Bildung

Karin Prien will Handynutzung für Kinder einschränken

Die Bildungsministerin von Schleswig-Holstein, Karin Prien, fordert eine massive Begrenzung der Handynutzung von Kindern und ein mögliches Verbot in Grundschulen. Doch sie bekommt Gegenwind

Von 
Christiane Rebhan
Lesedauer: 
Selbst kleine Kinder verbringen viel Zeit an Smartphones. © M. Skolimowska/dpa

Kiel. Ein Kleinkind sitzt im Kinderwagen, die Hände kaum groß genug, um das Smartphone zu halten. Und trotzdem sind die Kinderaugen gebannt auf den Bildschirm gerichtet. Eltern bringen ihren Nachwuchs häufig viel zu früh mit elektronischen Medien in Kontakt, kritisieren Kinder- und Jugendärzte. Karin Prien, Bildungsministerin in Schleswig-Holstein und CDU-Bundesvize, fordert deshalb, die Handynutzung von Kindern massiv zu begrenzen.

Kritik vor allem von den Grünen

„Ein Kindergartenkind braucht kein Smartphone“, sagte Prien am Wochenende der „Bild“-Zeitung. „Auch für die Grundschule denke ich, dass wir ein generelles Handy-nutzungsverbot ins Auge fassen sollten.“ Das Spielen mit Smartphones führe dazu, dass Kinder zu wenig draußen sind. „Kinderturnen, Fahrradfahren, Spielplatz. All das ist weniger geworden“, beklagte Prien.

Newsletter "Guten Morgen Mannheim!" - kostenlos registrieren

Mit ihrer Forderung nach einem Handyverbot an Grundschulen stößt die CDU-Politikerin aber ausgerechnet bei jener Partei auf Kritik, der die Union immer wieder eine Verbotspolitik vorwirft - den Grünen. Deren bildungspolitische Sprecherin, Nina Stahr, sagte: „Ein generelles Nutzungsverbot in der Schule führt nur dazu, dass Kindern unter Umständen niemand eine sinnvolle Nutzung beibringt, wenn Eltern das nicht eigenständig leisten können.“

Die Grünen-Bundestagabgeordnete findet, die Schule sollte der Ort sein, wo Kinder und Jugendliche einen klugen Umgang mit allen Medienarten erlernen. Außerdem schränkt Stahr ein, dass für die Bildungspolitik ohnehin die Länder zuständig seien. Die einzelnen Schulen sollten „möglichst viel Autonomie haben, damit sie auf die Bedürfnisse vor Ort reagieren können“, so Stahr weiter. Nicht das Handy an sich sei gut oder schlecht, sondern nur die jeweilige Nutzung könne sinnvoll sein oder schädlich.

Mehr zum Thema

Kommentar Handy-Verbot für Kinder bringt nichts

Veröffentlicht
Kommentar von
Judith Görs
Mehr erfahren

Der bildungspolitische Sprecher der SPD im Bundestag, Oliver Kaczmarek, hält Priens Vorstoß für überflüssig „Die Schulen haben sich längst auf den Weg gemacht. Es sollte selbstverständlich sein, dass der private Handygebrauch in Kitas und Grundschulen verboten ist.“ Verbotskultur und Elternschelte werden dem Problem ungleicher Bildungschancen nicht gerecht, sagte Kaczmarek. Nicole Gohlke, Vizevorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, sieht Priens Idee bereits an der Realität scheitern: „Die Debatte über Handyverbote lenkt vom eigentlichen Problem ab - und zwar, dass die Lehrkräfte völlig überlastet sind und solche Verbote dann eh nicht durchsetzen können.“

UNESCO empfiehlt, Smartphones aus Schulen zu verbannen

Rückenwind erhält Prien von der Unesco. Ein kürzlich veröffentlichter UN-Bericht empfiehlt, Smartphones aus Schulen komplett zu verbannen, um Störungen im Unterricht zu vermeiden, das Lernklima zu verbessern und die Kinder vor Cybermobbing zu schützen. Es gebe Beweise dafür, dass die häufige Nutzung von Handys im Zusammenhang stehe mit schlechteren schulischen Leistungen. Zudem habe ein hohes Maß an Bildschirmzeit negative Auswirkungen auf die emotionale Stabilität der Kinder. Die Generaldirektorin der Unesco, Audrey Azoulay, warnte davor, die digitale Technologie unreflektiert zu umarmen.

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen