Stadtverwaltung

Zukunft von altem Rathaus in Viernheim weiter ungewiss

Die Stadtverwaltung ist größtenteils in den Neubau umgezogen. Offen ist, was aus dem Altbau und dem Areal in Viernheim wird. Viel ist nicht passiert, berichtet der Baudezernent.

Von 
Martin Schulte
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Das alte Rathaus in der Innenstadt in Viernheim – wie es mit dem Gebäude und dem Areal weitergeht, ist noch immer völlig offen. © Martin Schulte

Viernheim. Was wird aus dem alten Viernheimer Rathaus und was aus dem Gelände drumherum? Das fragen sich Bürger immer wieder. Das Thema beschäftigt die Menschen – es geht schließlich um das Filetstück in der Innenstadt. Auch nach mehr als einem Jahr seit dem Umzug der Stadtverwaltung in den Bannholzgraben kann die Frage nicht beantwortet werden.

Es gibt kein Ergebnis. Bis auf eines: Die streng geschützte Breitflügelfledermaus siedelt an dem Gebäude – was einen beabsichtigten Abriss höchst sensibel erscheinen lässt. Im Interview fragen wir den zuständigen Baudezernenten und Ersten Stadtrat Jörg Scheidel (CDU) nach dem aktuellen Sachstand.

Herr Scheidel, der Südhessen Morgen hat im November 2022 das erste Mal und exklusiv über die Existenz einer Kolonie der Breitflügelfledermaus am alten Rathaus berichtet. Im Juli 2024 hat ein Gutachter die Existenz der Tiere bestätigt. Was ist seit dem geschehen?

Jörg Scheidel: In der Zwischenzeit ist viel passiert in der Fragestellung, wie wir überhaupt an den Prozess der Neuentwicklung des Rathaus-Areals herangehen wollen. Zwischendurch ist ehrlicherweise aber auch wenig passiert. Ursache sind mangelnde personelle Kapazitäten. Nun haben wir seit Oktober eine neue Mitarbeiterin im Amt für Stadtentwicklung und Umweltplanung. Sie ist auf solche Prozesse und Bürgerbeteiligungen spezialisiert. Sie widmet sich explizit dem Thema Standortentwicklung altes Rathaus. Wir sind aktuell in der Vorbereitung des Gesamtprozesses. In diesem großen Rahmen bilden die Fledermäuse nur einen kleinen Aspekt. Ich möchte ergänzen, dass speziell besagtes Amt seit geraumer Zeit enorm mit Personalmangel zu kämpfen hat.

Das neue Gebäude im Bannholzgraben in Viernheim bietet nicht genug Platz. Deshalb sind zunächst zwei Ämter im alten Rathaus verblieben. © Stadt Viernheim

Experten sagen, wie mehrfach berichtet, diese Fledermausart lasse sich nicht einfach umsiedeln. Es gibt noch keinen Beschluss, aber viele Absichtserklärungen von Politik und Verwaltung, das alte Rathaus abzureißen, um das Areal komplett neu gestalten zu können. Welche Erkenntnisse gibt es inzwischen zum Aspekt Fledermäuse?

Scheidel: Diese Frage ist nicht final beantwortet. Sie haben das Gutachten angesprochen. Ja, die Existenz der Tiere ist bestätigt. Das Gutachten zeigt aber auch Möglichkeiten auf, wie man damit umgehen kann . . .

. . . zum Beispiel?

Scheidel: Da ist schon auch von Umsiedlung die Rede und davon, dass ein Abriss nicht unbedingt ausgeschlossen werden muss. Wie es konkret weitergeht, können wir erst sagen, wenn das Gesamtkonzept für den Standort vorliegt. Dann müssen wir das sicherlich mit der Unteren Naturschutzbehörde, dem Kreis Bergstraße, erörtern. Aber an diesem Punkt sind wir einfach noch nicht.

Dann ist doch – vom Gutachten mal abgesehen – nichts passiert.

Scheidel: Rein in Bezug auf die Fledermaus ist wenig passiert, weil viele andere Fragestellungen dem vorweg stehen.

Wie ist der aktuelle Stand?

Scheidel: In der Sitzungsrunde im Juni wird es eine entsprechende Vorlage an den Bauausschuss geben und an die Stadtverordnetenversammlung, wie wir uns als Verwaltung den Gesamtprozess vorstellen können. Dann gehen wir mit den politischen Vertretern in die Diskussion.

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Welchen Wissensstand habe die Stadtverordneten in der Causa altes Rathaus?

Scheidel: Im Juni dann einen ganz aktuellen (lacht).

Wie steht es um die Suche nach Ersatzquartieren für das Sozial- und Standesamt sowie das Ordnungsamt, die sich noch im Altbau befinden?

Scheidel: Diesen Prozess steuert das Hauptamt. Es gab vergangenes Jahr mehrere Umzüge im Altbau, weil wir ja nicht mehr das ganze Gebäude nutzen. Der Fokus lag zunächst auf der Neuorganisation der Abläufe im alten Rathaus. In einem weiteren Schritt müssen wir jetzt überlegen, wie wir die Ämter dann auch vor dem Hintergrund des Gesamtprozesses alternativ unterbringen können. Insofern kann es da noch keine finale Lösung geben.

Das heißt, diese Ämter könnten auch in einem Neubau am alten Standort unterkommen?

Scheidel: Beispielsweise, ja. Dann müsste man die Mitarbeiter natürlich übergangshalber unterbringen. Aber auch diese Frage ist in den Gesamtprozess einzubinden: Gibt es Verwaltungseinheiten, die am Ende wieder in der Innenstadt sein sollen? Wenn ja, welche? Diese Frage muss auch politisch beantwortet werden.

Die Zukunft des Standorts ist Thema bei den Menschen. Sie fragen sich, warum da nichts passiert. Und sie sagen, wäre das ein privatwirtschaftliches Projekt, wäre schon längst etwas passiert. Manche denken, die Stadt lasse sich Zeit, weil es nicht ihr Geld ist, womit sie sich zwei Rathäuser leistet.

Scheidel: Das sehe ich nicht so. Mag sein, dass ein privater Investor schneller wäre. Aber ein Investor macht nur das, was ihm am Ende Profit verspricht. Und ob das dann das Beste für die Stadt Viernheim ist, steht auf einem anderen Blatt.

Um den Investor ging es mir nicht, sondern ums Tempo.

Scheidel: Das mag durchaus langsam erscheinen. Es geht jedoch um die Komplexität des Gesamtvorhabens. Um Fragen, was mit dem Parkplatz hinter dem Altbau, was mit der Townhall, was mit den beiden Pavillons geschieht. Diese Fragen und weitere mehr sind noch gar nicht diskutiert. Das will sehr gut vorbereitet sein, zumal es da auch um Existenzen gehen kann. Wir dürfen hier nichts übers Knie brechen.

Welche Betriebskosten sind im Altbau 2023 entstanden, als die Verwaltung noch komplett dort untergebracht war? Und wie hoch waren die Kosten 2024, nachdem der Umzug in den Neubau Ende Februar abgeschlossen war?

Scheidel: 2023 waren es 129.200 Euro, im Jahr darauf dann 165.600 Euro.

Über 160.000 Euro für zwei Ämter?

Scheidel: Ja, aber es ist zu bedenken, dass übergangsweise zwei Kita-Gruppen im Altbau eingerichtet wurden. Und es ist zu bedenken, dass sich die Preise stark verändert haben. So ist der Energieverbrauch zwar gesunken, aber die Umsatzsteuer auf Fernwärme stieg von sieben auf 19 Prozent. Und der Grundpreis für die Bereitstellung von Wärme hat sich im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt – von 47.400 auf 91.000 Euro.

Welche Energiekosten entstehen im Neubau pro Jahr? Und welche Jahresmiete überweist die Stadt an den Eigentümer Stadtwerke?

Scheidel: Die Ellipse wird über Wärmepumpen beheizt, das heißt wir beziehen nur Strom als Energiequelle. Die Stromkosten lagen im vergangenen Jahr bei 21.000 Euro. Hinzu kommen 12.000 Euro Nebenkosten pro Jahr für Abwasser und ähnliches. Die Jahresmiete beträgt 408.000 Euro, also 34.000 Euro im Monat.

Redaktion Reporter.

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