Schriesheim

Microkinesi - wie in Schriesheim die Aktivierung der Selbstheilung gelehrt wird

Schriesheim ist der einzige Standort für die Ausbildung in der Microkinsesi-Therapie im Südwesten Deutschlands. Wie diese funktioniert und was sie bewirken soll

Von 
Heike Dürr
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Microkinesi? Nie gehört! So geht es vielen, und das möchte der Verein Microkinesitherapie ändern. Weitere Ziele sind die Sicherstellung einer hohen Qualität der Ausbildung durch Standardisierung sowie die möglichst flächendeckende Versorgung der Patienten mit Therapeuten. Dazu bildet Regina Mayer-Dangl (Bild) – selbst Microkinesi-Therapeutin, Heilpraktikerin und Mitinitiatorin sowie Vorsitzende des Vereins – nun regelmäßig im Seminarraum des DOK:TORs in Schriesheim aus, dem einzigen Ausbildungsstandort im gesamten Südwesten. Teilnehmer der Fortbildung müssen Angehörige medizinisch-therapeutischer Berufsgruppen wie Physio- und Ergotherapeuten, Ärzte, Logopäden, Hebammen oder Heilpraktiker sein. Mehr Menschen sollen so in den Genuss dieser manuellen Therapie kommen, die verspricht, Blockaden zu lösen und die Selbstheilungskräfte des Körpers zu stärken.

Blockaden lösen

Entwickelt wurde der Ansatz in den 1980er Jahren von den französischen Physiotherapeuten und Osteopathen Daniel Grojean und Patrice Benini in Zusammenarbeit mit Naturwissenschaftlern sowie Vertretern traditioneller und chinesischer Medizin. Die beiden suchten nach Lösungen für Patienten mit dauerhaften gesundheitlichen Problemen. Zu Beginn beobachteten sie, dass bestimmte Haut- und Gewebezonen des Körpers auf Gelenkbehandlungen reagierten.

Grosjean reiste in Katastrophengebiete, um zu erforschen, ob und wie der Körper auf Schock oder Traumata – wie zum Beispiel den Verlust von Lebensraum nach einem Erdbeben – reagiert. Daraus entwickelten die beiden einen ganzheitlichen manuellen, alternativmedizinischen Ansatz, der davon ausgeht, dass äußere Einflüsse wie schwere Erkrankungen, Operationen, Unfälle oder psychische oder emotionale Überlastungen den Körper belasten.

Dieser versuche, diese Belastungen zu kompensieren, indem er seine Aktivität im Gewebe von Muskulatur, Schleimhäuten, Faszien und dem Nervensystem verändere. Dadurch, so die Microkinesi, kommt es an verschiedenen Körperarealen zu sogenannten Erstarrungen, die die Fähigkeit des Körpers zur Selbstheilung hemmen. „Der Körper sucht Lösungen, findet sie aber nicht“, beschreibt Mayer-Dangl.

Energie freisetzen

Die Microkinesi-Therapeuten sagen, dass sie diese im Körper gespeicherten Gewebeblockaden mit ihren Händen erspüren können. Dazu begrenzen sie verschiedene Körperbereiche und erhalten nach eigener Aussage über Microbewegungen Auskunft über die Ursachen der Erstarrung oder können körpereigene Regulationsmechanismen aktivieren. „Auch den Zeitpunkt des ursächlichen Einflusses können wir relativ genau eingrenzen“, erklärt Mayer-Dangl.

Dabei müsse das erstarrte Gewebe nicht Ursprung der körperlichen Reaktion sein. Auch Lebensumstände und -möglichkeiten beeinflussten die Reaktionsmuster des Körpers auf äußere Einflüsse. Neben körperlichen Beschwerden sind auch psychische Probleme wie Ängste und Depressionen Gründe für einen Besuch bei einem Microkinesi-Therapeuten. Doch Mayer-Dangl stellt klar: „Wir sind keine Psychotherapeuten“. Das feinstoffliche Verfahren suche nach Lösungen auf Körperebene, ohne zu analysieren. Ziel sei es, Energie freizusetzen, die der Körper für Selbstheilung und Regenerationsfähigkeit nutzen könne.

Für jedes Alter

Bis heute belegen hauptsächlich Physio- und Ergotherapeuten Mayer-Dangls Kurse. Auch sie suchen, wie die Begründer der Methode, nach Lösungen für dauerhaften Beschwerden ihrer Patienten. So wie Mayer-Dangl selbst. Die ausgebildete Tänzerin musste ihren Beruf aufgrund einer Verletzung aufgeben, beschäftigte sich mit verschiedenen Therapieformen und stieß so auf die Microkinesi. Erste Studien würden ihrer Aussage nach die Vorteile der Microkinesi bei Stressmanagement und Schleudertrauma bestätigen.

Therapeutische Erfahrungen bei der Behandlung von Long-Covid-Patienten hat sie in ihrer Praxis in Ulm gesammelt. Doch das Behandlungsspektrum gehe weit darüber hinaus: Angesprochen würden Patienten jeden Alters. „Babys profitieren genauso wie Erwachsene“, so Mayer-Dangl, ihre älteste Patienten war 86 Jahre alt. Das Ziel aller Behandlungen fasst Mayer-Dangl so zusammen: „Wir setzen Impulse, aber der Körper kennt die Antwort.“

Über die Therapie

Microkinesi leitet sich aus den griechischen Wörtern micro (klein) und kinesis (Bewegung) ab.

Mehr Infos im Internet unter: www.microkinesitherpie.de

Die Kosten für die Microkinesitherapie liegen pro Behandlung zwischen 80 und 150 Euro, sie dauert bei Kindern rund 30 Minuten, bei Erwachsenen etwa eine Stunde.

In der Regel wird zwischen zwei Behandlungen ein Abstand von drei bis vier Wochen empfohlen.

In akuten Fällen kann der Abstand verkürzt, bei präventiven Behandlungen entsprechend verlängert werden.

Die Behandlung findet komplett bekleidet statt, im Anschluss wird eine zwei bis dreitägige Regeneration empfohlen.

Der nächste Kurs von Regina Mayer-Dangl in Schriesheim findet am 5./6. April 2023 statt. red

Freie Autorin Schwerpunkt: Portraits

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