Schriesheim/Mannheim

„Nie mehr ohne Hund in Urlaub“

Die Geschichte machte Schlagzeilen: Während die Halter in Urlaub waren, ließ eine Hundesitterin zwei Tiere stundenlang unversorgt auf einem Schriesheimer Gartengrundstück zurück. Ein Gespräch mit den Hundeshaltern

Von 
Stephanie Kuntermann
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Wieder vereint und daheim: Bianka und Andreas Hausruckinger mit ihren beiden Hunden. © Bianka Hausruckinger

Ihre Herrchen sind schon seit einer Weile wieder zurück, die beiden Hunde sind wohlbehalten zuhause angekommen. Doch sitzt die Erinnerung an die Zeit auf dem Schriesheimer Gartengrundstück tief – nicht nur bei den Menschen, sondern auch bei ihren Vierbeinern. Filou und Max sind zwei der Hunde, die unversorgt auf dem Gelände unweit des Friedhofs gefunden wurden (diese Redaktion berichtete).

Nachbarn riefen damals die Polizei, nachdem die Tiere über Stunden gebellt hatten. Die Beamten verständigten die Tierrettung, die Max und Filou in die Obhut des Weinheimer Tierheims gab; die beiden großen Hunde, die an einer Palette angeleint waren, wurden ihren Besitzern übergeben. Im Fall des Chihuahuas und des Mischlings ging das zunächst über die Tochter, denn die Halter waren verreist. Jetzt sprechen sie über die Entdeckung der Tiere, die Vorgeschichte – und über das, was seither geschehen ist.

Eine Probe-Übernachtung

Die beiden jungen Hunde waren in der Obhut einer Tiersitterin, die Bianka und Andreas Hausruckinger über eine Internetplattform kennengelernt hatten. „Wir waren schon eine Weile auf dieser Facebook-Seite und haben uns das erst einmal angeguckt“, sagt Bianka Hausruckinger.

„Hundesitter gesucht!!!“ heißt das Portal, das als private Gruppe mit bundesweit knapp 45 000 Mitgliedern angelegt ist. Hier kommen Menschen in Kontakt, die einen „Gassigeher“ während der Arbeitszeiten suchen oder eine Stelle, wo die Tiere während des Urlaubs betreut werden. Da das Ehepaar im Mannheimer Stadtteil Rheinau wohnt, wurde nach Anbietern in der Nähe gesucht. Vier oder fünf kamen in die engere Auswahl, mit zweien trafen sich die Eheleute.

Die Frau vom Lindenhof habe einen guten Eindruck gemacht, sagt die Halterin: „Sie hat Hundesitting angeboten und angegeben, dass sie außerdem Hufschmiedin ist und Physiologin für Pferde. So haben wir gedacht, dass sie ein gewisses Grundverständnis hat, auch, was Hunde angeht.“ Im Vorfeld des Urlaubs wurden mehrere „Gassi“-Treffen vereinbart, gefolgt von einer Probe-Übernachtung, zudem kam die „Sitterin“ in das Kosmetikstudio der Eheleute in Rheinau.

Es schien alles gut: „Ich wäre nie darauf gekommen, dass wir so eine böse Überraschung erleben würden.“ Jedenfalls übergab das Paar der Frau alles, was während des Urlaubs gebraucht wurde: Körbchen, Futter, Impfpässe, Medikamente für eins der Tiere und die Transportbox. Es wurde vereinbart, dass die Betreuerin den Haltern jeden Tag Bilder oder Filme schicken sollte, was sie auch tat: Da kamen Aufnahmen, die die kleinen Hunde beim Spaziergang zeigten, doch im Rückblick haben die Eheleute auch daran ihre Zweifel: „Wer weiß denn schon, wo das war?“

Sicher ist, dass sie auf dem Schriesheimer Grundstück waren, was die Betreuerin später mit einer Autopanne erklärte: Der Wagen sei einfach nicht mehr angesprungen, schrieb sie per WhatsApp, teilte mit, dass es ihr „unendlich leid“ tue. Und: „Ich habe die zwei in ihrer Box im Garten abgestellt und bin los, ein Auto organisieren. Leider hat Max in der Zeit bisschen gejault.“

Box voller Exkremente

Dieses „bisschen“ veranlasste allerdings den Einsatz der Helfer. Die Tiere hatten kein Futter und kein Wasser, die beiden Kleinen saßen in der Box, die 60 mal 40 Zentimeter misst. Sechseinhalb Stunden verbrachten sie darin, und einen Tag nach seiner Rettung stellte ein Tierarzt bei Filou Schürfwunden im Maul fest. „Das ganze Zahnfleisch war wund“, berichtet sein Frauchen. Denn der Rüde hatte offenbar versucht, das Nylonfenster seitlich aufzubeißen, um sich zu befreien.

Die Box war beim Eintreffen der Tierretter voller Exkremente, und in der Folgezeit hatte der Mischling starken Durchfall. „Er ist nicht mehr der Alte“, sagt Hausruckinger über das Tier, das seither ängstlich und schreckhaft ist.

Nach dem Urlaub kontaktierten die Eheleute dann als erstes die Polizei, wo man ihnen sagte, dass die Frau bereits angezeigt worden sei; sie ließen sie zudem beim Admin der Facebook-Gruppe sperren, und seitens der Tierrettung erfolgte ebenfalls eine Anzeige bei der zuständigen Stelle in Mannheim.

Neben der offensichtlich verzweifelten Lage, in der sich die Tiere befanden, ist es vor allem der Vertrauensbruch, der die beiden erschüttert; unter anderem stimmte die Versicherung, es seien keine anderen Hunde bei der Betreuung, definitiv nicht. Was war noch alles falsch? Das fragt sich Andreas Hausruckinger: „Wir wissen ja nicht, ob sie noch andere solcher Gärten hat, und wir wissen nicht, ob sie allen Leuten so eine Story erzählt hat, wie sie sie uns erzählt hat. Wer einmal lügt, dem kann man eben nicht mehr vertrauen.“ Auch die Rückgabe der Sachen gestaltete sich schwierig, fährt er fort: „Wir mussten mit dem Anwalt drohen, und auch dann tat sich erst einmal nichts.“ Später fand er die Gegenstände im Hof und ist nur noch erleichtert, dass dort nichts wegkam.

Und welche Konsequenzen zieht das Paar aus dem Erlebten? „Ich würde die Hunde nur noch in Einrichtungen geben, die ich vorher besichtigt habe, ich würde mir Bewertungen anschauen und mich mit anderen Leuten austauschen“, sagt Bianka Hausruckinger. Doch im Grunde wollen die beiden nicht einmal mehr das. Ihr Mann bringt es am Ende auf den Punkt: „Wir machen jetzt nur noch so Urlaub, dass wir die Beiden mitnehmen können. Ohne die Hunde fahren wir nimmer.“

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