Schriesheim. An diesem Donnerstag, 15.30 Uhr, war es so weit. Die in einer Weinbauregion wie der Badischen Bergstraße mit Spannung erwartete Nachricht war draußen: Neue Schriesheimer Weinkönigin wird die 22-jährige Ann-Kathrin Haas, Tochter des stellvertretenden Vorsitzenden der Winzergenossenschaft (WG) und 2019/2020 bereits Weinprinzessin. Ihr zur Seite stehen als Prinzessinnen Anna Scheid (17) und Luisa Gadzalli (18). Ihre Krönung erfolgt auf dem Schriesheimer Stadtfest am 20. Mai.
Zur Erinnerung: Beim Mathaisemarkt im März 2020 wurden Weinkönigin Sofia Hartmann und ihre beiden Prinzessinnen gekrönt. Doch unmittelbar danach wurde das Fest wegen Corona abgebrochen, 2021 und 2022 fiel der Mathaisemarkt ganz aus. Die drei Hoheiten blieben zwar im Amt, hatten aber wegen der Lockdowns fast nichts zu tun.
Schriesheimer Weinhoheiten des Jahres 2022/23
Anna Scheid
- Amt: Weinprinzessin
- Geburtstag: 13. Juni 2004
- Eltern: Annette Edelmann-Scheid, PKA, Gerd Scheid, Verwaltungsangestellter BGN Mannheim
- Beruf: 2022 Abitur am Kurpfalz-Gymnasium Schriesheim
- Hobbys: Trompete, Posaunenchor Schriesheim, Jugendposaunenchor Nordbaden, Klavier (bei Dietmar Jöst), Leichtathletik (TVS)
- Verbindung zum Weinbau: durch Tätigkeit im Weinberg von Großeltern Hans und Inge Edelmann sowie Kurt und Gretel Scheid
- Lieblingswein: Weißburgunder
Ann-Kathrin Haas
- Amt: Weinkönigin
- Geburtstag: 30. Dezember 1999
- Eltern: Anja Eidenmüller, Bankkauffrau, Hartmut Haas, Betriebsstellenleiter
- Beruf: gelernte Winzerin, angestellt bei der Winzergenossenschaft und bei der Winfried Krämer GbR
- Hobbys: ihr Hund, Weinbau
- Verbindung zum Weinbau: Vater Hartmut ist stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Winzergenossenschaft, sie selbst war 2019/2020 bereits Weinprinzessin.
- Lieblingswein: Pinot Noir blanc de noir
Luisa Gadzalli
- Amt: Weinprinzessin
- Geburtstag: 22. Oktober 2003
- Eltern: Ute Gadzalli, Bürokauffrau, Ralf Gadzalli, Inhaber einer Firma zur Wasseraufbereitung
- Beruf: Abitur 2021 am Otto-Hahn-Gymnasium Karlsruhe (Eliteschule des Sports), ab September Ausbildung als Zahntechnikerin
- Hobbys: Schwimmen (Trainerin bei der TSG Germania Dossenheim)
- Verbindung zum Amt: Luisa war selbst Kinderprinzessin, Mutter Ute Weinprinzessin, Großmutter Elfriede Weinkönigin.
- Lieblingswein: Grauburgunder
Der Vorstand der WG, von der die drei Weinhoheiten gewählt werden, musste nun entscheiden, wie es weitergehen soll. „Alle Optionen lagen auf dem Tisch“, berichtet Geschäftsführer Manuel Bretschi – von einer nochmaligen Verlängerung für die bisherigen Hoheiten, die von ihrer Amtszeit nichts hatten, bis zur Neuwahl. Der Vorstand unter Karlheinz Spieß beschloss eine Neuwahl.
Was den Zeitpunkt der Krönung angeht, entschied sich die WG, nicht bis zum nächsten Mathaisemarkt zu warten, sondern das anstehende Stadtfest, den inoffiziellen Ersatz für das ausgefallene Event, zu nutzen. „Nach zwei Jahren wollen wir ein Zeichen setzen, dass es endlich wieder losgeht“, so Bretschi. Und auch die künftige Königin stellt ihre Regentschaft denn auch unter das Motto „Zurück zur Normalität“.
Fachwissen und Erfahrung
Mit Ann-Kathrin Haas fand die WG eine ideale neue Königin: mit Fachwissen im Weinbau und Erfahrung im Repräsentieren. 2007 bis 2011 amtierte sie als Kinderprinzessin, 2019/2020 als Weinprinzessin.
Der Weinbau liegt in der Familie. Ann-Kathrins Vater Hartmut ist zwar hauptberuflich als Betriebsstellenleiter tätig, im Nebenerwerb aber Winzer und als solcher stellvertretender Vorsitzender der WG; auch Opa Peter Haas ist als langjähriges Vorstandsmitglied der Genossenschaft und Rebschutzwart bekannt. Insofern keine Überraschung, dass auch Ann-Kathrin eine Ausbildung zur Winzerin begann. Heute ist sie bei der Genossenschaft und dem Winzer Winfried Krämer beschäftigt.
„Schon bei der Abkrönung 2020 habe ich mir vorgenommen, auch Königin zu werden“, berichtet sie. „Als Corona immer weiter ging, hatte ich schon Angst, ob das noch was wird, weil ich dann möglicherweise schon zu alt bin“, erzählt sie. Doch als WG-Chef Spieß sie ansprach, fiel seine Frage auf fruchtbaren Boden.
Auch Luisa Gadzalli, deren Mutter Prinzessin und deren Oma sogar Weinkönigin war, hat selbst Erfahrung, und zwar als Kinderprinzessin. „Schon damals habe ich mir vorgenommen: Wenn ich groß bin, will ich auch Weinhoheit werden“, berichtet sie. Kurz nach ihrem 18. Geburtstag ging ihr Traum in Erfüllung – dank einer Anfrage der Genossenschaft.
Terminkalender der Hoheiten ist voll
Gleiches gilt für Anna Scheid, deren Vorfahren väter- und mütterlicherseits Weinbau betreiben und in deren Silvaner-Wingert am Kuhberg sie seit Kindesbeinen hilft. „Ich wollte schon immer Weinprinzessin werden“, bekennt sie: „Jetzt bin ich glücklich.“ Und man sieht es ihr an.
Die Krönung der Drei erfolgt beim Stadtfest unter freiem Himmel. Sind sie traurig, dass dies nicht im prächtigeren Rahmen des Mathaisemarkt-Festzelts möglich ist? „Nein“, versichert Ann-Kathrin: „Damit ist diese Krönung ja auch eine ganz außergewöhnliche“, schmunzelt die künftige Königin. Und sie fügt hinzu: „Wir sind ja froh, dass das Ganze überhaupt möglich ist.“ Für den neuen Bürgermeister Christoph Oeldorf ist es ebenfalls eine Premiere: „Auch ich bin etwas aufgeregt.“
Wer die drei Hoheiten treffen will, der hat dazu beim Stadtfest ausreichend Gelegenheit. „Am Sonntag werden wir auf jeden Fall die ganze Zeit vor Ort sein“, so Ann-Kathrin.
Im Gegensatz zu ihren Vorgängerinnen werden die neuen Hoheiten zahlreiche Termine wahrnehmen können: „Unser Kalender ist voll“, berichtet Geschäftsführer Bretschi. Neben den eigenen Veranstaltungen und dem Kerwe-Straßenfest gibt es überregionale Events wie den legendären Umzug in Groß-Umstadt.
Was passiert mit dem Kuss-Ritual?
Und wie halten es die Drei mit den Kuss-Ritualen, die ja zuweilen als „sexistisch“ kritisiert werden. „Ich kann damit leben, wenn es nicht aufdringlich ist“, betont Ann-Kathrin. In der aktuellen Corona-Situation sollte es aus diesem Grunde jedoch eher nicht sein, fügt Luisa hinzu. „Geküsst wird nur, wer mir einen aktuellen negativen Corona-Test vorzeigt“, scherzt Ann-Kathrin.
Anstoßen aber ist natürlich erlaubt. Und da passt es gut, dass die Drei, die sich vor ihrer Wahl übrigens nicht kannten, eine ähnliche Weinvorliebe teilen: eher trocken.
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