Viernheim. Was für ein Erfolg! Mehr als fünf Stunden lang tanzten, sangen und lachten mehrere hundert Gäste bei der närrischen Sitzung des Karnevalvereins des Clubs der Gemütlichen im Bürgerhaus. Gleich zum Start folgten alle Präsident Detlef Gläser mit einem kräftigen, dreifachen „Ahoi!“ Vanessa I. von dem närrischen Galopp im roten Ballkleid rockte später auf ihrem Thron mit dem Saal: „Das hier ist ein absolutes Highlight.“ Mit dem 110. Jubiläum war es ein besonderes Ereignis.
Als Eisbrecher verzauberten zehn Konfetti-Tänzerinnen das Publikum. Das Trainer-Team Alicia Klee, Lilian Stuart und Sina Lang war gerührt: „Es ist schön zu sehen, was die Kinder mit einem Jahr des Trainings erreichen können.“
Werner Beidinger bei seinem letzten Auftritt nach 55 Jahren
Als Musik-Professor hatte Werner Beidinger die Lacher auf seiner Seite: „Ich bin trans-finanziell. Ein reicher Kerl im Körper einer armen Sau.“ Er erzählte von einem Sohn, der zu seinem Papa sagte: „Ab heute spreche ich nur noch Hochdeutsch, das ist cool.“ Der Papa blieb auch cool: „Der liebe Gott ist ein Kurpfälzer.“ Es war nach 55 Jahren der letzte Auftritt des Karneval-Freunds Beidinger. Zuerst war er gefasst, aber dann kamen ihm fast die Tränen: „Alles hat auch mal ein Ende.“
Jubel gab es für die Sternen-Garde, die ihren Bauarbeiter-Tanz mit Bauhelm, Hammer, Bohrer und Bagger zu Songs wie „Ich will Handwerker sein“ präsentierte. Die Funkengarde brillierte mit klassischem Karnevalstanz. Der 17-jährige Jonas Weber war der einzige Mann im Team: „Man wird dann immer hervorgehoben. Hoffentlich kommen zu uns noch weitere Männer.“ Auch hier gab es eine Zugabe. Noch ein Plus: Präsident Gläser stellte für jedes Team jeden Tänzer namentlich vor.
Weiteres Highlight war Tanzmariechen Jana. Die zehnjährige Tänzerin fegte über die Bühne mit Radschlag vor- und rückwärts, Sprüngen und Spagat. Seit 2019 tanzt sie, seit 2021 ist sie Tanzmariechen. Es gab Jubel-Rufe. Mutter Olga Müller weinte fast vor Rührung.
Eine Premiere feierte als Bütten-Rednerin feierte die frühere Stadtprinzessin Jana I. Die Tochter des Präsidenten tanzte schon als Tanzmariechen und gehört jetzt zum Trainer-Team der Karnevalstänzer. Nun nahm sie den männlichen Elferrat ins Visier: „Die Alten, die nur die Leute anstarren. Einer hat vom Alter dreimal die Schmerzgrenze überschritten.“ Mit dem Publikum rief sie ihren Refrain: „Darum fordere ich auf zur Tat – Frauen in den Elferrat.“ Wird das tatsächlich gelingen?
Nach der Pause rief der Fanfarenzug von Hockenheim alle erneut zur „närrischen Sache“ herbei. Die Menschen sangen zu „Hullabaloo“ lauthals mit, beim „Sternenhimmel“ waren viele gerührt, und bei „Atemlos“ waren einige wirklich fast atemlos. Dirigent Benjamin Wolf sagte: „Unser Fanfarenzug kommt seit 70 Jahren nach Viernheim. Hier ist eine gute Stimmung.“
Carmen Koop verabschiedet sich als Trainerin, bleibt aber im Verein
Atemlos war das Publikum ebenfalls beim Showtanz der Offiziersgarde: Carmen Koop als Übungsleiterin hatte mit 27 Tänzerinnen und Tänzern zu ihrem 25-jährigen Jubiläum ihre allererste Choreografie zum „Alten Ägypten“ in Kostümen der Pharaonen-Zeit wiederbelebt. Die „Größten“ zeigten zum Abschied ihrer Trainerin einen grandiosen Kampf-Tanz, bis sich die Gegner versöhnten. Tänzerin Aylina Pokorny sagte später: „Wir sind so viele, da ist der Tanz nicht einfach.“ Applaus – selbstverständlich gab es eine Zugabe. Carmen Koop wird im Verein bleiben, Trainerin wird Stefanie Grab.
Danach kochte der Saal fast über: Die drei Prinzen Stefan Hook, Roberto Troncone und Stefen Rinklef von Feurio Mannheim heizten dem Narren-Publikum so richtig ein. Bei „Skandal um Rosi, Skandal im Sperrbezirk“ sangen die Menschen mit. Viele tanzten auf Stühlen und Bänken: „Tausendmal berührt. Tausendmal ist nix passiert.“ Zum Udo-Jürgens-Song „Ich war noch niemals in New York“ tanzten die Menschen mit Vanessa I. in einer Polonaise durch den Raum.
Mit dabei waren auch Prinzessin Sarah I. und Prinz Marco II. von Feurio Mannheim. Der Prinz betonte: „Fastnacht verbindet – hier zählt kein Stand, wir feiern gemeinsam, Hand in Hand. Ob bunt, ob leise, schrill oder heiter – die Fastnacht vereint uns und führt uns weiter!“
Zum Programm gehörte das Duo Marie und Anneresel (Nicole Scherthan und Nadine Gaab) von den „Sandhasen“ mit ihren Einblicken ins Landleben – und mit Mikrofon-Problemen und Gags oft unter der Gürtellinie. Wiederum sechs ehemalige Prinzessinnen verulkten mit ihrem Auftritt die traditionellen Faschingstänze. Ted Louis, bekannt durch Fernsehauftritte, wurde zum Zauberer-Comedian mit Seil-Tricks. Die „Unglaublichen“ gaben einen Rückblick auf „Men in Black“, „Die sieben Zwerge“ oder „Dschungelbuch“. Claus Schäfer begleitete sie am Keyboard.
Die Forlebuzzel Zunft Hambrücken betrat in Kostümen mit Totenkopf die Bühne. Ihre Guggenmusik mit starken Rhythmen und schrägen Tönen brachte einen Hauch der alemannischen Fastnacht nach Verne. Wer bisher noch nicht getanzt hatte, tat es jetzt. Mit einem dreifachen, kräftigen „Ahoi!“ ging der närrische Abend weit nach Mitternacht zu Ende. Eine Besucherin sagte: „Toller Abend, schee war's.“ Auf einer After-Party feierten die Aktiven noch weiter.
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