Geschichte

Wormser Museum bereitet sich auf große Luther-Schau vor

Von 
Bernhard Zinke
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Worms. So langsam kann Luther kommen. Im städtischen Museum Andreasstift sind zwar immer noch die Handwerker bei der Arbeit, aber es hat sich seit dem Beginn der Umbauarbeiten 2018 eine Menge – deutlich sichtbar – verändert. Nach dem offiziellen Auftakt der Feierlichkeiten zum 500. Jahrestag des Reichstags am Wochenende bereitet sich die Stadt auf den nächsten Höhepunkt vor: Die große Luther-Schau, die als rheinland-pfälzische Landesausstellung konzipiert ist.

Laut aktuellem Zeitplan soll sie am 3. Juli eröffnen – zweieinhalb Monate später als ursprünglich geplant. Denn eigentlich wäre auch der Jahrestag von Luthers Auftritt am 17. und 18. April das Startdatum gewesen. Aber Corona hat auch diesem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung gemacht. So haben die Bauarbeiter und Ausstellungsmacher ein paar Wochen länger Zeit.

Olaf Mückain, wissenschaftlicher Leiter des Museums und Kurator der Ausstellung, weiß um die Problematik, dass sich die Reformation und die Wirkmächtigkeit der freien Gewissensentscheidung bis in die Gegenwart kaum umfassend darstellen lässt. Er probiert es trotzdem und stellt deshalb die Widerrufsverweigerung Luthers, das historische Geschehen auf dem Reichstag, in den Mittelpunkt der Schau.

Ankunft mit dem Reformator

Der Besucher kommt sozusagen mit Luther an. Der ehemalige Kirchenraum des Andreasstifts gibt das sakrale Kolorit, zeigt Optiken des Stadtbildes von Worms um 1520, ordnet auf großen Tafeln das Geschehen seit dem Thesenanschlag in Wittenberg ein. Erläutert wird auch, dass Luther Nutznießer der ersten modernen Medienrevolution war. Als der Augustinermönch am 16. April in Worms einzog, sei die Stadt überzogen gewesen von deftigsten Karikaturen beider Seiten. „Davon zeigen wir natürlich auch einige“.

Der Blick wird sich zentral auf den Chorraum richten, wo vor einer großen Projektionsfläche die historischen Figuren via Bildschirmmonitoren zusammenkommen.

Zahlreiche Exponate stehen im weißen Saal, der eigens mit neuer Klimatechnik und mächtigen Türen gesichert worden ist. Wertvolle Kopien der Reichskleinodien gibt es zu sehen, den Insignien der Macht wie Reichsapfel, Zepter und Krone, große Historienbilder aus Wittenberg und der Staatsgalerie in Stuttgart, eine originale Schrift von Luther aus dem April 1521.

Gleichwohl hat der promovierte Historiker Mückain keine Stücke-Schau konzipiert. Es geht ihm um die Aussagekraft dessen, was damals in Worms passierte, die Widerrufsverweigerung und Gewissensfreiheit. „Aus didaktischen Gründen wollen wir das anhand von Personen erzählen“, erläutert Mückain – bis hin zu Hans und Sophie Scholl, Nelson Mandela und die Vertreter der friedlichen Revolution in der DDR 1989. Am Ende entlässt die Schau den Besucher in den Alltag mit der Frage, wie Künstliche Intelligenz es mit der Gewissensentscheidung halten soll.

„Natürlich zeigen wir eher die positive Seite Martin Luthers“, weiß Mückain sehr wohl, dass der Reformator als Judenhasser keine besonders rühmliche Rolle gespielt hat. Im Zentrum der Ausstellung stehe aber die Widerrufsverweigerung, die erstmals die Freiheit des Gewissens postuliert habe. Und das sei – aus heutiger Sicht interpretiert – nun mal die positive Seite der Figur Luther.

Die Landesausstellung soll in dem für rund vier Millionen Euro umgebauten Museum Andreasstift am 3. Juli öffnen und bis zum 30. Dezember laufen. Und wenn der Eröffnungstermin wegen Corona erneut platzen sollte? „Irgendwann in diesem Jahr werden wir eröffnen“, sagt Iris Kühn, die für die Kultur-und Veranstaltungsgesellschaft (KVG) die Schau begleitet. Von städtischer Seite aus werde die Schau am 3. Juli eröffnungsbereit sein, inklusive aller erforderlichen Hygienekonzepte.

Info: Fotostecke unter mannheimer-morgen.de

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