Fußball-WM

Das sollten WM-Fans in Katar bei ihrem Smartphone beachten

In der Debatte um die Fußball-WM in Katar melden sich Europas Datenschützer zu Wort. Ihre Warnung: Die Sicherheitsbehörden des Golfstaates könnten die Mobiltelefone der Besucher ausspionieren. Das sollten WM-Fans wissen

Von 
Christian Kerl
Lesedauer: 
Wer mit dem Handy in Katar ist, sollte laut Experten vorsichtig sein. © dpa

Berlin/Doha. In der Debatte um die Fußball-WM in Katar melden sich Europas Datenschützer mit einem dringenden Alarmruf zu Wort. Ihre Warnung an alle Fußball-Fans in Katar: Die Sicherheitsbehörden des Golfstaates könnten die Mobiltelefone der Besucher ausspionieren, Daten abfassen und Kontakte überwachen. Wie andere Experten auch hat der Bundesbeauftragte für den Datenschutz einen eindeutigen Rat: Für die Reise nach Katar sollte ein separates Handy verwendet werden, auf dem keine persönlichen Daten und Kontakte gespeichert sind – ein offizielles Misstrauensvotum gegen die WM-Gastgeber in Doha.

Zwei Apps im Fokus

Hintergrund ist die Auflage der katarischen Behörden, dass alle aus dem Ausland eingereisten Fans zwei Apps auf ihren Mobiltelefonen installieren müssen: „Hayya“ ist die offizielle WM-App, mit der die sogenannte Hayya-Card zum Eintritt in die Fußballstadien und für den öffentlichen Nahverkehr verwaltet wird. „Ehteraz“ wird zur Kontaktverfolgung nach Corona-Infektionen eingesetzt. Die Behörden nutzten die mit den Apps erhobenen Daten wahrscheinlich viel umfangreicher als offiziell angegeben, fürchtet der oberste Datenschützer des Bundes.

Vor allem bei der App „Ehteraz“, die für den Besuch von Gesundheitseinrichtungen benötigt wird, haben Experten massive Bedenken: Die App kann auf sämtliche Daten des Smartphones zugreifen, sie ändern oder löschen, den präzisen Standort speichern und Handys in der Nähe erkennen, Verbindungen über Wlan oder Bluetooth überwachen – und diese Daten weiterleiten. Das könnte in Katar zum Beispiel für Homosexuelle gefährlich werden. Amnesty International hält die App daher für „menschenrechtlich problematisch bis gefährlich“. „Hayya“ ermöglicht es, einen Wechsel in den Ruhezustand des Handys zu verhindern, alle Netzwerkverbindungen einzusehen und persönliche Informationen weiterzugeben. Der Bundes-Datenschutzbeauftragte meint: „Es liegt nahe, dass die von den Apps verwendeten Daten nicht nur lokal gespeichert, sondern auch an einen zentralen Server übermittelt werden.“

Auch andere Länder warnen

Ähnliche Warnungen kommen von den obersten Datenschützern Frankreichs, Norwegens und der Schweiz. Der Schweizer Datenschutzbeauftragte Adrian Lobsiger sagt: „Ich rate dazu, ein Billig-Smartphone mitzunehmen oder ein nicht mehr benötigtes, auf Werkseinstellung zurückgesetztes Smartphone.“ Die deutsche Bundesdatenschutzbehörde ergänzt: „Auf diesem Gerät sollten keine weiteren personenbezogenen Daten wie etwa Telefonnummern, Bild- oder Tondateien gespeichert sein. Im Nachgang der Nutzung der Apps sollten auf dem verwendeten Telefon, das Betriebssystem und sämtliche Inhalte vollständig gelöscht werden.“

Bereits im Vorfeld der Fußball-WM wurde bekannt, dass Katar schon vor Jahren international auf der Suche nach Überwachungstechnik für das Turnier war.

Autor

Thema : Fußball-EM 2024

  • Nationalmannschaft Bewegte Zeiten

    Der DFB zelebriert mit 400 geladenen Gästen seinen Festakt zum 125-jährigen Bestehen

    Mehr erfahren
  • Sport Grünes Licht für Saudi-Arabien

    Auch der DFB erklärt seine Zustimmung zur umstrittenen Doppelvergabe der Weltmeisterschaften 2030 und 2034

    Mehr erfahren
  • Fußball 7:0-Gala gegen Bosnien: Ist die DFB-Elf zurück in der absoluten Weltspitze?

    Die Nationalmannschaft begeistert beim 7:0 gegen Bosnien-Herzegowina Fachleute und Fans. Ist dieses Team schon bei der Weltmeisterschaft 2026 wieder reif für einen großen Titel?

    Mehr erfahren

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen