Schriesheim - Nach 16 Jahren Dienstzeit in der Weinstadt verlässt der Geistliche im Juli die Evangelische Kirchengemeinde Ost

Pfarrer Mößner zieht weiter

Von 
Konstantin Groß
Lesedauer: 

Pfarrer Lothar Mößner wechselt von der Evangelischen Kirchengemeinde Schries-heim-Ost im Sommer in Richtung Karlsruhe.

© fer

Er ist gerade in Urlaub, und dennoch ist er derzeit in Schriesheim allenthalben im Gespräch: Denn wie in der Weinstadt bekanntwurde, wechselt Pfarrer Lothar Mößner im Sommer nach 16 Jahren Dienstzeit aus der Evangelischen Kirchengemeinde Schriesheim-Ost nach Kleinsteinbach in den Landkreis Karlsruhe. Dies wurde gestern offiziell bestätigt.

Grund ist die Vorgabe der Landeskirche, möglichst nach zwölf Jahren die Pfarrer-Stelle zu wechseln - eine Zeitspanne, die Mößner bereits um ein Drittel überschritten hat. Bislang wartete er mit dem Wechsel u. a. wegen des Schulbesuches seiner Tochter. Nach deren Abitur steht dem Umzug nichts mehr im Wege.

Grund für die Vorgabe der Landeskirche zum Wechsel ist, dass man sowohl dem Geistlichen als auch seiner Gemeinde etwas Neues ermöglichen will. "Es gibt ja immer Gemeindeglieder, die mit ihrem Pfarrer können oder nicht können", heißt es.

Neue Stelle im Landkreis Karlsruhe

Offiziell verabschiedet wird Mößner in einem Gottesdienst am Sonntag, 17. Juli, 17 Uhr. Seine Nachfolge steht noch nicht fest. Bis dies soweit ist, werden seine Aufgaben von der Pfarrerin der Gemeinde Schriesheim-West, Suse Best, und dem Diakon im Stadtteil Altenbach, Klaus Nagel, mit übernommen. Die drei Standorte bilden ja die Evangelische Kirchengemeinde Schriesheim.

Die Ära Mößner begann, als sein Vorgänger Eckard Hagedorn einen Lehrauftrag in der Schweiz antrat. Mitte November 1999 stellte sich der damals 33-jährige Mößner mit einer Predigt der Gemeinde vor. Das muss Eindruck gemacht haben, denn nur wenige Tage später wurde er von den Kirchenältesten in geheimer Abstimmung einmütig zum Pfarrer in jener Stadt gewählt, in der er während seiner Studienzeit bis 1990 schon einmal gewohnt hatte.

"Er passt zu Schriesheim", betonte der damalige Kirchengemeinderatsvorsitzende Hans Heberle. "Es ist einfach spitze, dass Du da bist", sangen auch die Jüngsten der Gemeinde, als Mößner im Februar 2000 in sein Amt eingeführt wurde. Und auch sein damaliger katholischer Amtsbruder Theodor Seeger zeigte sich überzeugt: "Es werden gute Jahre für Sie in Schriesheim kommen."

Mößner war im öffentlichen Auftreten eher zurückhaltend, scheute sich aber keineswegs, seine theologischen Positionen klar zu vertreten, etwa seine eindeutige Ablehnung des Schwangerschaftsabbruchs. Seine Reden zum Volkstrauertag nutzte er stets, um auch den Bogen zu den Abtreibungen zu spannen. Im November 2002 etwa formulierte er:

"Du sollst nicht töten - gerade dieses Gebot wird heute in unserem Volk mit Füßen getreten. Wir haben zwar in Europa keinen Krieg der Militärs. Aber wir haben einen anderen, fast unsichtbaren Krieg, der sich mitten durch die europäischen Völker und alle gesellschaftlichen Schichten zieht. Dieser fordert seit Ende des Zweiten Weltkrieges Millionen von Opfern. Ich rede von den ungezählten Abtreibungen."

Unterstützung für "Stolpersteine"

In anderen Punkten zeigte sich Mößner eher progressiv, etwa beim Gedenken an die Opfer des Holocaust. In seiner Amtszeit zeigte die Evangelische Kirchengemeinde klar ihre Unterstützung für die Verlegung der "Stolpersteine" in der Stadt; ohne sie wäre diese Aktion politisch noch schwerer durchsetzbar gewesen, als sie es ohnehin schon war.

Ein zentrales Ereignis in Mößners Amtszeit wurden zuletzt die Renovation der Stadtkirche, die Erneuerung der Orgel sowie der Umbau des Alten Gemeindehauses zu einem öffentlich zugänglichen Begegnungszentrum unter dem durchaus programmatischen Namen "mittendrin".

Gegen Ende seiner Amtszeit durfte er zudem vor wenigen Tagen bekanntgeben: Die Christen im Ortsteil Ursenbach gehören künftig nicht mehr in den Odenwald, sondern zu Schriesheim.

Autor

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen