CDU

Merz vor brutaler Entscheidung

Will die Union regieren, riskiert sie Zusammenhalt

Von 
Julia Emmrich
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CDU-Chef Friedrich Merz droht Ärger in seiner Partei. © Thomas Banneyer/dpa

Berlin. Friedrich Merz ist ein gläubiger Mensch. Gut möglich, dass er die Ampel-Parteien in sein Abendgebet einschließt: Lieber Gott, lass‘ Sozis, Grüne und Liberale wieder so stark werden, dass sie als sichere Koalitionspartner taugen. Denn alle anderen Optionen, die nach den Wahlen in Sachsen und Thüringen auf dem Tisch liegen, sind für den CDU-Chef Horrorvarianten.

Eine Koalition mit der Wagenknecht-Partei, die mit Wladimir Putin Frieden schließen will? Oder eine entfesselte Debatte über die Brandmauer zu AfD und Linkspartei? Merz weiß, in dem Moment, da er in einem Bundesland die Tür aufmacht zu einer Koalition mit dem BSW oder einer Tolerierung durch die Linke werden gerade an der ostdeutschen Basis viele fragen: Und warum keine Öffnung zur AfD?

Für Merz war es am Wahlabend allenfalls ein kurzes Aufatmen. In Thüringen liegt die CDU auf Platz zwei. In Sachsen hat der CDU-Regierungschef das Duell gegen die AfD gewonnen – knapp. Erleichterung, aber auch maximale Anspannung: Um 18.05 Uhr trat CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann schwer atmend vor die Kameras. „Unser Ergebnis ist sehr gut.“ Die CDU sei die letzte echte verbliebene Volkspartei. Eine Koalition mit der AfD schloss Linnemann aus. In beiden Ländern aber geht der Ärger jetzt erst richtig los. Die CDU steht vor einer brutalen Entscheidung: Will sie regieren, muss sie mindestens in Thüringen alte Glaubenssätze über Bord werfen – und riskiert damit, dass sich viele Anhänger entsetzt abwenden. Die Alternative: Sie lässt die AfD an die Macht. Merz hat also de facto keine Wahl.

Für Merz beginnen unruhige Wochen. Die nach dem Wahldebakel von 2021 mühsam errungene Geschlossenheit der Union steht auf dem Spiel. Und: Merz muss sich als kluger Krisenmanager beweisen –um am Ende auch der richtige Kanzlerkandidat der Union zu sein.

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