Demo in Viernheim gegen Hass: Mitten ins Herz

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Martin Schulte
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Die Demonstration und Kundgebung für die freiheitliche Demokratie und gegen Rechtsextremismus am Samstag auf dem Viernheimer Apostelplatz ging nicht nur ans Herz – die Worte und das Zusammenstehen trafen im besten Sinne mitten ins Herz. Umso mehr, als dass nicht etwa austauschbare Sätze von Politprofis vorgetragen wurden, sondern authentische, ja flehende Worte aus der Mitte der Zivilgesellschaft. Und Worte von erfrischend vielen jungen Menschen. Das Konzept der Initiatoren von der Aktionsgemeinschaft Viernheimer Appell ging voll und ganz auf: Hier begegneten sich Redner und Demonstranten auf Augenhöhe, mehr noch – in Seelenverwandtschaft, verbunden in der Sehnsucht nach Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit sowie der Freiheit von Hass. Viele Menschen waren sichtlich tief berührt.

Diese Veranstaltung wird Früchte tragen

Den Initiatoren ist ausdrücklich und von Herzen zu danken für diesen denkwürdigen Samstagvormittag in Viernheim. Sie haben ermöglicht, dass Viernheimerinnen und Viernheimer zusammenstehen und das starke Gefühl entfalten können, nicht alleine zu sein mit der Angst um die Freiheit. Diese Veranstaltung wird Früchte tragen, denn sie hat inspiriert und sehr wichtige Impulse gegeben.

Demonstration

Viernheimer setzen Zeichen gegen Hass und Ausgrenzung

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Von
Othmar Pietsch
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Die allesamt sehr lebensnahen Beiträge der einzelnen Rednerinnen und Redner sollen keinesfalls geschmälert werden, wenn wir hier die Rede von Annalena Vazquez Pawelak herausstellen. Die 19-jährige Abiturientin der Alexander-von-Humboldt-Schule führte in ihrer Emotionalität überaus deutlich und unausweichlich vor Augen, welch große Angst junge Menschen vor der Zukunft haben im Angesicht der Bedrohung von rechts außen. Die eloquente junge Frau brauchte nicht viele Worte, dafür fand sie um so treffendere. So fragte sie etwa, was relevant für die Gesellschaft ist. Sich über einen Bahnstreik aufzuregen, an dem wir nichts ändern können? Wir sollten uns doch besser für Dinge einsetzen, die wir ändern können. So sollten wir uns viel stärker als bisher für die freiheitliche Demokratie einsetzen, denn hier können wir etwas verändern, forderte die Schülerin. So schlicht dieser Appell zunächst klingen mag – im Grunde ist dem nichts hinzuzufügen.

Es liegt ein steiniger Weg vor unserer Demokratie

Nun mögen die rund 350 Viernheimer und Viernheimerinnen, die dem Aufruf gefolgt sind, nicht gerade sehr viel erscheinen für diese 35 000-Einwohner-Stadt. Und dennoch, der Apostelplatz schien gut besucht, und die Leute waren mit großer Aufmerksamkeit dabei. Das zählt. Sie werden berichten in ihrem Umfeld von diesem Vormittag, und sie werden womöglich den einen oder anderen zuvor Gleichgültigen ins Grübeln bringen.

Es liegt bedauerlicherweise in der Natur der Sache, dass zunächst solche zu solchen Veranstaltungen kommen, die im Geiste eh dabei sind, oder zumindest überhaupt erreichbar. Deshalb liegt ein steiniger Weg vor unserer Demokratie. Womöglich hilft uns die Ampel in Berlin. Indem sie endlich aufhört zu stümpern.

Redaktion Reporter.

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