Erkrankte vor den Folgen großer Hitze zu schützen, da sie dazu selbst aufgrund ihrer Erkrankung oft nicht ausreichend in der Lage sind“, sagt Eva-Maria Schweitzer-Köhn, Präsidentin der Psychotherapeutenkammer Berlin. dpa

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