Mysteriöses Geschehen

Von 
Christine Keilholz
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Vielleicht hat alles doch zu gut zusammengepasst. Die Sensation, die vor zwei Wochen bekanntwurde, war von Anfang an brüchig. Dass der mutmaßliche NSU-Terrorist Uwe Böhnhardt etwas mit der ermordeten Peggy zu tun haben könnte, klang ermittlungstechnisch schon fast zu gut, um wahr zu sein. Zwei Fälle, die die Behörden seit Jahren beschäftigen, wären damit auf einen Schlag ein ordentliches Stück weiter gewesen.

Vielleicht war die Idee auch etwas zu verlockend: Da ist ein verblendeter Nazi, der mutmaßlich zehn Menschen auf dem Gewissen hat. Der - soweit bekannt - Opfer willkürlich aussuchte, die nicht in sein rassistisches Weltbild passten. Warum sollte so einer nicht auch für ein widerliches Verbrechen wie einen Kindsmord verantwortlich sein?

Jetzt aber reiht sich die ganze Geschichte in ein anderes mysteriöses Geschehen ein: in die Pannenserie ostdeutscher Polizei- und Justizbehörden. Und einmal mehr ist die Rede von Ermittlungsfehlern und Behördenversagen. Da laufen Sachen schief, was nicht gerade das Vertrauen in die Sicherheitsapparate erhöht.

Da war Anfang des Monats der missglückte Zugriff auf den Terrorverdächtigen Dschaber al-Bakr in Leipzig. Die Polizei ließ den 22-jährigen Syrer nach einem Warnschuss verduften und kam wegen ihrer schweren Sicherheitskleidung nicht hinterher. Ob der Selbstmord des Verdächtigen wenige Tage später in der JVA Leipzig als Justizpanne gewertet werden muss, ermittelt derzeit eine Expertenkommission.

Nach Polizei und Justiz in Sachsen trifft es diesmal das Thüringer Landeskriminalamt. Wieso dort das anscheinend wichtigste Arbeitsgerät fünf Jahre lang nicht ordentlich abgewischt wurde, wird noch zu ermitteln sein. Man mag sich gar nicht vorstellen, welche interessanten Übereinstimmungen dieser Meterstab sonst noch so hergestellt hat.

Korrespondent

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