Schriesheim

Warum beim Schriesheimer Straßenfest die Altstadt "bebt"

Drei Tage steht Schriesheim ganz im Zeichen des traditionellen Straßenfestes. Sonniges Spätsommerwetter verschafft Organisatoren und Akteuren eine Besucherresonanz wie seit langem nicht

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Konstantin Groß
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Bei lauschigen Temperaturen am Samstagabend „volles Haus“ auch im Weindorf. © Marcus Schwetasch

Da staunt man in der Region nur. Im März erlebt sie ja regelmäßig, wie die Schriesemer für ihren Mathaisemarkt schönes Wetter scheinbar abonniert haben. Das gilt diesmal offensichtlich auch im Herbst: Nach Tagen mit Regen und Kälte erlebt ihr Straßenfest ein Wochenende mit spätsommerlichem Sonnenschein und beschert ihnen damit einen super Erfolg – irgendwie angemessen zum 50. Geburtstag dieser Traditionsveranstaltung. Untrügliches Indiz: Die Jubiläums-Buttons des Verkehrsvereins sind bereits am Mittag des ersten Festtages ausverkauft.

Samstag, 9.30 Uhr. Das Thermometer an der Volksbank in der Bismarckstraße zeigt 18 Grad, der wolkenlose Himmel darüber Sonnenschein. Und das tut seine Wirkung: Schon Stunden vor der offiziellen Eröffnung am Vormittag herrscht in der Altstadt munteres Treiben.

Warum der Flohmarkt wichtig ist

Zu verdanken ist dies vor allem dem Flohmarkt. „Wir haben diesmal rund 350 Stände“, sagt nicht ohne Stolz Joachim Müller, Vorsitzender des Verkehrsvereins, der für diese Attraktion verantwortlich zeichnet. „Die ersten kamen schon um 5, um ihre Tische aufzuschlagen“, berichtet eine Standbetreiberin. Und bald folgen die ersten Schnäppchenjäger – „mit der Taschenlampe in der Hand“, wie die Dame ergänzt.

Was fehlt, wenn es mit dem Flohmarkt hakt, dessen Bedeutung als Besuchermagnet von Manchem immer noch unterschätzt wird, kann man im letzten Jahr besichtigen: Bedrückende Leere in der Heidelberger Straße und in der Oberstadt, der kleinen Gasse zwischen Stadtbrunnen und Zehntkeller. Diesmal ein völlig anderes Bild – nicht nur dank viel mehr Flohmarktständen, sondern auch, weil es im Unterschied zu 2022 in der Oberstadt wieder ein Bühnenprogramm gibt: Der „Jazz Point“ ist nach einem Jahr Pause zurückgekehrt, wenn auch als „Musicpoint“.

Die Straßen an den beiden Tagen des Wochenendes sind voller Menschen. Beim Kaffeehaus am Stadtbrunnen, das seine Außenbestuhlung am Straßenrand aufgeschlagen hat, ist kein Tisch frei. Und wer einen ergattert, der verlässt ihn so schnell nicht wieder. Sehen und gesehen werden – dafür ist dieser Ort ideal.

Zentrum des Geschehens auf dem Straßenfest am Samstagabend: die Bühne am Stadtbrunnen, hier beim Auftritt der Band „Gonzo’s Jam“. © Marcus Schwetasch

Aber verhungern und vor allem verdursten muss bei einem Fest in Schriese bekanntlich niemand – angesichts von 19 Verkaufsständen! Ein ganzes Weindorf ist dem Schriesemer Nationalgetränk gewidmet. Genossenschaft und Weingüter bewirtschaften ihre Buden. Mehr als in früheren Jahren ist der Platz vor dem Zehntkeller frequentiert, vor allem im Schatten unter der Linde und unter den Schirmen. Manchem ist die Sonne an diesem Tag schon wieder zu viel; 29 Grad hat es um 16 Uhr.

Ähnlich bei der Grünen Liste, die mit veritablem Pizza-Ofen und Live-Musik die obere Ecke der Oberstadt bespielt – und damit dankenswerterweise für Leben sorgt, das es zuvor hier nicht gibt. Richtung Stadtbrunnen folgen zwei stark frequentierte Straußwirtschaften: die von Privaten betriebene „oBARstadt“ und die Klause der Sportangler; dank des von ihnen angebotenen Bratfischs ist bei ihnen kein Platz frei.

Doch dies, ein Wermutstropfen, sind die einzigen beiden Straußwirtschaften in der Oberstadt. Immer weniger Höfe stehen zur Verfügung, vielen Vereinen wiederum fehlt das Personal. Gar einzige Hofwirtschaft in der Heidelberger Straße ist die der Freien Wähler im Hof des Hauses ihres Vorsitzenden Marc Hartmann. Unter einem schmissigen Motto („Bock auf Wild“) bieten sie wirklich Besonderes: Wildschwein-Würste und -Burger. Ohne anderen nahetreten zu wollen: Dies ist die kulinarische Attraktion der Veranstaltung.

Doch das Straßenfest ist darüber hinaus ein Riesen-Musik-Event: 19 verschiedene Formationen auf vier Bühnen, das ist Rekord in der Region. Viele aus Schriesheim, aber auch Top-Acts aus der Nachbarschaft, so „Just for Fun“ unter Leitung von Otto Raad oder Tamara Pusch aus Edingen-Neckarhausen mit ihrer Band.

Den Andrang Tausender von Besuchern aus der Region nutzt der Bund der Selbstständigen (BdS) für seinen Verkaufsoffenen Sonntag. „Etwa 20 Geschäfte machen mit“, berichtet BdS-Chef Rolf Edelmann. Gefeiert werden kann an diesem Montag bis 23 Uhr – mit der T-Band.

Info: Bilderstrecke unter mannheimer-morgen.de/schriesheim

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