Bürgerschaftswahl Hamburg

Peter Tschentscher kann in Hamburg auf den Amtsbonus bauen

Eine Woche nach der Bundestagswahl müssen die Hanseaten bei der Bürgerschaftswahl noch mal ran. Wen die Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen vorn sieht.

Von 
Walter Serif
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Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) setzt auf den Amtsbonus bei der Bürgeschaftswahl am 2. März. © Gregor Fischer/dpa

Mannheim. Das Ampel-Aus im vergangenen Jahr hat die Hamburger kalt erwischt. Der Termin für die Bürgerschaftswahl am 2. März stand ja schon lange fest, doch jetzt müssen die Hanseaten innerhalb einer Woche zweimal abstimmen. Deshalb werden statt 15.000 nun 30.000 Helferinnen und Helfer gebraucht, damit bei der Bundestags- und der Bürgerschaftswahl alles ohne Pannen abläuft. Das ist natürlich ein Kraftakt. Die Gedankenspiele, beide Wahlen gleichzeitig am 23. Februar abzuhalten, wurden verworfen.

SPD kann mit einem klaren Sieg rechnen

Das unrühmliche Ende der Ampel in Berlin hat den Sozialdemokraten in Hamburg allerdings nicht geschadet. Anders als bei der Bundestagswahl kann die SPD mit einem klaren Sieg bei der Bürgerschaftswahl rechnen und sich den Koalitionspartner aussuchen. In der aktuellen Umfrage der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen kommt die SPD auf 32 Prozent und liegt haushoch vor den Grünen (19), mit denen sie zusammen regiert, und der CDU. Ist das Rennen also schon gelaufen? „Eine Woche nach einer Bundestagswahl gibt es bei einer Landtagswahl wegen der unmittelbaren zeitlichen Nähe immer gewisse Effekte. Das kann dann eine Bestätigung für die Wahlsieger, aber auch eine Gegenreaktion sein“, sagt Matthias Jung von der Forschungsgruppe Wahlen. Allerdings - schränkt er ein - hat die Bürgerschaftswahl einen größeren kommunalen Charakter, deshalb dürfte das Ergebnis der Bundestagswahl weniger stark auf die Abstimmung am 2. März ausstrahlen, als dies bei einer Landtagswahl in einem Flächenland der Fall wäre.

Die SPD müsste bei der Bürgerschaftswahl allerdings schon zum zweiten Mal Federn lassen. Im Vergleich zu 2020 würden die Sozialdemokraten immerhin rund sieben Prozent verlieren, sollte sich die Umfrage am Wahlsonntag bestätigen. Vor fünf Jahren büßte sie auch schon mehr als sechs Prozent ein. Zusammen also ein Minus von über 13 Prozent. Die SPD dürfte das allerdings verschmerzen, weil die Grünen ihr Rekordergebnis von 2020 (24,2) aller Voraussicht nach nicht bestätigen können. Die CDU legt zwar um knapp sieben Prozent zu, doch Hamburg bleibt für sie - abgesehen von den knapp neun Jahren unter Ole von Beust - ein unangenehmes Pflaster.

Quelle: Forschungsgruppe Wahlen © MM-Grafik

„In der normalen Welt einer sozialdemokratisch geprägten Hansestadt tut sich die Konkurrenz der SPD traditionell schwer, auch wenn diese nicht mehr so dominierend wie früher ist“, sagt Jung und legt nach: „In Hamburg und Bremen wird den Sozialdemokraten - und das ist untypisch - neben der sozialen auch die höchste Wirtschaftskompetenz zugeschrieben. Die hanseatische Kaufmannschaft stand schon immer eher hinter den Sozialdemokraten. Insofern sind die Ergebnisse fast schon bescheiden“, sagt Jung.

Spitzenpersonal hat in Stadtstaaten viel Gewicht

Viel Gewicht hat in Stadtstaaten nach Jungs Darstellung immer schon das Spitzenpersonal der Parteien. „Aufgrund der Kleinräumigkeit sind die Kandidaten oft bekannter als in Flächenländern“, sagt er. Das zahlt sich für Amtsinhaber Peter Tschentscher aus. Der Erste Bürgermeister kommt auf der Skala von plus fünf bis minus fünf auf einen guten Popularitätswert von plus 2,2. Seine Stellvertreterin und Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) erzielt einen Popularitätswert von plus 1,1, Herausforderer Dennis Thering von der CDU - er tritt zum ersten Mal als Spitzenkandidat an - schneidet mit plus 0,1 vergleichsweise schwach ab. 52 Prozent der Befragten würden sich für Tschentscher entscheiden, wenn sie den Regierungschef auswählen könnten.

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