Diskussion

Zoo-Experten kämpfen für Artenschutz

Erstmals seit 53 Jahren tagt der Verband der Zoologischen Gärten wieder in Karlsruhe und spricht mit Experten vor allem über den Schutz bedrohter Tiere

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Stefan Jehle
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Der Karlsruher Zoo will seine Luchse auswildern. Die Wildkatzen waren früher im Schwarzwald heimisch. © Sören Stache/dpa

Karlsruhe. „Die Zoologischen Gärten haben sich in drei Jahrzehnten zu modernen Natur- und Artenschutzzentren entwickelt“, lobte Jörg Junhold, anlässlich der Jahrestagung des Verbands der Zoologischen Gärten (VdZ) in Karlsruhe. Erstmals wieder seit 1970 tagt der Zusammenschluss von 71 zoologischen Einrichtungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz wieder in Karlsruhe. Neu bei der Tagung ist das „Zoo- und Wildtierforum“.

Globales Netzwerk

Der Tierarzt Junhold ist der Präsident des Verbands und seit 1997 auch Direktor des Zoos in Leipzig. Man arbeite bei den Zoos bereits „in einem globalen Artenschutznetzwerk“, betonte er und wolle sich weiter öffnen für die Gesellschaft, sensibilisieren für bedrohte Lebensräume. Der Direktor des Karlsruher Zoos, Matthias Reinschmidt, ist Gastgeber der Tagung und hat den Wandel im Zoologischen Stadtgarten Karlsruhe seit acht Jahren aktiv mitgestaltet. 2016 hat er zudem die „Artenschutzstiftung Zoo Karlsruhe“ mit auf den Weg gebracht.

Es gehe heute vermehrt darum, mit Botschafter-Tierarten „gegen das Aussterben einzelner Arten anzukämpfen“. Reinschmidt nennt allein sieben Tierarten, die als ausgestorben galten und die im Zoo in Karlsruhe nachgezüchtet werden konnten – darunter das europäische Wisent, eine Bison-Art. Derzeit halte man im Freigehege Oberwald, das zum Zoo gehört, zehn Tiere dieser Gattung. Man habe auch schon einige Exemplare „erfolgreich wieder ausgewildert“, so Reinschmidt.

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Ausgewildert werden sollen absehbar ebenfalls in Karlsruhe nachgezogene Luchse – wobei momentan noch kein konkreter Zeitpunkt feststeht. Die Großkatzen waren früher im Schwarzwald heimisch, der Zoo ging hier – gefördert vom Land – eine Kooperation ein mit dem Nationalpark Schwarzwald. Beteiligt sind zudem der Naturschutzverband WWF und der Landesjagdverband. Peter Hauk (CDU), Minister für Ländlichen Raum des Landes und in dieser Funktion auch für Tiere zuständig, lobte vor den Delegierten das vor knapp zwei Jahren neu eröffnete Luchsgehege in Karlsruhe.

Stabile Populationen als Ziel

Noch bis Sonntag konferieren die rund 150 Tagungsdelegierten, darunter zahlreiche Direktoren von Zoos, in der Gartenhalle der Messe Karlsruhe über Fragen des Artenschutzes und der Biodiversität. Ein besonderer Gast kam aus Südostasien, aus dem indonesischen Teil von Borneo: Willie Smits, ein gebürtiger Niederländer, sorgt dort als Gründer der Borneo Orang Utan Survival Foundation seit vielen Jahren für den Erhalt der bedrohten Menschenaffenart der Orang Utans.

Verbandspräsident Jörg Junhold nannte als wichtiges Ziel, „gesunde, stabile Populationen bedrohter Arten“ wieder herzustellen. Der Zoo Leipzig etwa kümmere sich, im Verbund mit dem Heidelberger und dem Kronberger Opel-Zoo, um die Wiederansiedlung des europäischen Feldhamsters. Auch Gastgeber Matthias Reinschmidt erläuterte, wie man sich auch „um die kleinen Arten“ kümmere. Er nannte dabei die Aufzucht von Kiebitzen, einer bedrohten Vogelart aus der Familie der Regenpfeifer. In nur drei Jahren habe man in Karlsruhe über 90 Jungtiere nachgezüchtet und wieder ausgewildert. Die nächste Verbandstagung des VdZ im Jahr 2024 soll übrigens in Heidelberg stattfinden – ausgerichtet vom Zoo Heidelberg.

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