Natur

Viernheimer zeigen, wie bunt und vielfältig ihre Gärten sind

So unterschiedlich wie ihre Inhaber sind die Gärten in Viernheim. Einige davon konnten Interessierte nun am „Tag der offenen Gartenpforte“ kennenlernen.

Von 
Astrid Schwörer
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Die zertifizierte Gartentherapeutin und Wildpflanzenpädagogin Birthe Lauer hat in ihrem naturnahen Garten ein kleines Paradies erschaffen. © Astrid Schwörer

Viernheim. Der „Tag der offenen Gartentür“ entfaltete am vergangenen Wochenende ein farbenfrohes Kaleidoskop gärtnerischer Leidenschaft. Engagierte Freizeitgärtnerinnen und Freizeitgärtner öffneten ihre Pforten und gewährten Einblicke in kreativ gestaltete Rückzugsorte. Dabei konnten die Besucherinnen und Besucher nicht nur Blumenbeete bewundern, sondern auch jede Menge Tipps und Ideen mit nach Hause nehmen. Jeder Garten war Ausdruck der Persönlichkeit seiner Besitzer.

Der naturnahe Garten von Birthe Lauer in der Alexanderstraße ist ein Paradies für Bienen, Hummeln, Igel und Kröten. Als zertifizierte Gartentherapeutin bietet sie Kurse für Erwachsene und Kinder an. Beim Streifzug durch ihren Wurzelblüte-Garten können Kinder Marienkäfer und Regenwürmer beobachten und spielerisch naturwissenschaftliche Erfahrungen sammeln.

Neuanpflanzungen von einheimischen Gewächsen

„Es ist mir ein Anliegen, Lebensraum für Tiere und Insekten zu erhalten und zu schützen“, betonte Lauer. Vor mehr als zehn Jahren haben sie und ihre Familie das große Grundstück übernommen. „Der Garten war verwildert, aber wir haben den alten Baumbestand weitgehend erhalten“, erzählte sie. Bei den Neuanpflanzungen habe sie darauf geachtet, einheimische Gewächse zu verwenden. „Wir haben zum Beispiel die Thuja-Hecke durch Eibe ersetzt, um den Insekten Nahrung zu bieten“, erinnerte sie sich.

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Von
Dirk Timmermann
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Für das eher sonnige Staudenbeet hat die Gartentherapeutin trockenheitsverträgliche Pflanzen wie Zierquitte, Fetthenne und Prachtkerzen ausgesucht. „Ich achte auf eine geschlossene Pflanzendecke, damit möglichst wenig Wasser verdunstet“, erläuterte sie. Für eine nachhaltige Bewässerung habe sie zudem überall Tropfschläuche ausgerollt. Mitten im Beet ragt ein totes Bäumchen hervor. „Den habe ich absichtlich stehen lassen, um eine Clematis hochzuziehen.“

Blühinseln für Bienen und Grashüpfer auf dem Rasen

Der halbschattige Steingarten mit Zittergras, Schafsgabe und Grasnelken ist mit einer unverfugten Mauer eingefasst. Auf dem Rasen stehen einzelne Blühinseln, die nicht gemäht werden. „Darüber freuen sich Bienen und Grashüpfer“, informierte Lauer. Auch in der Saalweide summte und brummte es. Hier könne man im Sommer Schmetterlinge beobachten, wusste die Naturpädagogin.

Brennnessel, Nachtkerze und Hundsrose – in der „wilden Ecke“ gedeiht alles, was sich ohne menschlichen Eingriff verbreitet. Im Gemüsegarten dahinter gibt es alte Kartoffelsorten, Kohlrabi und Brokkoli. Selbst Igel haben es in Lauers Garten gut. Die Familie hat ihnen eine Wasserstelle eingerichtet und eine Treppe für den bequemen Zugang zum Nachbargrundstück gebaut. Den beiden Söhnen liegt der Schutz der Schnecken am Herzen. Vor dem Besucheransturm haben sie die Tiere im hinteren Bereich in Sicherheit gebracht.

Heidi Just gab interessierten Besucherinnen und Besuchern viele Tipps und Anregungen. © Astrid Schwörer

Im Garten von Heidi Just in der Mönchhofstraße haben es sich die Gäste unter der mit Weinreben berankten Pergola mit einem Glas Sekt gemütlich gemacht. „Der Garten ist mein Hobby, hier verbringe ich viel Zeit“, erklärte Just und fügte lachend hinzu: „Allerdings bin ich mehr zum Arbeiten als zum Stillsitzen hier.“

Das kleine Grundstück bietet eine erstaunliche Pflanzenvielfalt. Hier findet man Hortensien, Sonnenblumen, Lavendel, Flieder, Hopfen, Iris und Dachwurz. Just achtet darauf, dass der Garten fast das ganze Jahr über erblüht. „Im Frühjahr macht die Magnolie den Anfang, für den Herbst habe ich Astern eingepflanzt“, berichtete sie.

Sie habe sich am Hermannshof in Weinheim orientiert, verriet die Hobbygärtnerin und habe sich nach und nach mehr Wissen angeeignet. „Die Wiesenblumen sind für die Bienen besonders wichtig“, stellte sie klar und zeigte auf den Klatschmohn und die Kornblumen. Um den kleinen Teich in der Mitte zu sehen, musste man zweimal hinschauen, er war fast vollständig mit Schwertlilien überwuchert. Der Garten sei außerdem ein Refugium für Vögel, sagte Just. „Letztes Jahr hat sogar ein Amselpärchen mit Jungen bei uns genistet“, blickte sie zurück.

Ein Bibelgarten als Ort der inneren Einkehr

„Wir sind gläubige Christen“, erklärten Brigitte und Bruno Brechtel zur Begrüßung. Ihr liebevoll angelegter Bibelgarten in der Gerhard-Hauptmann-Straße solle ein Ort der inneren Einkehr sein. „Während Corona hatten wir Zeit, den Garten umzugestalten und uns zu überlegen, welche Pflanzen sich am besten mit Bibelversen in Verbindung bringen lassen“, erläuterte Brigitte Brechtel. Dafür haben sie Tafeln angebracht, die das spirituelle Interesse ihrer Gäste wecken sollen. Den Kräutergarten ziert ein Schild „Gegen unsere Gottesferne ist kein Kraut gewachsen.“ Eine Ruhebank lädt zum bewussten Innehalten ein, Gedenksteine und ein Kreuz im Vorgarten mit entsprechenden Zitaten regen zum Nachdenken an.

Die Besucherinnen und Besucher freuten sich über die Pflanzenpracht und den herzlichen Empfang in den verschiedenen Gärten. „Es ist faszinierend zu sehen, wie unterschiedlich Menschen ihre Gartenträume verwirklichen“, meinte Sabine Kern. Gemeinsam mit ihrer Freundin Irene Krause trotzte sie dem regnerischen Wetter. Beide waren sich einig: „Spannend fanden wir vor allem die Gespräche mit den Besitzern, wir haben viel Neues über Pflanzenauswahl, Bodenpflege und nachhaltige Methoden erfahren.“

Freie Autorin

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