Schriesheim. Mitsuko Hoshino wuchs in Japan am Pazifik auf, und die Nähe zum Meer prägte das Verhältnis der Künstlerin zur Natur. „Ich selbst bin Teil der Natur“, so die 56-Jährige heute, und: „Natur inspiriert mich.“ Wie die Wahl-Heidelbergerin das mit traditionellem Mal-Material – Pinsel, Tusche und Japanpapier – und modernen Zutaten in Bilder umsetzt und dabei aktuelle Bezüge herstellt, zeigt das Museum Théo Kerg in seiner ersten Sonderausstellung des Jahres.
„Der Mond schimmert in den Händen“ heißt die mit originellen Ideen aufwartende Schau, die 25 Projekte umfasst, von denen einige für Serien stehen.
Anlass für die Wahl des Titels, der sich auf ein altes japanisches Gedicht bezieht, sei „die aktuelle Lebenswirklichkeit während der Corona-Pandemie“ gewesen, so die Kunsthistorikerin Maria Lucia Weigel in ihrer Laudatio am Sonntag.
Mond mit Gefühlen wie Sehnsucht, Verlangen und Einsamkeit verbunden
Die Künstlerin sah demnach, wie sich auf dem Balkon des Hauses in einer Badewanne das Mondlicht im vom Wind bewegten Wasser spiegelte. Weigel weist darauf hin, dass das Gestirn mit Gefühlen wie Sehnsucht, Verlangen und Einsamkeit verbunden ist, „doch auf der Wasseroberfläche gespiegelt ist es frei, immateriell“.
Ausgehend davon schuf Hoshino die Serie „Schimmernder Mond“, bei der sie Metallic-Lack aus der Autoindustrie auf Japanpapier brachte – bei Änderung des Blickwinkels verändert sich die Farbe von dunkler Bronze zu hellem Messing. Hoshino setze mit sparsamsten malerischen Mitteln den Aspekt des Veränderlichen und zugleich Flüchtigen in Szene, der sich in der Spiegelung des Mondes auf dem Wasser zeige, so die Expertin.
Museumsleiter Tom Feritsch ergänzt, Hoshino arbeite viel im Garten und lasse sich vom Geschehen dort inspirieren, wie das Thema Mond zeige. Das unterscheide sie von vielen Künstlern, die „einfach malen“. Bereits 2023 schuf die Künstlerin mit dem Metallic-Lack Netzstrukturen, die aus Weigels Sicht an organische Gewebe erinnern.
In der japanischen Malerei kreisten die Themen oft um die Natur, sagt sie. „Mitsuko Hoshino folgt der Inspiration, die aus der Anschauung natürlicher Phänomene erwächst, Licht und Schatten, Wind und Wasser. Sie tut dies auf intuitive Weise, erkundet Ideen in assoziativem Vorgehen, lässt sich anmuten ohne vorgefasstes Konzept.“
Ein Beispiel ist die Darstellung von Kiefernnadeln, die der Wind aufeinander geweht hat. Hoshino arrangiert Abdrücke der mit Pigment getränkten Nadeln auf Japanpapier. „Die Nadeln haben dieselbe Gestalt wie das japanische Schriftzeichen für „Mensch“, so Weigel. Und weil das Werk entstand, als viele Flüchtlinge kamen, „sah die Künstlerin eine Verbindung zwischen den vom Winde verwehten Kiefernnadeln und den Menschen, die aus ihrer Heimat wie vom Wind in fremde Gegenden getragen werden“.
Bodeninstallation aus getrockneten und erstarrten Pflanzenfasern
Auch die Themen Bewegung und Verwebung beschäftigen die Künstlerin, die in Tokio traditionelle japanische Malerei studierte. Das zeigt eine an Nylonfäden hängende und scheinbar schwebende Bodeninstallation aus getrockneten und erstarrten Pflanzenfasern. Und da Hoshino ihr Werk laut Weigel permanent überprüft und überarbeitet, zeigt sie von zwei älteren Bildern nun die Rückseite, weil sie dieser inzwischen „den Vorzug“ gibt.
Viele Werke der Schau, die bis 28. Juli samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr im vom Kulturkreis Schriesheim betreuten Museum gezeigt wird, hängen an neuen Stellwänden, die Feritsch zufolge mehr Platz bieten als die bisherigen.
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