Schriesheim. Für Wanderer gibt es kein schlechtes Wetter, sondern nur unpassende Kleidung. Für Rotweinwanderer gilt das erstrecht. Trotz Regens haben sich am Sonntag viele hundert Freunde des Schriesheimer Weins und der Natur an der Bergstraße eingefunden, um sich auf die fünf Kilometer lange Tour durch die Weinberge zu begeben.
„Wein kann man bei jedem Wetter trinken“, bemerkte ein Gast und ließ sich den Rotwein munden. „Ich habe die Rotweinwanderung schon sehr vermisst“, gestand Bettina Sommer, die sich am Stand des Verkehrsvereins erst einmal einen Schriesecco genehmigte. Da fiel ihr Blick auf den Verkauf der Jubiläumslose und den Hinweis, dass man etwaige Gewinne gleich bei den jeweiligen Ständen einlösen könne. „Ich nehme zehn Stück“, sagte sie und kaufte gleich noch ein Weinglas dazu.
Keglerinnen kommen aus der Pfalz
Eine, die noch keine Rotweinwanderung versäumt hat, ist Karin Wagner. Auch sie habe die Jahre ohne vermisst. „Ich glaube, dass wir heute das sechste oder siebte Mal dabei sind“, überlegte sie. Sie war gemeinsam mit ihren Kegeldamen aus der Pfalz in die Weinstadt gereist. Kaum war der letzte Glockenschlag vom Kirchturm der der katholischen Kirche verklungen, setzten die Jagdhornbläser ihre Instrumente an.
Der Vorsitzende des Verkehrsvereins, Joachim Müller, begrüßte die Gäste auch aus den benachbarten Bundesländern Hessen und Rheinland-Pfalz und sogar aus Bayern. Auch Weinkönigin Ann-Kathrin Haas mit ihren Prinzessinnen Luisa Gadzalli und Anna Scheid war gekommen, ebenso wie die Bereichsprinzessin Badische Bergstraße, Sofia Hartmann. Die vielen Gäste, die an diesem regnerischen Sonntag gekommen sind, seien ein Beweis für die Beliebtheit der Rotweinwanderung, wandte sich Bürgermeister Christoph Oeldorf an die Besucher, die teils unter dem Regenschirm standen und ihn schützend über sich und ihr Rotweinglas hielten.
Kulinarische Genüsse in verschiedenen Formen
Wie die Rotweinwanderung, so konnten auch Felix und Franziska Hörisch Zehnjähriges feiern. Sie hatten sich vor genau zehn Jahren bei der ersten Rotweinwanderung kennengelernt und waren jetzt mit ihren beiden Kindern hier. Seit damals haben sie an jeder Weinwanderung teilgenommen, nach der vierten entschlossen sie sich, zu heiraten. In kleinen Gruppen machten sich die Wanderer und Weingenießer gut gelaunt und beschirmt auf die Suche nach den kulinarischen Genüssen in flüssiger und in fester Form, von den Weingütern Rosenhof, Jäck, Bielig und Wehweck, von der Winzergenossenschaft Schriesheim, vom Restaurant „La Perseria“, vom Wirtshaus im Mühlenhof, vom „Foodliner Bernd Müller“ und von „Forschners Schützenhaus“.
„Ich habe bei jedem Stand ein Häppchen gegessen, und überall hat es umwerfend geschmeckt“, schwärmte eine Genießerin und gestand, dass ihr der Wein etwas in den Kopf gestiegen sei: „Ich bin froh, dass ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln gekommen bin.“ Am Ende stellte Verkehrsvereinschef Müller fest, dass die Jubiläums-Rotweinwanderung trotz des bescheidenen Wetters ein voller Erfolg war. Auch Winzer Georg Bielig zeigte sich zufrieden. „Es wäre schöner gewesen, das gute Wetter der letzten Tage hätte sich noch gehalten, doch die Natur braucht nun mal den Regen.“
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