Gesundheit - Kinderarzt Dr. Armin von der Linden geht nach 25 Jahren in den Ruhestand / Rund 14 000 Patienten behandelt

Abschied vom Praxisalltag fällt schwer

Von 
Kathrin Miedniak
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Viernheim. Bevor er seinen Ruhestand antritt, zählt Dr. Armin von der Linden noch einmal nach: 14 000 Patienten hat er in 25 Jahren behandelt. "Ich kenne im Prinzip jeden Viernheimer, der Kinder hat", schmunzelt der Kinder- und Jugendarzt. Nach einem Vierteljahrhundert gibt der 65-Jährige den Staffelstab nun an einen jüngeren Kollegen weiter - auch wenn ihm der Abschied vom Praxisalltag schwerfällt. "Es ist ein sehr schöner Beruf, ich würde ihn immer wieder wählen", sagt von der Linden. Dabei hätte es den gebürtigen Rheinländer fast in einen ganz anderen Beruf verschlagen.

Als sich Armin von der Linden 1965 an der Uni Heidelberg einschreibt, kann er sich nicht entscheiden: Jura oder Medizin? Der junge Mann aus Mühlheim an der Ruhr studiert schließlich einfach beides.

"Ich habe in beiden Fächern mein Staatsexamen gemacht", betont der 65-Jährige. Doch auch, wenn er Rechtswissenschaften interessant findet: Die Medizin fasziniert ihn stärker. Auf einige Auslandsaufenthalte während des Studiums, unter anderem in den USA, folgt seine Zeit an der Uniklinik in Heidelberg.

Als Allergologe ausgebildet

Dort erlangt er den Facharzt in Kinder- und Jugendmedizin, sattelt schließlich noch die Ausbildung als Allergologen darauf und sammelt acht Jahre lang Erfahrung im Klinikalltag. 1986 findet von der Linden Räume für eine eigene Praxis in Viernheim und öffnet vor 25 Jahren erstmals seine Türen in der Rathausstraße 52. Wenig später zieht er in die helleren und größeren Räume in der Rathausstraße 47 um. Gemeinsam mit seiner Frau Diemut, die ihre Arbeit als Gymnasiallehrerin aufgibt, um in der Praxis Personal und Patienten zu managen, wirkt er nicht nur als Arzt, sondern bietet auch immer ein offenes Ohr. "Man ist als Kinderarzt auch Ratgeber für vieles am Rande, etwa für Schulprobleme", erinnert sich der Mediziner. Seine Patienten betreut von Linden vom ersten Lebensjahr bis zum Erwachsenenalter - und manchmal auch darüber hinaus. Das gilt zum einen für schwerbehinderte Kinder, die auch als Dreißigjährige noch zu ihrem Lieblingsmediziner kommen.

Viele schöne Erinnerungen

"Ich habe aber auch bestimmt hundert Patienten, die als Kinder zu mir kamen und jetzt mit eigenen Kindern wiederkommen", erzählt von der Linden stolz. An seine Zeit in Viernheim knüpft der Wahl-Heddesheimer viele schöne Erinnerungen. Das liege hauptsächlich daran, dass Kinderärzte weniger mit dem Tod ihrer Patienten konfrontiert würden als Allgemeinärzte, vermutet von der Linden. "Ich habe meine Patienten zu 99 Prozent ins Erwachsenenleben entlassen können", zieht er zufrieden Bilanz.

Sich selbst entlässt das Ehepaar von der Linden dagegen schweren Herzens in das Rentnerleben. "Ich werde versuchen, meinen Ruhestand zu genießen", hat sich der Mediziner zwar mit Blick auf seine vielen Hobbys vorgenommen, denkt aber auch über Fortbildungen und Praxisvertretungen nach.

Denn für von der Linden steht fest: "Ich werde der Kindermedizin immer verbunden bleiben." Seine Patienten sowie sein bewährtes Personal übergibt der passionierte Arzt seinem Nachfolger Dr. Dominik Grimm. Der junge Familienvater hat ebenfalls seinen Facharzt an der Universitätsklinik Heidelberg abgelegt und bereits in der Klinik-Außenstelle Buchen Erfahrung als quasi niedergelassener Arzt gesammelt.

"Es hat genau gepasst: Er hat etwas Eigenes gesucht, und ich wollte aufhören", erzählt von der Linden. Am 30. Juni verließ von der Linden seine Praxis nach einem Überraschungs-Abschiedsfest, zu dem sein Personal nicht nur über hundert Patienten eingeladen hat, sondern auch Udo-Lindenberg-Imitator Ralf Hennicke und die Bauchtanzgruppe "Vernemer Knoschbe".

Am 1. Juli trat Dr. Grimm seinen Dienst an. Die Praxisübergabe erfolgt aber nicht nur zeitlich nahtlos, sondern auch fachlich. "Er macht genau die Medizin, die ich auch mache", sagt der 65-Jährige zufrieden und fügt lachend an: "Die Patienten sagen, der neue Doktor ist genauso wie der alte, nur jünger."

Freie Autorin

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