Viernheim. Es ist das Jahr 1979, auf dem Vereinsgelände am Alten Mannheimer Weg richtet der Tennisclub Viernheim seine Vereinsmeisterschaften aus. Bei den Juniorinnen sorgt die Tochter des TC-Jugendtrainers Peter Graf für Aufsehen. Die kleine Steffi holt sich als Zehnjährige den Titel. Seitdem steht ihr Name auf der „Ehrentafel der Clubmeister“. Die deutsche Sport-Ikone ist sicherlich mit Abstand das prominenteste Mitglied des Viernheimer Tennisclubs seit seiner Gründung. Der Verein feiert an diesem Wochenende sein 75-jähriges Bestehen.
Der langjährige Vorsitzende Günter Aufdermauer und der aktuelle Vereinschef Frank Bauer blicken im Gespräch mit dieser Redaktion zurück in die Geschichte des TC Viernheim. Steffi Graf blieb die einzige Sportlerin aus den eigenen Reihen, die es in die Weltspitze schaffte.
„Aber das war auch nie das Ziel“, betont Frank Bauer, „der Leistungsgedanke spielt nicht die erste Rolle“. Vielmehr stehen Mannschaft, Teamgeist und Fairness beim Club über individuellen Bedürfnissen. Trotzdem ist der Name TC Viernheim auch international bekannt. „Bei den Senioren haben wir Spieler, die sogar in der Weltrangliste geführt werden“, ist Günter Aufdermauer stolz.
Vier Ideengeber
Die Idee für den Tennissport in Viernheim wurde von vier Freunden geboren: Willy Sutor, Elisabeth Fischer, Reinhold Noor und Kurt Noor. 1948 wurde die Tennis-Abteilung im damaligen Turn- und Sportverein 1906 gegründet. Mit dem Startkapital wurden zwei Tennisplätze auf dem Sportgelände an der Lorscher Straße errichtet und im Sommer 1949 eingeweiht. Kurz darauf stellte sich der Tennisclub als eigenständiger Verein auf, blieb aber noch bis 1973 an der Lorscher Straße, inzwischen war ein Clubhäuschen mit Umkleide gebaut.
Zum 25-jährigen Vereinsbestehen plante der damalige Vorstand den Bau einer großen Tennisanlage mit einer Halle auf dem heutigen Vereinsgelände in der Alten Mannheimer Straße. „Die Mitglieder haben uns damals für verrückt erklärt“, denkt Aufdermauer zurück, denn Neubau und Umzug waren auch ein finanzielles Wagnis. Die Halle konnte schon im gleichen Jahr, 1973, fertiggestellt werden, im zweiten Bauabschnitt wurden die ersten sechs Freiplätze in vielen Arbeitsstunden von den Mitgliedern errichtet und 1975 um den siebten Platz erweitert. „Ein Clubhaus gab es damals aber noch nicht, nur einen einfachen Trakt mit Kabinen und Toiletten“, weiß der ehemalige Vorsitzende.
Anlage ständig erweitert
Zum 30-jährigen Bestehen erfolgte dann 1978 die Grundsteinlegung für ein Vereinshaus. Nach nur siebenmonatiger Bauzeit konnte die Einweihung stattfinden. Und wieder ein Jahr später wurde die Anlage um drei Freiplätze erweitert.
Zu dieser Zeit tummelten sich später prominente Namen täglich auf dem Vereinsgelände. Peter Graf war von 1975 bis 1980 als Jugendtrainer aktiv und brachte oft seine Steffi mit nach Viernheim. „Die Philosophie des Vaters war es seinerzeit, Steffi mit älteren Junioren spielen zu lassen, wegen der kraftvolleren Schläge“, erinnert sich Roland Bode zurück, der damals mit der späteren Sportlegende trainiert hat.
Das Training mit den Viernheimer Jungs zahlte sich aus - vor allem dank ihrer starken Vorhand wurde Steffi Graf die beste Tennisspielerin der Welt. Und zusammen mit Boris Becker sorgte sie in den 1980er-Jahren für den großen Tennis-Boom in Deutschland.
Auch der Tennisclub Viernheim erlebte seinen größten Zulauf. „Zu den Glanzzeiten von Graf und Becker hatten wir über 800 Mitglieder, das war der Höchststand“, erinnert sich Günter Aufdermauer. Heute liegen die Mitgliederzahlen bei rund 650, über 200 Mitglieder sind Kinder und Jugendliche.
„Die Zahl ist zwar seit vielen Jahren konstant, aber die Fluktuation ist höher: Viele probieren Tennis erstmal aus und treten nach einiger Zeit wieder aus“, kennt Bauer den Grund. Einen kleinen Aufschwung habe die Corona-Krise gebracht - weil Tennis erlaubt war, waren die Plätze bis zu 16 Stunden am Tag ausgebucht. Sogar Spieler aus Stuttgart kamen nach Viernheim.
Aus den Mitgliedsbeiträgen und den Erlösen aus Veranstaltungen füllt sich die Vereinskasse. „Wir haben auch immer so gut gewirtschaftet, dass wir Investitionen auf dem Gelände zum großen Teil allein stemmen konnten“, sagt Bauer.
1988 wurde die Tennishalle auf vier Plätze erweitert. 1992 konnten die Freiplätze 11 bis 14 eröffnet werden, 1996 wurde ein Kleinspielfeld fertiggestellt. 2005 stand die Renovierung des Clubhauses an, zwei Jahre waren Umkleideräume und Nasszellen an der Reihe. 2012 bekam die Halle ein neues Dach, gleichzeitig wurde eine Photovoltaik-Anlage installiert. 2022 machte der TC einen weiteren Schritt zum Energiesparen und stellte die gesamte Hallenbeleuchtung auf LED-Technik um.
Herbstbälle auf hohem Niveau
Auch im gesellschaftlichen Bereich hat sich der TC einen Namen gemacht. „Über 40 Herbstbälle haben wir veranstaltet, die waren so richtig groß aufgezogen. Da sind wir fast am hohen Niveau gescheitert“, schmunzelt Aufdermauer. Der TC habe über Jahre beim Innenstadtfest mitgemacht („Da kam in besten Zeiten keiner mehr an unserem Stand vorbei“). Beim Familiensporttag und beim Fastnachtszug ist der TC vertreten, und er hatte sich auch am Stadtfest wieder beteiligt.
Seit 1994 wird das vereinseigene Jugend-Tennis-Camp durchgeführt, das sich heute noch großer Beliebtheit erfreut - und im Jubiläumsjahr des Vereins ebenfalls ein Jubiläum feiert.
Auf seinen Erfolgen aus 75 Jahren darf und will sich der Tennisclub nicht ausruhen. „Man hat immer was zu tun“, sagt Frank Bauer lachend. Dabei geht es auch darum, sich vor aktuellen Entwicklungen nicht zu verschließen. Bauer nennt ein Beispiel: „Im Moment ist Padel-Tennis sehr angesagt."
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