Schriesheim

In Schriesheim jetzt eine „Lobby für den Artenschutz“

In Schriesheim hat sich wieder eine Ortsgruppe des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) gegründet. Ihre Themen reichen von den Krötenwanderungen bis zu geplanten Windrädern im Schriesheimer Wald.

Von 
Konstantin Groß
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Bislang und auch künftig eine der Hauptaufgaben des BUND Schriesheim: Rettungsaktionen bei Krötenwanderungen. © dpa

Schriesheim. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat nun auch in Schriesheim wieder eine eigene Unterorganisation. Die beiden Ko-Vorsitzenden Florian Knappe und Wolfgang Renkenberger stellten ihre geplanten Aktivitäten nun der Presse vor.

BUND – dieses Kürzel hat in der Schriesheimer Ortsgeschichte einen legendären Klang. Die dort engagierten Naturschützer wurden in den 1990er Jahren überregional bekannt durch ihren Kampf gegen eine illegale Weinbergshütte im Naturschutzgebiet Madonnenberg. Bauherr war der Verein Historischer Weinbau Madonnenberg, in dem Prominente aus der gesamten Region aktiv waren, allen voran Bürgermeister Peter Riehl, Landrat Jürgen Schütz, Behördenleiter, Winzer, Unternehmer.

Die beiden Ko-Vorsitzenden Wolfgang Renkenberger (l.) und Florian Knappe stellen die wieder gegründete Ortsgruppe des BUND Schriesheim vor. © Konstantin Groß

Die damalige Sprecherin des BUND Schriesheim, Helke Hubrich, war es, die durch ihre Petition an den Landtag dafür sorgte, dass die Hütte am Ende gerichtlich für illegal erklärt und abgerissen wurde. Doch was sie sich deswegen aus manch einflussreichen Kreisen in Schriesheim anhören, ja auch erdulden musste, das kann man sich leicht vorstellen. Ende 2021 beendete sie nach 30 Jahren an der Spitze ihre Führungsfunktionen im BUND-Ortsverband, der sich daraufhin auch formal auflöste.

Initiative „Kröwansch“ braucht einen organisatorischen Rahmen

Einige Aktivitäten jedoch gingen natürlich weiter, zuletzt unter Leitung der Ursenbacher Stadträtin Gerlinde Edelmann. Die in Schriesheim zentrale Aufgabe bilden die Rettungsaktionen bei den Krötenwanderungen. Vor allem am Rückhaltebecken bei Altenbach sowie beim Fischteich am Ursenbacher Hof werden jedes Frühjahr um die 800 Tiere gerettet.

Doch mit der Zeit wurde der Initiative „Kröwansch“ (Krötenwanderung Schriesheim) klar, dass sie sich einen festen organisatorischen Rahmen geben muss – auch, um von den Behörden formal als Ansprechpartner angesehen werden zu können, im Falle der Krötenwanderung etwa vom Straßenbauamt. Eine richtige Organisation musste also her.

Motor ihrer Gründung war der Diplom-Geograf Florian Knappe. Drei Jahrzehnte bereits ist er im BUND aktiv, natürlich vor allem in seiner Heimatgemeinde Dossenheim, deren BUND-Ortsgruppe er gegründet und danach fast ein Jahrzehnt lang geleitet hat. Im Rahmen überörtlicher Aktivitäten etwa gegen Genmais kam er in Kontakt mit Dietrich Spangenberg aus Ladenburg und eben Helke Hubrich aus Schriesheim. Und so wurde auch Knappe in der „Kröwansch“ aktiv.

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Zur Neugründung der BUND-Ortsgruppe am 10. Juli wurden die „Kröwansch“-Aktiven eingeladen, aber auch alle BUND-Mitglieder, die in Schriesheim wohnen; die gab es ja natürlich bisher schon auch ohne eigenen Ortsverband. Etwa 20 Interessierte kamen ins Hotel „Ludwigstal“ und riefen die Ortsgruppe ins Leben, indem sie eine Satzung beschlossen und einen Vorstand wählten. Er besteht aus den gleichberechtigten Mitgliedern Florian Knappe, Wolfgang Renkenberger und Petra Nussbaum. Arbeitsgruppen bildeten sich zu einzelnen Themen: Amphibien, Vogelschutz, Biotopvernetzung.

BUND setzt sich für den Schutz des Mauerseglers im urbanen Raum ein

Wichtigste konkrete Aufgabe bleibt der Schutz der Kröten – ausgesprochen wichtig, sind sie doch Indikatoren für negative Veränderungen in Sachen Artenschutz: „Es werden immer weniger“, beklagt Knappe. Und unter ihnen sind fast nur noch Erdkröten, kaum Frösche. Die Ursachen sind vielfältig: zum Beispiel der Rückgang der natürlichen Nahrung durch das Insektensterben oder das Klimawandel-bedingte Austrocknen von stehenden Gewässern.

Beim Vogelschutz nimmt sich der BUND derzeit des Mauerseglers an. Und eruiert dabei, wo im Stadtgebiet er noch zu finden ist, um im Frühjahr Nisthilfen installieren zu können.

Doch der BUND will mehr sein. „Unser Engagement kann sich nicht darin erschöpfen, Kröten zu tragen“, bringt es Knappe auf den Punkt. Der Blick soll stets ganzheitlich sein: „Wir sehen uns als Lobby für den Artenschutz“, formuliert er. Geplant ist daher auch Aufklärungsarbeit, gerade speziell für Kinder, aber auch Einflussnahme auf Planungsprozesse, die den Naturschutz tangieren.

Aktuellen Anlass bietet die Diskussion zu Windrädern im Schriesheimer Wald. Wolfgang Renkenberger hat sich in seiner kommunalpolitischen Funktion als FDP-Stadtrat dazu klar positioniert (und zwar kritisch), will damit jedoch die Haltung des BUND nicht präjudizieren.

„Wir sind nicht gegen Windkraft“, versichert denn auch Knappe: Doch der Artenschutz müsse besonders berücksichtigt und dafür jedes nötige Gutachten erstellt werden. „Das ist so leider rechtlich nicht vorgesehen“, erinnert er: „Das muss man in die Verträge reinschreiben.“ Ebenso wie Ausgleichsmaßnahmen. Viel zu tun also für die neue Ortsgruppe.

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