Bildung

„Deutschsommer“ fördert mehr als den Spracherwerb

Projekt für Grundschülerinnen und Grundschüler in Viernheim und Lampertheim schließt mit Bühnenaufführung in der Nibelungenschule

Von 
RoS
Lesedauer: 
Voller Einsatz: Die Kinder bei ihrer Abschlussaufführung. © Roland Schmellenkamp

Viernheim. Ein Mädchen sagt auf der Bühne ins Mikrofon: „Gefühle verletzen?“ Ein Dutzend Kinder ruft: „Das geht gar nicht!“ Die nächste Sprecherin fragt: „Geheimnisse für sich behalten?“ Die Kinder rufen: „Das ist Respekt!“ und richten ihre Daumen nach oben.

Eine von vielen Szenen einer Aufführung beim „Deutschsommer“ an der Nibelungenschule Viernheim. 35 Kinder aus verschiedenen Herkunftsländern haben in drei Wochen die deutsche Sprache geübt, es ging jedoch auch um Persönlichkeitsbildung. Abschluss der speziellen Sprachförderung war eine 45-minütige Aufführung in Anlehnung an das Buch „Ronja Räubertochter“ von Astrid Lindgren vor rund 70 Zuschauern, vor allem Eltern und Geschwister der Kinder. Dabei wurde auch getrommelt, mit farbigen Bändern getanzt und im Chor gesungen.

Was die teilnehmenden Kinder gemeinsam haben: Sie besuchen die dritte Klasse und haben Deutsch nicht als Muttersprache. Das Förderprojekt wurde ihnen von ihren Lehrern an den Grundschulen Viernheim und Lampertheim empfohlen. Es ist die Klassenstufe vor dem letzten Schuljahr an der Grundschule und dann vor dem Übergang an eine weiterführende Schule, erklärt Anke Hofmann, Schulleiterin der Nibelungenschule, die Auswahl. Die Schule unterstützt den „Deutschsommer“ mit ihren Räumen. Damit Ergebnisse erkennbar sind, gab es zu Beginn und zum Ende der drei Wochen einen Sprachtest.

Mehr zum Thema

Gleichstellungsbüro

Aktionen im Zeichen der Vielfalt und Solidarität

Veröffentlicht
Von
red
Mehr erfahren

Das Motto des Projekts lautete „Ferien, die schlau machen“. Deutsch lernen, lesen, Theater spielen, gemeinsam Mittag essen und dabei Spaß haben war täglich von 8.30 bis 15.30 Uhr das Ziel. Ein Team mit drei Sozialpädagogen, zwei Theaterpädagoginnen und zwei Mitarbeiterinnen aus dem Bereich „Deutsch als Zweitsprache“ kümmerte sich um die Kinder.

Zurück zu „Ronja Räubertochter“: Im 1981 erschienenen Kinderbuchklassiker geht es um zwei verfeindete Räuberbanden. Die Kinder der beiden Hauptmänner werden jedoch Freunde, was zunächst zu noch mehr Streit führt. Aber dann tun sich die Banden zusammen, weil sie einen gemeinsamen Gegner haben. Und die beiden Kinder verbringen den Sommer im Wald.

Weniger Vorurteile, mehr Respekt

So einen Kleinkrieg kann niemand gebrauchen, so die Botschaft. Und eine große Auseinandersetzung von Gruppen oder gar Nationen schon gar nicht. Die beiden Kinder wollen zur Enttäuschung der Väter auch nicht das Räuberhandwerk erlernen, sondern einen anderen Weg gehen. Entsprechend sagt eine kleine Teilnehmerin des „Deutschsommers“ auf der Bühne: „Klauen?“ und die Gruppe antwortet: „Das geht gar nicht!“ Damit es weniger Kriminalität, Gewalt und Vorurteile gibt, so Lindgrens Botschaft, müssen die Kinder eine bessere Gesellschaft entwickeln mit mehr Freiheit, Liebe und gegenseitigem Respekt.

Träger des zum zweiten Mal in Viernheim stattfindenden Angebots ist der Verein „Lernmobil“, das Projekt wurde von Schulamt, Kultusministerium und der Stiftung „Polytechnische Gesellschaft“ mit Sitz in Frankfurt entwickelt und bezahlt. Die Stiftung hatte, so die Projektkoordinatorin Leseförderung Cathrin Brinzing von „Lernmobil“, auch das Stück ausgesucht. Die Stiftung ist in Frankfurt eine große Nummer: Das Vermögen beträgt gut 450 Millionen Euro, die ihr vor allem im Jahr 2005 aus dem Verkauf der Frankfurter Sparkasse zugeflossen sind. Gegründet wurde sie vom Verein Polytechnische Gesellschaft, der seit 1816 besteht. Gefördert wird von der Stiftung vielfältig: Bildung allgemein, Wissenschaft, Soziales, Kunst und Kultur. RoS

Copyright © 2025 Südhessen Morgen