Theater

Generalprobe bei den Wormser Nibelungenfestspielen: Blut und Mord

Leserinnen und Leser des „Mannheimer Morgen“ haben die Generalprobe des Stückes "Der Diplomat" bei den Nibelungenfestspielen miterlebt. Gebannt verfolgen sie das dramatische Geschehen auf der Bühne vor dem Dom

Von 
Uwe Rauschelbach
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Die Gewinnerinnen und Gewinner des „MM“-Preisrätsels zeigten sich von der Atmosphäre in Worms angetan. © Uwe Rauschelbach

Worms. Es fließt Blut. Viel Blut. Und es wird gemordet und geschrien. Doch die Leserinnen und Leser, die bei einem Preisrätsel des „Mannheimer Morgen“ einen Tribünenplatz gewonnen haben, erleben eine faszinierende Generalprobe des Stücks „Der Diplomat“, das am Tag darauf Premiere bei den Wormser Nibelungenfestspielen hat. Gebannt verfolgen sie das dramatische Geschehen auf der Bühne vor dem Dom, und am Ende sind sich alle einig: Es hat sich gelohnt.

Sie waren aus Mannheim, Heppenheim, Zwingenberg, Hockenheim und Ilvesheim nach Worms gereist, um die Ersten zu sein, die einen Eindruck vom neuen Stück bekommen. Auch Festspiel-Intendant Nico Hofmann schaut sich die Generalprobe an. „Der Diplomat“ beruht auf dem Buch des Autorenduos Feridun Zaimoglu und Günter Senkel, das der Schweizer Regisseur Roger Vontobel inszeniert. Es richtet den Blick auf Dietrich von Bern, der zwischen Burgundern und Hunnen zu vermitteln und so einen drohenden Krieg abzuwenden versucht. Aktuelle Bezüge zu realen Schauplätzen sind für die Leserinnen und Leser des „MM“ unmittelbar ersichtlich: Muss erst Krieg geführt werden, damit es Frieden geben kann, oder gibt es eine Chance für Verhandlungen?

Aufführung von „Der Diplomat“ unter freiem Himmel ist spannend

Von den drastischen Szenen, der bühnenbildnerischen Darstellung, der musikalischen und gesanglichen Ausarbeitung, vor allem von den schauspielerischen Leistungen zeigen sie sich übereinstimmend begeistert. Die meisten kennen die Akteure aus Film und Fernsehen. Diese nun auf einer Theaterbühne unter freiem Himmel zu sehen, ist für die Besucherinnen und Besucher der Generalprobe ein spannendes Ereignis.

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Zwar hat die Aufführung einen provisorischen Charakter; gelegentlich fällt ein Mikrofon aus, gibt es Bildstörungen auf den Videoleinwänden und muss die Souffleuse aushelfen. Dennoch bekommt das Publikum eine komplette Aufführung zu sehen, die zudem deutlich macht, mit welch großem Einsatz alle Beteiligten in Worms bei der Sache sind.

Vergleiche zwischen Wormser, Heppenheimer und Bad Hersfelder Festspielen

In der 40-minütigen Pause gibt es erheblichen Gesprächsbedarf; auch werden Vergleiche zwischen den Wormser, den Heppenheimer oder den Bad Hersfelder Festspielen gezogen; die Open-Air-Atmosphäre wird dabei in allen Fällen als besonders anregend empfunden.

Außerdem bringen die Gewinner des Preisrätsels eine gehörige Portion Optimismus mit nach Worms, was die teilweise prekären Wettervorhersagen betrifft: Niemand hat einen Regenschutz dabei, allenfalls eine Jacke für die kühleren Nachtstunden. Gegen die Schnaken ist ohnehin nichts auszurichten. Die Blutsauger spielen in dieser Bühnenschlacht eine eigene Rolle.

Unter den Leserinnen und Lesern ist auch eine in Zwingenberg lebende, ehemalige Archivarin im Ruhestand, die als Schülerin selbst bei einer Aufführung der Nibelungensage mitgewirkt hat. Sie habe sich dabei die Rolle des Hagen ausgesucht, der komplexe Charakter dieser Figur habe sie gereizt, erzählt sie. Zudem habe Hagen überlebt. Das habe diese Figur für sie sympathisch erscheinen lassen. Auch der Wormser Hagen überzeugt durch seine sinistre und undurchsichtige Erscheinung. Und er überlebt - vorerst.

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