Südwest

Boris Palmer über ersten syrischen Bürgermeister: "Schwaben-Charme und Fleiß"

Ryyan Alshebl ist der wohl erste syrische Bürgermeister Baden-Württembergs. Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer hat ihn im Wahlkampf unterstützt. Im Interview lobt er den 29-Jährigen

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Florian Dürr
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Künftiger Rathauschef von Ostelsheim: Ryyan Alshebl. © Christoph Schmidt/dpa

Tübingen. Baden-Württemberg hat seinen wohl ersten syrischen Bürgermeister: Ryyan Alshebl, der 2015 nach Deutschland floh, hat am Sonntag die Wahl in Ostelsheim im Landkreis Calw gewonnen. In seinem Wahlkampf bekam der 29-Jährige Unterstützung vom Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer, der mit seinen Aussagen über syrische Flüchtlinge immer wieder aneckt. Alshebl lobt er als sehr fleißig.

Herr Palmer, in Baden-Württemberg ist am Sonntag mit Ryyan Alshebl der wohl erste Syrer zum Bürgermeister gewählt worden. Hätten Sie so etwas für möglich gehalten?

Boris Palmer: Klar, natürlich. Ich wüsste nicht, warum das nicht möglich sein sollte. Es sind viele Menschen nach Deutschland gekommen. Dass da auch einer Bürgermeister wird, ist keine Überraschung.

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Sie äußern sich immer wieder kritisch über syrische Flüchtlinge. Ryyan Alshebl floh 2015 ebenfalls aus seiner Heimat Syrien nach Deutschland. Ist er ein Ausnahmefall?

Palmer: Wie bei den Schwaben gibt es auch bei den Syrern fleißige und faule. Warum soll ich die fleißigen nicht loben - und die faulen kritisieren?

Sie haben Ryyan Alshebl im Wahlkampf unterstützt. Wie hat er die Menschen in Ostelsheim überzeugt?

Palmer: Er ist sehr schwäbisch und schaffig. Er ist nicht hierher gekommen und hat sofort gesagt, dass er Bürgermeister werden will, sondern hat erst den Verwaltungswirt gemacht, mehrere Jahre in der Verwaltung gearbeitet und sich das Ganze wohl überlegt. Er hat sich ganz genau angeschaut, was die Leute in Ostelsheim brauchen und ist jemand, dem man vertraut. Zudem hat er in kürzester Zeit perfekt Deutsch gelernt.

Wie kam die Verbindung zwischen Ihnen beiden zustande?

Palmer: Er hat sich bei mir gemeldet, und ich habe ihm auch Fragen beantwortet. Normalerweise lehne ich solche Anfragen ja ab, aber ich hatten einen guten Eindruck von ihm und bin zu dem Schluss gekommen, dass er das Zeug zum Bürgermeister hat.

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afs
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Gerade der ländlichen Bevölkerung und kleinen Dörfern wird eher mal unterstellt, gegenüber Flüchtlingen nicht besonders offen eingestellt zu sein. Ist Ostelsheim da eine Ausnahme?

Palmer: Die große Mehrheit unserer Bevölkerung ist nicht rassistisch. Die Menschen haben eine klare Auffassung: Wer sich einbringt, kann hier was werden - und wer kriminell ist, soll gehen. Es ist Quatsch, dass Dörfer wie Ostelsheim nie einen Syrer zum Bürgermeister wählen würden.

Wird es in Zukunft mehr syrische Bürgermeister geben?

Palmer: Ja, das glaube ich. Aber nicht nur syrische, generell werden es mehr Bürgermeister mit Migrationshintergrund.

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