Eltern kennen das. Um das quengelnde Kind im Restaurant oder dem Auto ruhig zu stellen, gibt’s das Smartphone in die Hand. Ein paar Minuten Youtube werden schon nicht schaden. Kinderärzte warnen jedoch vor den Folgen des frühen Internet-Konsums – und mahnen: kein Handy unter zwölf Jahren! Der bloße Appell reicht Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien nicht. Die CDU-Vize plädiert für ein „generelles Handynutzungsverbot“ an Grundschulen – ein richtiger Ansatz an falscher Stelle.
Wenn schon Neunjährige keine 45 Minuten mehr ohne Handy aushalten, ist das Kind sprichwörtlich längst in den Brunnen gefallen. Natürlich können schädliche Inhalte auch in der Pause auf dem Schulhof ausgetauscht werden. Doch ein Handyverbot würde nur bewirken, dass sie stattdessen nach Schulschluss die Runde machen. Der Schutz vor ungesundem Internetkonsum muss woanders ansetzen: nämlich dort, wo die Kinder stundenlang daddeln können, wenn keiner hinguckt.
Den Grundschulen tut Prien mit ihrem Vorschlag aber keinen Gefallen: Wieder einmal soll dort Erziehungsarbeit geleistet werden, die vom Elternhaus erbracht werden müsste. Für die Gesundheit ihrer Kinder tragen in erster Linie die Eltern Verantwortung.
Was tatsächlich hilft, ist Aufklärung: Broschüren für Eltern in den Kinderarztpraxen und bei Kinderpsychologen. Aktive Ansprache über die Jugendämter – so, wie es bereits kurz nach der Geburt eines Kindes gemacht wird. Und auch die Mobilfunkkonzerne könnten verpflichtet werden, bei Neuverträgen über Möglichkeiten der eingeschränkten Handy-Nutzung für Kinder aufzuklären – etwa durch Bildschirmfixierung oder die zeitweise Sperrung bestimmter Apps. Das bringt mehr als ein Verbot.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Handy-Verbot für Kinder bringt nichts
Judith Görs hält nichts von einem Handy-Verbot an Grundschulen. Sie findet, dass dies nur dazu führen würde, dass die Kinder stattdessen nach Schulschluss zum Smartphone greifen würden.