Volksfest

Mathaisemarkt: BdS Schriesheim vom Pech verfolgt

Die Leistungsschau ist ein Herzstück des Schriesheimer Mathaisemarktes. Doch diesmal fehlen ihr die Aussteller. Und dann sagt auch noch Festredner Hagel ab.

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Konstantin Groß
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Ministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (2.v.r.) und Rolf Edelmann (r.) beim Rundgang durch die Gewerbeschau beim Mathaisemarkt in Schriesheim. © Marcus Schwetasch

Schriesheim. Rolf Edelmann versucht es mit Humor. „Erst hatten wir kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu“, zitiert der Ortsvorsitzende des Schriesheimer Bundes der Selbstständigen (BdS) die berühmte Fußballer-Weisheit des Ex-Lauterers Uwe Wegmann.

Denn so sehr sich der 69-jährige Treppenbau-Spezialist für die Aktivitäten seines Verbandes auf dem Mathaisemarkt engagiert - und dies nahezu als Einzelkämpfer -, so sehr ist in diesem Jahr einfach der Wurm drin: Das Gewerbezelt zeigt so große Lücken wie noch nie, und dann sagt auch noch CDU-Landeschef Manuel Hagel kurzfristig als Festredner der Mittelstandskundgebung für Montagabend ab.

Leistungsschau ist Tradition und Sorgenkind zugleich

Die BdS-Leistunsschau im eigenen Gewerbezelt auf dem Festplatz gehört zwar zur historischen Identität des Mathaisemarktes, ist aber bereits seit Jahren eines seiner Sorgenkinder. Doch so große Lücken wie diesmal gab es noch nie. Und das hat vielerlei Gründe, erläutert Edelmann. Vor allem: Immer mehr Betrieben fehlt das Personal, um einen Stand eine gute Woche lang von morgens bis abends zu besetzen, und dies für einen nur schwer zu ermessenden Ertrag.

Diesmal kam noch etwas hinzu: Am 28. Dezember, angesichts der Vorbereitungszeit also extrem kurzfristig, teilte die „Perseria“ dem BdS-Chef mit, das Catering im Gewerbezelt nicht mehr übernehmen zu können; Begründung der Gastronomen, die in Schriesheim zwei Lokale betreiben: Personalmangel.

Diesmal sehr kurzfristige Vorbereitungszeit

Ein Schlag! Denn dazu muss man wissen: Catering im Gewerbezelt ist nicht einfach nur Essensausgabe. Mit dem Weinstand Jäck und dem Welde-Bierstand bildet der Gastrobereich den zentralen Anziehungspunkt der Leistungsschau. Und das bedeutet: Ohne Catering keine Leistungsschau.

Doch dank seiner starken regionalen Vernetzung fand Edelmann Ersatz: Samy Ebel aus Plankstadt, die den Schriesheimern bereits vom Wochenmarkt mit ihrem Food Truck bekannt ist.

Gleichwohl konnte die reguläre Acquise für die Ausstellung erst verspätet beginnen. Und so fand etwa das Ausstellertreffen, normalerweise Anfang Januar, erst am 27. Februar statt. Diese verkürzte Vorbereitungszeit hat natürlich Folgen.

Engagement in schwieriger Zeit (v. l.): BdS-Ortschef Rolf Edelmann, Caterin Samy Ebel und Bürgermeister Christoph Oeldorf bei Eröffnung der Mathaisemarkt-Leistungsschau. © Konstantin Groß

Hinzu kamen Einzel-Probleme, für die Edelmann ebenfalls nichts kann: Ein Aussteller sagte ab, weil er nach einem Urlaub langwierige Magen-Darm-Probleme bekam, ein anderer hatte nicht auf dem Schirm, dass der Mathaisemarkt wegen der Fasnacht in diesem Jahr eine Woche später stattfindet und er zu diesem Zeitpunkt auf Reisen in Frankreich ist. Alles einzeln erklärbar, aber in der Summe negativ für das Gewerbezelt.

Erstmals Talkrunde und Fan-Stand des SV Waldhof

Doch auch da konnte Ebel zumindest etwas helfen. Seit vielen Jahren ist die 53-Jährige in der Gastronomie erfahren und auch im Event-Bereich versiert. So sorgt sie im Gewerbezelt diesmal nicht nur für das Catering, sondern erstmals auch für Programm: durch eine Talkrunde mit Gewerbetreibenden, Künstlern und Sportlern; ein entsprechendes Setting mit Clubsesseln und Couchtisch auf einer kleinen Bühne steht dafür in der Mitte des Gewerbezelts bereit.

Außerhalb gelang es Ebel dank ihrer guten Beziehungen zum SV Waldhof Mannheim, den Club zu einem Fan-Stand zu bewegen, der nun direkt am Eingang steht. Sie selbst ist denn auch nicht unzufrieden mit dem, was da auf die Beine gestellt wurde: „Wir hatten ja nur drei Wochen und zwei Tage Zeit.“

Historische Automobile und Verzehrstände locken an

Dennoch bleiben natürlich große Lücken, die nur teilweise mit historischen Automobilen geschlossen wurden. So kann man einen alten VW Käfer bewundern oder einen 40 Jahre alten BMW, der einst dem früheren, inzwischen verstorbenen Heidelberger Oberbürgermeister Reinhold Zundel gehört hat.

Unter der Handvoll Aussteller dominieren diesmal Nahrungsmittel-Produzenten, etwa die Seitz-Mühle aus Schriesheim und der Bauernladen Steinmetz aus Lampertheim. Mit ihrem kombinierten Angebot für „Brot und Wurst“ stoßen sie denn auch auf Interesse. Allerdings ist der Besucherandrang insgesamt geringer als sonst. Am Festzug-Tag, 12 Uhr, war der Bierstand, sonst gerammelt voll, diesmal kaum besucht.

Natürlich sieht auch Edelmann die Probleme. „Noch einmal kann der BdS eine solche Belegung finanziell nicht verkraften“, betont er. Immerhin kostet alleine das Zelt 37.000 Euro. Allerdings habe er für das nächste Jahr bereits mehrere Anmeldungen. Und auch die Stadt will er vermehrt in die Pflicht nehmen. Bei der offiziellen Eröffnung der Leistungsschau am Samstag waren die besorgten Gesichter der Gemeinderäte dennoch nicht zu übersehen.

Hiobsbotschaft aus Stuttgart: Festredner sagt ab

Die hatte Edelmann hinter sich, da erreichte ihn am Sonntagmorgen aus Stuttgart eine weitere Hiobsbotschaft: Manuel Hagel sagt als Festredner für die Mittelstandskundgebung am Abend drauf ab. Als Partei- und Fraktionschef der Landes-CDU sei seine Anwesenheit bei den Koalitionsberatungen in Berlin unabdingbar.

Und das just im 75. Jubiläumsjahr der Mittelstandskundgebung! Seit 1950 hat es nur eine solch kurzfristige Absage gegeben. Und zwar im März 1983. Für Montagabend war Arbeitsminister Norbert Blüm als Festredner vorgesehen. Doch es war der Tag nach der Bundestagswahl. Blüms Anwesenheit war plötzlich in Bonn gefragt, und so sagte er am Morgen des Kundgebungstages ab. Der Stuttgarter Landwirtschaftsminister Gerhard Weiser, ein treuer Freund Schriesheims, sprang kurzfristig ein und kam punktgenau im Festzelt an.

Ministerin Hoffmeister-Kraut war schon 2017 da

Diesmal springt Hagels Parteifreundin Nicole Hoffmeister-Kraut ein. Die Wirtschaftsministerin im grün-schwarzen Kabinett Kretschmann war bereits 2017 Festrednerin, erwies sich damals im persönlichen Gespräch als ausgesprochen sympathisch, als Festrednerin aber enttäuschend. Wie es am Montagabend war, darüber berichtet diese Redaktion ausführlich am Dienstag an dieser Stelle und am Mittwoch in unserer Printausgabe.

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