Peinliche Panne

Alles hatte sich so schön angelassen: Der Branich-Tunnel Schriesheim wurde am Samstag mit einem großen Fest eingeweiht und sollte am Sonntag, spätestens am Montag, auch für den regulären Verkehr freigegeben werden. In der Region hätte ein Nadelöhr zwischen Rheinebene und Odenwald verschwinden, die Bevölkerung im Ortskern von Schriesheim wiederum ein gehöriges Stück Lebensqualität zurückerhalten können.

Doch daraus wird zunächst nichts: Die Verkehrsfreigabe wurde gestern bis auf Weiteres abgeblasen. Die Enttäuschung, ja das Unverständnis in der gesamten Region ist riesengroß; davon zeugen nachlesbar die zahlreichen Bekundungen im Netz.

Und in der Tat gibt es nichts zu beschönigen: Das Ganze ist eine peinliche Panne, ja eine riesige Blamage für die Straßenbauverwaltung des Landes, deren Spitzenvertreter am Festtag das Bauwerk vor Fernsehkameras und Rundfunkmikrofonen feierten.

Natürlich ist es richtig, dass Sicherheit vorgehen muss. Nur fragt sich der Beobachter, warum dies nicht vor der offiziellen Einweihung erledigt wurde. Die Tatsache, dass bereits im Vorfeld der jetzigen Verschiebung eine Freigabe "erst im Laufe des Sonntags, wahrscheinlich am Montag" angekündigt war, lässt zudem darauf schließen, dass bereits zuvor Sollbruchstellen erahnt worden sind. Hat man auf die notwendige Verschiebung der Einweihung verzichtet, weil man nicht die öffentliche Kritik befeuern wollte, die sich schon an der chaotischen Vorbereitung der Veranstaltung entzündet hatte? Oder wollte man einfach den eigenen Minister nicht düpieren?

Apropos Minister: Dass der Grüne Winfried Hermann der Versuchung nicht widerstehen konnte, das große Auditorium der Einweihungsfeier für Seitenhiebe gegen seine christdemokratischen Vorgänger und deren an-gebliches Unvermögen zu nutzen, das war gelinde gesagt entbehrlich. Man hätte ihm gerne das Philosophenwort "Oh hättest du doch geschwiegen" entgegengerufen. Nach dem, was gestern geschehen ist, drängt sich nunmehr zusätzlich das Wort von dem auf, der im Glashaus sitzt.